Überall und jederzeit
Konvergenz – Der Trend geht in Richtung Software-IP-Anlagen – dies zeigt auch Microsoft mit dem Office-Communication-Server deutlich. Wie und wo eine IP-Telefonie-Anlage betrieben wird, muss jedes Unternehmen selbst entscheiden. Dies alles wird von mobiler Konvergenz ummantelt.

Lange Zeit lebten TK-Hersteller und -Händler vom Verkauf herkömmlicher Telefonanlagen und -apparate. Dank Voice-over-IP verändert sich die Telefoniewelt nun deutlich: Alles geht in Richtung Software. An Stelle von Spezialhardwaresystemen geht es in Richtung von Standard-Server, auf denen ein Softswitch läuft. Softphone-Clients lassen Telefone vom Schreibtisch verschwinden. Weiter wird die Telefonie dank IP ihren eigenständigen Charakter verlieren. Sie ist dann ein Bestandteil von Anwendungslösungen, die Daten und Collaboration zusammenbringen. Dank mobiler Konvergenz wird dies alles in einem Smartphone oder Laptop weltweit und rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Software-IP-Telefonie-Anlagen waren jedoch nicht der erste Schritt. Zunächst erweiterten TK-Hersteller ihre Systeme um IP-Komponenten zu sogenannten Hybrid-Systemen. Daneben entstanden IP-Lösungen, die auf Spezialhardware liefen und sich über Einschübe erweitern ließen. Es zeigte sich aber, dass reine Software-PBX-Anlagen mehr Flexibilität und Ausbaufähigkeit als auf Hardware basierende Systeme ermöglichten.
Ursprünglich mischten im VoIP-Geschäft vor allem TK-Hersteller wie Avaya/Tenovis, Alcatel, Nortel oder Siemens mit. Mit IBM oder Microsoft kamen dann auch Software-Hersteller ins Spiel. Mit dem Office-Communications-Server (OCS), Exchange-2007, dem Office-Communicator und Outlook bietet Microsoft zum ersten Mal eine Lösung, die IP-Telefonie, Instant-Messaging, E-Mail, Collaboration, Video-Telefonie und -Conferencing zusammenbringt. Microsoft ist allerdings ein Software-Hersteller, dem die Telefonie-Erfahrungen fehlen. Wohl auch aus diesem Grund hat Microsoft eine enge Kooperation mit Nortel begonnen. Dabei integriert Nortel ihren VoIP-Server in den OCS. Aber auch andere Hersteller wie Avaya, Cisco oder Siemens arbeiten mit Microsoft zusammen, um etwa den Office-Communicator mit ihrem eigenen Unified-Communications-Client zu erweitern.
Parallel zum Trend zu Software-Anlagen hat sich auch das Rennen um den VoIP-Standard entschieden: SIP kommt vor H.323. Dies zeigt sich auch daran, dass Cisco mit der Version 5 des Unified-Callmanager diesen um SIP erweitert hat und für alle eigenen Telefone auch ein SIP-Upgrade anbietet. Gleichzeitig ermöglicht SIP, dass an einer IP-Anlage neben den IP-Systemtelefonen auch andere günstigere SIP-Apparate arbeiten können. Grundsätzlich steht dem aber auch nichts entgegen, die ganze Funktionalität in einem Softclient abzubilden. Beispielsweise passen dann entsprechende Skins das Telefon an den jeweiligen Arbeitsplatz an. Softclients haben zudem den Vorteil, dass sie verschiedene Kommunikationsformen wie Instant-Messaging, E-Mail, Video, VoIP oder Video-Conferencing in einem System zusammenführen können. Damit werden VoIP-Telefone, die auch nichts anderes als ein Spezial-PC sind, in den meisten Fällen langfristig wegfallen.
Mit VoIP muss die Telefonie-Anlage nicht mehr im Unternehmen stehen, statt dessen mieten insbesondere kleinere Betriebe Telefonie-Ports bei einem Service-Provider. Dieser betreibt dazu eine IP-Centrex-Lösung. Wahlweise gibt es den Hosted-PBX-Ansatz. Auch hier steht die Anlage beim Provider. Diese nutzt aber immer nur ein Unternehmen. Als dritte Möglichkeit steht das Telefon-System im Unternehmen. Den Betrieb übernimmt aber ein Dritter als Managed-Service. Schließlich kann ein Unternehmen aber auch wie bisher alles im eigenen Haus machen. Was passt, hängt beispielsweise von der Größe des Unternehmens oder dem Sicherheitsbedürfnis ab.
Die Verknüpfung der TK-Anlage mit anderen Systemen gibt es unter dem Stichwort Computer-Telephony-Integration (CTI) schon länger. Sie hat sich aber wegen des Aufwands nicht auf breiter Basis durchgesetzt. Unified-Communications greift diese Integration unter dem Vorzeichen IP wieder auf. Hierfür gewinnen Web-Services an Bedeutung. Gerade die Verknüpfung mit anderen Systemen halten viele für einen großen Vorteil von VoIP. Zentraler Bestandteil des Ganzen ist Präsenz-Management. Das System weiß, wie der Anwender erreichbar ist. In Abhängigkeit davon wählt es beispielsweise das passende Kommunikationsmedium aus.
Für den mobilen Einsatz bieten Hersteller passende Telefonie-Clients für mobile Endgeräte an. Aber auch Softphones in Laptops lassen diese Geräte zu einer Nebenstelle der IP-Anlage werden. Arbeitet das Softphone innerhalb eines Web-Browsers, gibt es weitere Einsatzmöglichkeiten.
Neben den Hersteller-IP-Systemen hat sich auch die Opern-Source-Lösung Asterisk etabliert. Sie ist zwar schwer zu administrieren. Aber dafür gibt es mittlerweile passende Ergänzungen und Unternehmen, die den nötigen Support anbieten.
wve@networkcomputing.de