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Bluetooth bekommt einen Bruder

Bluetooth bekommt einen Bruder. Auf dem Intel Developer Forum in San Francisco gab der Hersteller einen Ausblick auf den Stand der Entwicklung bei der auch als »Wireless USB« bezeichneten Technologie »Ultra-Wideband Wireless« (UWB). Intel-Experten erwarten, dass die Standardisierung demnächst abgeschlossen ist. UWB soll als kabellose Technologie Daten innerhalb kurzer Reichweite mit einer Bandbreite bis zu 480 Mbps übermitteln und so im vernetzten Heim Träger von Audio- und Video-Daten werden.

Autor:Redaktion connect-professional • 20.7.2005 • ca. 2:55 Min

Bluetooth bekommt einen Bruder

Zwei Industrie-Konsortien konkurrieren derzeit noch um die UWB-MAC und -PHY-Spezifikation, den kommenden Standard IEEE 802.15.3a für »Ultra-Wideband Wireless« (UWB), auch »Wireless USB« genannt: die Multiband OFDM Alliance (MBOA) und das UWB Forum. Zwar haben sich in der MBOA mehr und schlagkräftigere Firmen gesammelt, Experten schließen jedoch nicht aus, dass möglicherweise zwei inkompatible Sorten UWB in den Markt kommen. In Europa muss UWB zudem noch diverse regulatorische Bedenken überwinden. Die Technik nutzt ein sehr großes Frequenzband (mehr als 500 MHz) im Mikrowellenbereich zwischen 3,1 GHz bis 10,6 GHz. Existierende Funkanwendungen, so die Befürchtung, könnten dadurch gestört werden.

»Aufgrund der extrem hohen Bandbreite konkurriert UWB jedoch dann nicht direkt mit Bluetooth, sondern faktisch eher mit dem kommenden Wireless LAN IEEE 802.11n-Standard, der Bruttoraten bis zu 500 MBit/s im lizenzfreien ISM-Band liefern soll«, erklärt AVM-Sprecher Urban Bastert gegenüber Computer Reseller News. Wie UWB soll auch 802.11n im vernetzten Zuhause Träger von Audio- und Video-Daten werden.

Großer Vorsprung für Bluetooth

Auch Peter Scherer, General Manager des Bluetooth-Spezialisten Troy, sieht durch UWB »keine unmittelbare Gefahr für Bluetooth«. Außerdem werde es wie bei Bluetooth und anderen neuen Technologien eine Zeitspanne von zwei bis vier Jahren geben, bis Applikationen und Geräte sich auf dem Markt etabliert haben. »Die Wegbereiter für die Akzeptanz von Bluetooth waren die Entwicklung von Applikationsprofilen und eine allmähliche Preisreduzierung bei Bluetooth- Chips«, erinnert sich Scherer. Dieselbe Ansicht herrscht auch bei AVM: »Bluetooth hat den großen Vorteil, dass es eine im Markt real existierende Technologie ist. Wöchentlich verlassen mehrere Millionen Bluetooth-Chips die Fabs und werden in verschiedenste Gerätetypen verbaut: Handys, Headsets, PCs und PC-Adapter, Drucker und Druckeradapter, Mäuse, Stereo-Kopfhörer, etc.«, zählt Bastert auf. »Mit Version 2.0 erfährt Bluetooth noch einen gewaltigen Impuls, weil die Netto-Datenrate verdreifacht wird und erschließt sich den AV-Bereich.« Als Beispiel nennt er etwa einen TV-Adapter mit Bluetooth von Sony Ericsson.

Kein Wunder also, dass es in der UWB-Community Überlegungen gibt, UWB als Träger für den Bluetooth-Protokollstack einzusetzen und so Bluetooth-Konzepte und -Anwendungen auch mit UWB zu nutzen. Die Vorteile der UWB-Funk-Plattform wären dann der niedrigere Stromverbrauch und die Fähigkeit, im selben Frequenzspektrum mit anderen Funktechnologien zu koexistieren ohne sich gegenseitig zu stören. Ein Nachteil ist jedoch, dass aufgrund der Komplexität der Technologie auch die Dies größer ausfallen müssen.

Erfolg nicht vor 2007

Die Marktforscher sind dennoch zuversichtlich, was das Potenzial der kommenden Technologie angeht. In einem Bericht der Marktbeobachter von Unstrung Insider etwa wird den zahlreichen UWB-Startups durchaus zugetraut, einen Markt zu schaffen, der sogar größer werden könnte als das Volumen von Wifi und Bluetooth zusammengenommen. Die Studie mit dem Titel »Ultrawideband: Spectrum for Free« geht von einem Marktvolumen für UWB von 630 Millionen US-Dollar im Jahr 2007 aus. Bis es so weit ist, greift aber die alte Dialektik von Massenproduktion und Preis: Günstige Preise sind erst mit Massenproduktion zu erwarten, Massenproduktion ist erst möglich, wenn Massennachfrage da ist, die wiederum von einem günstigen Preis abhängt. Bluetooth-Module kosten derzeit knapp fünf Dollar, UWB-fähige Lösungen jedoch sollen nach Schätzungen, etwa der Experten von Belkin, zu einem Preis von ungefähr 18 bis 20 Dollar auf den Markt kommen. Den Preispunkt von fünf Dollar traut Belkin UWB nicht vor 2008 zu.

Bis die ersten Produkte im deutschen Markt zu haben sein werden, wird es also noch etwas dauern. D-Link etwa verfolgt den Trend zunächst in den USA, in Europa sollen Produkte im Markt eingeführt werden, sobald sich ein entsprechender Standard abzeichnet. »Drahtloser Zugang zu DSL und ISDN erfordert immer Funk-Reichweiten, die deutlich größer sind, als die 10 Meter von UWB. Von daher sieht AVM nicht unmittelbar Bedarf an UWB«, gibt sich auch Bastert zurückhaltend. »Wenn künftige Produkte von AVM Bedarf an kurzreichweitiger, breitbandiger und drahtloser Übertragung haben, werden unsere Entwicklungsingenieure aber auch dieser Technik aufgeschlossen gegenüberstehen«, hält sich der Berliner alle Optionen offen.

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INFO

AVM GmbH
www.avm.de

Belkin GmbH
www.belkin.de

D-Link (Deutschland) GmbH
www.dlink.de

Troy GmbH
www.troygroup.de

UWB Forum
www.uwbforum.org

Multiband OFDM Alliance
www.multibandofdm.org