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Yorizon-Studie

Kommunen noch im KI-Versuchsstadium

Nur 18 Prozent der kommunalen Entscheider:innen sehen die eigene Kommune gut auf Digitalisierung vorbereitet, beim Thema KI sind es sogar nur 9 Prozent. Das sind nur zwei der ernüchternden Ergebnisse einer repräsentativen Studie von Yorizon, einem Joint-Venture-Start-up von Hochtief PPP Solutions und Thomas-Krenn.

Autor: Sabine Narloch • 22.10.2025 • ca. 2:15 Min

© Sasin Paraksa-shutterstock.com

Bei den Zukunftsthemen Digitalisierung, KI und Nachhaltigkeit herrscht in vielen kommunalen Verwaltungen offenbar noch Unsicherheit. Das legen zumindest die Ergebnisse einer bundesweit repräsentativen Yorizon-Studie nahe. Die Befragung von 1.500 Entscheider:inen in kommunalen Verwaltungen wurde vom Marktforschungsinstitut Civey im Auftrag des Cloudanbieters Yorizon von Juli bis August 2025 durchgeführt.

Zwar gaben 40 Prozent der Befragten an, KI bereits im Einsatz zu haben und damit erste Erfahrungen gemacht zu haben. Doch nicht einmal jeder Zehnte sieht sich gut oder eher gut auf KI-Nutzung vorbereitet. Die meisten Kommunen würden sich laut Studienautoren noch im KI-Versuchsstadium befinden, nur wenige hätten konkrete Pläne für einen sicheren und breiten Einsatz.

Public Sector
© Yorizon

Jeder Vierte (23,4 Prozent) gab an, keine bestimmten Zielsetzungen in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und KI-Nutzung zu haben. Jeder Fünfte (19,5 Prozent) wusste nicht, ob es zu diesem Thema Zielsetzungen gab. Nur 18 Prozent der Befragten sehen ihre Kommune gut auf die Digitalisierung vorbereitet; bei den Nachhaltigkeitszielen bejahten dies 21 Prozent, beim Thema KI jedoch nur 9 Prozent.

„Interessant ist, dass diejenigen, die in einem der drei Zukunftsthemen konkrete Zielsetzungen formuliert und zumindest auf Führungsebene kommuniziert haben, diese oft auch mit den jeweils anderen Feldern verbinden“, erläutert Andreas Schweinar, Co-CEO von Yorizon. „Diese Kommunen scheinen ein tieferes Verständnis dazu zu haben, dass gerade aus dem Zusammenspiel von Digitalisierung, intelligenten Prozessen und klaren Nachhaltigkeitszielen wertvolle Synergieeffekte, innovative Impulse und höhere Wertschöpfung aus Investitionen entstehen.“

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Willkürliches Versuchsstadium birgt Risiken

Die eher willkürliche KI-Nutzung birgt nun viele rechtliche und strategische Risiken, was den befragten kommunalen Entscheider:innen offenbar auch klar zu sein scheint; so wurden als wichtigste kritische Aspekte die Datenschutzrisiken sowie fehlende Fachkompetenz genannt.

Nur 35 Prozent der befragten Entscheider:innen können aktuell die Frage, ob ihre Kommune über eine Strategie zur Abwehr von Cyber-Angriffen verfügt, positiv beantworten, über 40 Prozent wissen nichts dazu. Den digitalen Sicherheitsrisiken, denen gerade kommunale Verwaltungen mit hochsensiblen personenbezogenen Daten gegenüberstehen, wird demnach noch längst nicht flächendeckend Rechnung getragen.

Von denjenigen wiederum, die sich gut auf die Digitalisierung vorbereitet fühlen, gaben 71,6 Prozent an, dass auch für die IT-Sicherheit gesorgt sei.

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Bemerkenswert ist, dass die fehlende Standardisierung bei KI für die meisten kein Problem darstellt, wohingegen die Abhängigkeit von externen Anbietern ein zentrales KI-Gegenargument ist. „Dies verdeutlicht, dass hinsichtlich KI noch erheblich Aufklärungs- und Handlungsbedarf besteht“, so Schweinar weiter. „Gerade durch Standardisierung kann für KI-Anwendungen sichergestellt werden, dass eben keine Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern entstehen und damit auch Kostenfallen vermieden werden. Standardisierung ist zudem die zentrale Voraussetzung, um bei KI-Anwendungen grundlegend rechtliche und ethische Regelungen umzusetzen und zu kontrollieren.“

Nachhaltigkeitsaspekt spielt untergeordnete Rolle

Wurden die kommunalen Entscheider:innen direkt gefragt, ob sie Rechenzentrumsanbieter bevorzugen würden, die mehr Nachhaltigkeit in die IT bringen, stimmten dem 45,9 Prozent zu. Für 21,6 Prozent jedoch ist das kein relevantes Thema. Insgesamt zeigt die Umfrage, dass in Kommunen noch sehr auf den klassischen Betrieb eigener Rechenzentren gesetzt werde. Allerdings halten 43 Prozent der Befragten lokal betriebene, cloudbasierte Rechenzentren für eine realistische Alternative zu klassischen Rechenzentren. Die Zustimmungsrate sei über alle Befragten vergleichbar, unabhängig vom Reifegrad in Digitalisierung KI oder Nachhaltigkeit.