FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 10. Mai 2010. Aktienkurse und Euro im freien Fall, immer höhere Risikoaufschläge für griechische Anleihen, ein "Millisekundendebakel" an der Wall Street - in der vergangenen Woche brannte es an den Märkte wieder einmal...
…lichterloh. Die vor wenigen Stunden beschlossenen Stabilisierungsmaßnahmen sollen nun für Entspannung sorgen.
Nach der Einigung auf eine Rettungsaktion für den angeschlagenen Euro rechnen die Marktteilnehmer nun mit einer deutlichen Erholung an den Börsen. In der Nacht hatten sich die Euro-Länder auf ein 500 Milliarden-Auffangnetz für ihre schwächelnde Währung geeinigt, der IWF soll weitere 250 Milliarden Euro beisteuern. Auch die EZB will das Ihre tun: Sie hat sich bereit erklärt, nun doch Anleihen hoch verschuldeter Staaten zu kaufen. Nach Verlusten von fast 7 Prozent in der Vorwoche liegt der DAX am Montagmorgen mit 5.943 Punkten gut 4 Prozent im Plus. Der Nikkei 225 war nach den guten Nachrichten aus Europa mit einem Plus von 1,6 Prozent bei 10.531 Punkten aus dem Handel gegangen.
Zweifel bleiben
Die Commerzbank spricht von einem "starken Signal" der EU an die Märkte. Nach den asiatischen sollten sich nun auch die europäischen Märkte wieder stabilisieren, heißt es.
"Das Paket kam nicht überraschend", urteilt Thomas Nagel von Equinet, es sei am Markt schon erwartet worden. "Die entscheidende Frage bleibt aber: Wer soll das alles bezahlen?", meint der Händler. Dennoch sieht er die Tatsache, dass etwas getan wird, als gutes Zeichen. Gerade auch die Einbindung der EZB wertet Nagel positiv, glaubt allerdings nicht. dass der Optimismus lange anhalten werde. "Der massive Pessimismus ist aber eine gute Basis für einen Wiederanstieg - in einigen Wochen", resümiert Nagel.
Weiter hohe Schwankungsanfälligkeit
Laut Klaus Stabel von ICF Kursmakler werden die Marktteilnehmer auch in den nächsten Wochen ein Wechselbad der Gefühle vor sich haben. "Das - hoffentlich sich nicht wiederholende - "Millisekundendebakel" bei Procter & Gamble offenbart, wie nervös und anfällig die Weltbörsen derzeit sind", ergänzt er. Stabel spielt damit auf das Fiasko an der Wall Street vom vergangenen Donnerstag an, als der Dow Jones, wahrscheinlich ausgelöst durch Computer-Handelssysteme, zwischenzeitlich um fast 1.000 Punkte einbrach. "Hoffnung auf bessere Kurse machen die sich bei den meisten Unternehmen abzeichnenden Verbesserungen der fundamentalen Lage", meint Stabel aber.
Charttechnik: Richtungswechsel möglich
Die massiven Kursanschläge der vergangenen Tage haben Christian Schmidt von der Helaba zufolge deutliche Spuren im charttechnischen Bild des DAX hinterlassen. Er sieht das deutsche Aktienbarometer vor dem Bruch des seit März 2009 gültigen Aufwärtstrends: "Da die trendfolgenden Indikatoren auf Verkauf gedreht haben und gleichzeitig die seit März 2009 gültige Aufwärtslinie unterschritten worden ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem nachhaltigen
Richtungswechsel des DAX kommt", urteilt der Charttechniker. In den kommenden Tagen werden die letzten DAX-Unternehmen ihre Zahlen für das erste Quartal offenlegen, Höhepunkt ist hier der Mittwoch. Die Unternehmenszahlen werden nach Ansicht der meisten Marktteilnehmer aber weiter in den Nachrichten um die Euro-Krise verhallen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 10. Mai
Quartalszahlen Deutsche Börse
13.00 Uhr. Großbritannien: Sitzungsergebnis Bank of England. Die Bank of England (BoE) wird nach Einschätzung von HSBC Trinkaus & Burkhardt zunächst abwarten, wie die neue Regierung fiskalpolitisch auf die prekäre Situation bei den britischen Staatsfinanzen reagiert. "Perspektivisch könnte die BoE monetär auf die Bremse treten", meinen die Analysten aber. Einen ersten Zinsschritt erwarten sie noch in der zweiten Jahreshälfte 2010.
Dienstag, 11. Mai
Quartalszahlen Deutsche Post, Eon, Douglas, Fraport, K+S, Toyota, Vivendi
Mittwoch, 12. Mai
Quartalszahlen Allianz, Deutsche Telekom, Postbank, RWE, Salzgitter, ThyssenKrupp, Tui, Unicredit
8.00 Uhr. Deutschland: BIP 1. Quartal. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist nach Einschätzung der DekaBank im ersten Quartal wahrscheinlich nur geringfügig gestiegen. Ein wesentlicher Belastungsfaktor sei der harte Winter, hinzu komme eine rege Import- und schwache Exporttätigkeit. Der private Konsum hat der Bank zufolge wohl stagniert: Rückläufigen Einzelhandelsumsätzen stünden positive Kfz-Handelsumsätze gegenüber. Konkret prognostizieren die Analysten ein Plus von 0,1 Prozent.
11.00 Uhr. EU: BIP 1. Quartal. Die Helaba rechnet mit einem leichten Zuwachs von 0,1 Prozent im Quartalsvergleich. Voraussichtlich habe Frankreich besser abgeschnitten als Deutschland, Spanien werde hingegen weiterhin von seinen strukturellen Problemen gebremst.
11.00 Uhr. EU: Industrieproduktion März. Die Konsensschätzungen belaufen sich auf einen Zuwachs von 1,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat.
14.30 Uhr. USA: Handelsbilanz März.
Donnerstag, 13. Mai
Christi Himmelfahrt, an der Börse Frankfurt wird aber regulär gehandelt. Börsenfeiertage können Sie aus unserem internationalen Handelskalender entnehmen.
Quartalszahlen BT, Sony, Téléfonica
Freitag, 14. Mai
Quartalszahlen EADS
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz April. Nach den zuletzt starken Zuwächsen im Einzelhandel steht nun ein Rücksetzer an, meint die DekaBank. Die Kfz-Verkaufszahlen seien im April gesunken, auch die Verbrauchermärkte hätten schwächere Zahlen geliefert. Die Benzinpreise seien geringer als saisonüblich gestiegen, das belaste die Umsätze der Tankstellenbetreiber. Ein positiver Effekt gehe hingegen vom Regierungsprogramm "Cash for Appliances" aus. Die Analysten rechnen mit einem leichten Minus von 0,1 nach einem Plus von 1,9 Prozent im Vormonat.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion April. Die Helaba erwartet ein Plus von 0,5 Prozent nach 0,1 im März.
15.55 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan Mai. Umfragen zufolgen geht die Mehrheit der Marktteilnehmer von 73,5 Punkten aus nach 72,2 im Vormonat. Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA. Das Verbrauchervertrauen ist ein Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf www.boerse-frankfurt.de/termine.
Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich einfach für unseren Newsletter an unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 10. Mai 2010/Anna-Maria Borse