Der Provider 1&1 Internet AG investiert in das Gebäude der ehemaligen Brennelementefabrik in Hanau fast 15 Millionen Euro. Bis Ende nächsten Jahres soll hier das größte Internet-Rechenzentrum des Unternehmens entstehen.
Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) trumpfte vor der versammelten Presse in der alten Atomfabrik ordentlich auf: Das geplante, neue 1&1-Rechenzentrum sei für seine Stadt eine »Zeitenwende« und eine »entscheidende Zäsur«. Politiker neigen bekanntlich zu Übertreibungen und schlagzeilenträchtigen Formulierungen. Dennoch können die Bewohner in Hanau bei Frankfurt künftig guten Gewissens damit werben, dass sie die Geburtsstadt der Brüder Grimm sind – und nicht mehr die Stadt eines der umstrittensten Atomprojekte Deutschlands. Anstatt als Produktionsstandort für Brennstäbe aus angereichertem Uran und Plutonium wird die Hanauer Atomfabrik voraussichtlich ab November 2009 als Betriebsstätte für bis zu 100.000 Dedicated Server dienen. Von diesem Typ setzt der Provider 1&1 weltweit über 55.000 Rechner ein, die jeweils einem Geschäftskunden vollständig zur Verfügung stehen.
Außerdem bietet das neue Rechenzentrum ausreichend Reserven für künftige Software as a Service-Dienste und Cloud Computing. In beiden Bereichen sieht 1&1 Expansionschancen. In den Aufbau des neuen Rechenzentrums investiert 1&1 in einem ersten Schritt rund 10 bis 15 Millionen Euro. Während der Imagegewinn für Hanau sicherlich groß ist, entstehen hier jedoch nur rund 20 neue Arbeitsplätze. So trommelte der Hanauer OB vor dem 1&1-Vorstand denn auch dafür, dass bei den Baumaßnahmen doch Handwerker aus der Region bedacht werden und der Öko-Strom künftig von den ortsansässigen Stadtwerken geliefert werden könnte.
Wie bei den anderen 1&1-Datenzentren im Raum Karlsruhe sowie im US-Bundesstaat Kansas auch, wird der Standort Hanau künftig ausschließlich Strom aus regenerativen Quellen beziehen. Zudem will 1&1 hier die Energieeinsparung vorantreiben: Der Gebäudekomplex und die umliegende Fläche bieten ausreichend Platz, um energiesparende Freikühler aufzustellen, die die Außentemperatur zur Kühlung nutzen und so den Stromverbrauch reduzieren. Auch bei den Servern selbst werden Komponenten mit niedrigem Stromverbrauch eingesetzt.
Mit der Nutzung durch 1&1 endet die unrühmliche Geschichte der Atomfabrik »Neue MOX«, mit deren Bau Ende der 80er Jahre begonnen wurde. Ursprünglich sollten hier so genannte Mischoxid- Brennstäbe aus angereichertem Uran und Plutonium produziert werden. Nach jahrelangen Protesten und politischen Querelen beschloss 1995 die Siemens AG, die niemals in Betrieb gegangene Anlage aufzugeben. Vor zwei Jahren wurden die Anlagen in Hanau endgültig aus dem Regelungsbereich des Atomgesetzes entlassen – eine wichtige Voraussetzung für das Engagement von 1&1.
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