Virtualisierung: Das Potenzial für den Handel wächst

Aus zehn mach eins

15. November 2007, 5:56 Uhr | Michael Hase

Virtualisierung hilft dabei, Hardware zu reduzieren und Energie zu sparen. Mit dem Hexeneinmaleins hat das weniger zu tun als mit der effizienten Nutzung von Systemressourcen. Das Thema wird zunehmend auch für kleinere Unternehmen relevant, so dass sich mehr und mehr Chancen für den IT-Fachhandel ergeben.

Umziehen bedeutet Stress. Ein Lied davon kann die Bezirksregierung Münster singen. Deren zentrales Gebäude an der Verbindung zwischen Domplatz und gotischem Rathaus erwies sich 2004 als Sanierungsfall. Einen besonderen Einschnitt bedeuteten die erforderlichen Bauarbeiten für die IT-Abteilung: Die wurde während der Sanierung nicht nur in einem Nebengebäude untergebracht. Obendrein verlangte die Behördenleitung, dass der IT-Betrieb trotz des Umzugs ohne jede Unterbrechung weiterlief.

Wenn das gelingen sollte, so war IT-Leiter Ralf Pöppelmann klar, dürften seine Leute die produktive Hardware überhaupt nicht bewegen. Die Lösung bestand darin, die gesamte IT-Infrastruktur, zu der rund 80 Server gehörten, mit Hilfe von VMware- Produkten vollständig zu virtualisieren. Im Nebengebäude richteten dieWestfalen sechs Server ein, die in der Lage waren, die virtuellen Maschinen aufzunehmen. Anschließend konnte der Umzug des Rechenzentrums komplett über die Datenleitung erfolgen. So war der Rückumzug, bei dem Ende des vergangenen Jahres die Hälfte der Infrastruktur wieder im sanierten Hauptgebäude eingerichtet wurde, fast schon Routine.

Im Ergebnis besitzen die Münsteraner jetzt ein virtuelles Rechenzentrum mit zwei Standorten, deren Daten über ein Storage Area Network (SAN) gespiegelt sind. Die hohe Verfügbarkeit, die daraus resultiert, ist nur einer der Effekte des Umzugsprojekts. Ein wesentlicher Ertrag bestand darin, dass sich die physische Hardware der Bezirksregierung von 80 auf insgesamt acht Server reduzierte. Ein solches Verhältnis von zehn zu eins klingt zunächst spektakulär, ist aber bei Virtualisierungsprojekten nichts Außergewöhnliches. »Die durchschnittliche Konsolidierungsrate liegt deutlich über zehn zu eins«, betont Jürgen Kühlewein, Director Partner Organization bei VMware. Zugleich nennt er Referenzen wie das Schweizer Reiseunternehmen Kuoni, das je 30 physische Server durch virtuelle Maschinen auf einer Hardware ersetzte, und die Energie AG Oberösterreich, die eine Konsolidierungsrate von 25 zu eins erzielte.

Freilich werden bei einer solchen Server- Konsolidierung alte Rechner durch leistungsfähigere Maschinen ersetzt. Bei vergleichbaren Systemen kann durch Virtualisierung aber immerhin ein knappes Drittel der Rechner abgeschaltet werden, wie es Wolfgang Schwab, Senior Advisor bei der Experton Group, auf eine vereinfachte Formel bringt (siehe Interview, Seite 52). Im Einzelfall hänge das Potenzial aber »von der Art der Workloads auf den Servern und den Service Level Agreements« ab.


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