Betriebssysteme fürs Handy
Betriebssysteme fürs Handy Wer ein Business-Handy sucht, hat die Qual der Wahl. Entscheiden sollte nicht das schicke Äußere, sondern vor allem das Betriebssystem.




Smartphones leben vom Betriebssystem. Es bestimmt über Features, Leistung und Sicherheit, liefert die Schnittstellen für Zusatzanwendungen und das Management. Fünf davon – Blackberry, Linux, Palm, Symbian und Windows Mobile beherrschen den Markt. Neu kommt demnächst Apple mit dem iPhone. Wichtig für Geschäftsanwender sind die Business-Funktionen Text- und Tabellenverarbeitung, das Einklinken in Geschäftsprozesse, Funktionsvielfalt ohne Managementaufwand, Sicherheit und einfache Verwaltung. Multimedia-Features dagegen sind für Business-Anwender unwichtig.
Symbian: Die Nummer Eins Marktführer Symbian wurde von Nokia, Sony Ericsson und anderen Herstellern lizenziert. Im 3. Quartal 2006 lief das Betriebssystem laut Canalys auf 73 Prozent aller Smartphones, rund 100 Millionen weltweit. Es bietet WLAN-, 3G und 2,5-G-Support. Durch seine Plugin-Architektur lässt sich leicht Software hinzufügen. Das unterstützt Differenzierungsversuche der Hersteller. Symbian ist frei lizenzierbar. Seine Schnittstellen liegen offen. Die Plattform kooperiert mit Push-E-Mail-Systemen wie Intellisync, das jetzt Nokia gehört, und Blackberry Connect. Version 9 besitzt ein Framework, um auf Smartphones aus dem Hintergrund neue Dienste zu implementieren, Probleme zu analysieren oder Anwendungen zu testen. Leider infizieren gelegentlich Viren, Trojaner und anderen Schädlinge die Symbian-Geräte. Das System wird nun mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen ausgerüstet. So brauchen Anwendungen eine Erlaubnis, um auf Telefonfunktionen zuzugreifen. Trotz seiner weiteren Verbreitung ist Symbian weniger populär als RIM. Verglichen mit Microsoft, mangelt es an Anwendungsintegration.
Linux/Palm: Offene Welt ohne Standards Linux profitiert von seiner weltweiten Developer-Community, die gern auch mobile Anwendungen schreibt. Deshalb und weil Linux frei erhältlich ist, verwenden es Handyhersteller wie Fujitsu, Motorola, NEC, Panasonic oder Samsung. Allerdings gibt es zu viele Dialekte und keinen Standard, weshalb die verschiedenen Linux-Telefone nicht zusammenarbeiten. »Das ist im Vergleich zu Symbian und Windows Mobile ein großer Nachteil«, konzediert Haila Wang, der Präsident es Linux Phone Standards (LiPS) Forum. Es soll Spezifikationen für das mobile Linux festlegen. Dazu gehören APIs für Messaging, Presence und Sprachanrufe, Anwendungen und Gerätemanagement. Auf die LiPS-Standards setzt der japanische Mobilsoftware-Spezialist Access, der Palm Source, den Hersteller von Palm OS, übernommen hat. Er will Linux für Smartphones unter dem Namen Access Linux Platform einführen. Die Software von Access gilt als sehr verlässlich und sicher. 120 Open-Source-Komponenten wurden hier integriert und für Smartphones optimiert. Access Linux unterstützt Palm-Anwendungen mittels einer Emulationsschicht. »Da es nun einmal 400000 Palm-Entwickler und 29000 Anwendungen gibt, ist das wichtig«, betont Didier Diaz, Senior Vice President strategisches Produktmanagement bei Access. PalmOS läuft derzeit auf einigen Modellen des Palm Treo und liegt im Smartphone-Markt mit zwei Prozent Anteil im dritten Quartal 2006 an fünfter Stelle. NTT Docomo, NEC, Motorola, Panasonic, Samsung und Vodafone planen derweil ihr eigenes mobiles Linux. Daneben unterstützen sie Symbian. Das Gremium muss jetzt Schnittstellen entwickeln, die die Anwendungen Geräte übergreifend unterstützen, zudem müssen Referenzcode, Tools und Referenzarchitekturen her. Langfristig wird aber wohl nur Platz für ein Linux auf dem Markt sein.
Windows Mobile: Der Integrationsweltmeister Windows Mobile hat einen großen Vorteil: Man braucht seit dem aktuellen Feature Pack aus dem Jahr 2006 keine Middleware für Wireless E-Mail mehr, wenn die Software zusammen mit Exchange Server 2003 eingesetzt wird. Andererseits beklagen sich Anwender über häufige Abstürze und Speicherknappheit, sobald mehrere Programme parallel laufen. Derzeit ist Version 5.0 aktuell. Das Interface erinnert an Windows und wird daher von den meisten Anwendern schnell verstanden. Verfügbar sind zwei Varianten: Die Smartphone-Lösung, zum Beispiel auf Motorolas Moto Q, empfiehlt sich nur für drahtlose E-Mail, Terminverwaltung und Sprachnotizen. Die Version für Pocket-PCs, verfügbar etwa auf Palms Treo 700w, kommt mit Mobil-Versionen der wichtigsten Office-Anwendungen und ist daher für Geschäftsleute besser geeignet. Für Windows-lastige Unternehmen ist diese Lösung zweifellos empfehlenswert, zumal Windows Vista mit einem Mobile Device Center kommt. Es registriert automatisch vorhandene Windows-Mobile-Geräte und synchronisiert sie mit Outlook und Office auf dem Arbeitsplatz-PC. Bis Microsoft allerdings mit Symbians Erfahrung mithalten und gegen RIMs Spezialisierung powern kann, dürfte es dauern.
Blackberry: Der Push-Spezialist RIM ist weltweit die Nummer 4 bei mobilen Betriebssystemen. Der Hersteller bietet die beste Kombination von Mobiltelefon, Serversoftware, Push-E-Mail und Sicherheit aus einer Hand. Blackberry OS unterstützt 1500 Business-Anwendungen. Geschrieben sind sie in Java, sodass sie auf verschiedenen Endgeräten und Mobiltechnologien laufen. Derzeit ist Version 4.1 oder 4.2, je nach Endgerät, aktuell. Der Hersteller entwickelt Blackberry OS kontinuierlich weiter. So kündigte er vor einigen Monaten Software an, mit der sich Mobilanwendungen erstellen, verteilen und verwalten lassen, und zwar unabhängig davon, ob die Endgeräte auch mobile Mail nutzen. Mit RIM können Administratoren den Netzzugang genau steuern. Blackberry OS unterscheidet zwischen vertrauenswürdigen Anwendungen mit umfassenden Zugriffssrechten und anderen Anwendungen, deren Zugriffsrechte beschränkt sind. Daten werden beim Transport zwischen Smartphones und dem Blackberry-Server auf der gesamten Strecke verschlüsselt. Allerdings hat RIM auch Schwächen: Die Software wird nicht frei lizenziert. Die E-Mail-Push-Funktion funktioniert nur mit wenigen Geräten außer dem Blackberry, nämlich einigen ausgewählten Modellen von Nokia, Palm und Samsung. Das könnte sich längerfristig negativ auswirken.