Branche sieht kostenlose Google-Navi-Software gelassen
Mit dem »Motorola Droid« wurde gerade ein erstes Smartphone vorgestellt, dass die kostenlose Navigationssoftware »Google Maps Navigation« für Android 2.0 an Bord hat. Die etablierten Spieler auf dem Navi-Markt sehen darin jedoch eher ein Nischenprodukt denn einen ernsthaften Konkurrenten.
Google schickt sich derzeit mit seinen Plänen einer kostenlosen Navigations-Software für Smartphones mal wieder an, in einem bisher fremd dominierten Markt den eigenen Fuß in die Tür zu bekommen. Noch ist »Google Maps Navigation« zwar nur eine fast fertige Beta-Version, allerdings sorgt das Tool schon jetzt für Furore im Navigationsbereich. Im Gegensatz zu anderen Anbietern will Google das Navigations-Tool für Android (2.0)-Smartphones nämlich völlig kostenlos und ohne Werbeeinblendungen anbieten.
Doch so revolutionär Google seinen neuen Dienst auch anpreist, so wenig spannend finden ihn die etablierten Spieler am Markt. »Wir sind nicht überrascht, dass derartige neue Angebote für Navigation auf dem Markt angeboten werden. Die Entwicklung in der Branche schreitet generell zügig voran und der Markt ist permanent in Bewegung. Wir bieten Full Service-Dienste und ein umfangreiches Produktsortiment an und sehen uns sehr gut aufgestellt mit unseren Mobilfunk- und PND-(Personal Navigation Devices-)Lösungen weltweit«, gibt sich etwa Michael Hoffmann, Leiter Unternehmenskommunikation der Navigon AG, gegenüber Computer Reseller News gelassen.
Auch TomTom zeigt sich auf unsere Anfrage weder sonderlich überrascht, noch beängstigt von der neuen Konkurrenz: »Generell kommentieren wir die Aktivitäten oder Ankündigungen anderer Unternehmen nicht. Allgemein ist der Trend – den wir jetzt auch mit Google sehen, dass Unternehmen off-board-Lösungen ankündigen – keiner, der unerwartet für uns kommt. Wir verfolgen dies sehr aufmerksam, während wir uns auf unsere Stärken und wichtigsten Technologien fokussieren«, erklärt Unternehmenssprecherin Sarah Schweiger. Im Endeffekt ist Google Maps Navigation eine erweiterte Mischung aus bereits vorhandenen Google-Angeboten aus dem Internet wie Maps und Street View. Diese Mixtur wird dann noch um eine Turn-By-Turn-Navigation mit Fahranweisungen und Sprachein- und -ausgabe angereichert, damit daraus eine echte NavigationsSoftware für Telefone entsteht. Doch ist man sich etwa bei TomTom sicher, dass alleine schon die Smartphone-Plattform bei Navigationsdiensten nicht wirklich mit den Personal Navigation Devices (PND) mithalten kann: »Wir glauben, dass Fahrer, die viel unterwegs sind und häufig Navigation im Auto nutzen, nach wie vor das PND bevorzugen werden, da es am einfachsten zu bedienen ist und derzeit zahlreiche zusätzliche Funktionen und Services bietet, die zu einer angenehmen Fahrt beitragen«, so Sarah Schweiger. Außerdem gerate die Google-Navigation gerade in schwierigen Navigationssituationen mit zusätzlichen Anforderungen, wie zum Beispiel topografischen Informationen, schnell an ihre Grenzen, wie Stefan Geissler, Managing Director des Outdor-Navigations-Spezialisten PPM, ausführt: »Wir, die PPM GmbH, gehen davon aus, dass das neue Google Navis-Software-Produkt in den nächsten zwei bis drei Jahren auf dem deutschen Outdoor-PND-Markt kaum sichtbar sein wird. Zum einen kann Google Maps die an Outdoor-Karten gestellten Anforderungen wie hohe Auflösung, kleiner Maßstab, digitales Geländemodell und für Outdoor-Aktivitäten relevante Wegekategorien (z.B. Wanderwege und -pfade) nicht erfüllen, zum anderen sind bis dato auf Online-Verbindungen beruhende Navi-Produkte generell im deutschen Markt auf große Ablehnung gestoßen.«
Bisher funktioniert Google Maps Navigation nur auf Android 2.0-Handys, weitere Versionen wurden zumindest offiziell noch nicht angekündigt. Auch wenn die großen Navihersteller sich davor offenbar nicht gerade fürchten, dürfte zumindest dem ein oder anderen Anbieter von Navi-Software für das iPhone bei die-ser kostenlosen Konkurrenz ein wenig mulmig werden. Und vielleicht ist Google ja doch auch im Navi-Bereich einmal mehr zumindest für eine Überraschung der etablierten Player eines Marktes gut.