ACP plant Übernahmen in Deutschland
Die Systemhausgruppe ACP will in den nächsten Jahren ihren Umsatz auf über 500 Millionen Euro verdoppeln. Das geht nur mit Akquisitionen. Übernahmegespräche mit Systemhäusern in Deutschland laufen bereits.
Den Telefonhörer hatte ACP-Chef Stefan Csizy sofort aufgelegt, als er unverfroren gefragt wurde, ob ACP zu kaufen sei. Doch so leicht gab Capvis nicht auf. Die Schweizer Equity-Firma hatte Österreichs größtes Systemhaus schon länger im Visier, und wahrscheinlich waren die Aussichten, die das Capvis-Management Csizy vor Augen führte, letztlich doch zu verlockend, um den Hörer ein zweites Mal auf die Gabel zu knallen: Kapital, um schneller wachsen zu können, Know-how bei Akquisitionen, mittelfristig ein Börsengang. 60 Prozent gaben die ACP-Gesellschafter Anfang dieses Jahres ab, seither sind die Österreicher auf Brautschau, und zwar in ganz Deutschland.
Die Phase der bedächtigen Expansion ist damit zu Ende, der Investor hat die Messlatte hoch gehängt: Bis 2008 soll die ACP-Gruppe ihren Gesamtumsatz auf über 500 Millionen Euro steigern. Fast eine Verdopplung gegenüber den 280 Millionen, die ACP im vergangenen Jahr umsetzte. »Das können wir nur durch Übernahmen erreichen«, ist Walter Gsöll, Leiter Marketing und PR bei ACP, klar. Im Gespräch mit CRN bestätigte der Manager, dass man bereits mit Interessenten in ganz Deutschland gesprochen habe. Vier Systemhäuser, zwischen 35 bis 200 Mitarbeitern, könnten als potenzielle Übernahmekandidaten schon bald in Frage kommen. Auf einen konkreten Zeitpunkt wollte sich Gsöll aber nicht festnageln lassen.
Sanierungsfälle, wie es sie in der Branche zahlreich gibt, will man sich dabei nicht auf den Bauch binden, vielmehr wird ACP so vorgehen, wie bei den zwei Übernahmen der letzten Jahre in Bayern: Akquisition gut positionierter »Platzhirsche«, Beibehaltung des Managements und der Mannschaft. Mit dieser Strategie ist ACP bislang bestens gefahren. Die beiden deutschen Manager Horst Nadjafi (ehemals Network & More, Kolbermoor) und Josef Schmaderer (Ex-Systemhaus Schmaderer, Regensburg) strahlten vergangene Woche auf dem ACP-Forum in München um die Wette. Kein Wunder, denn die Geschäfte hierzulande laufen blendend: Der Umsatz in Deutschland hat sich 2005 auf knapp 30 Millionen Euro verdoppelt. Insgesamt habe die ACPGruppe vergangenes Jahr mit dem besten Ergebnis der Firmengeschichte abgeschlossen.
Dass in Deutschland neben der starken Präsenz von Bechtle Platz für einen weiteren Systemhausriesen ist, davon ist Gsöll überzeugt. »Es gibt hier starke regionale Systemhäuser, die aus eigener Kraft nur bedingt wachsen können.« Gerade die Mainmetropole Frankfurt, an Systemhäusern nicht gerade arm, sei für ACP »eine interessante Region«. Im Heimatmarkt Österreich sieht laut Gsöll der Markt dagegen anders aus: Weitgehend abgeschottet und für ausländische Systemhäuser schwer zu erobern. Vielleicht ist das ein Grund, warum Bechtle hier kein Engagement riskieren will und Computacenter mit dem Verkauf der Landesgesellschaft an Systemintegrator S&T die Segel in Österreich gestrichen hat.
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