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Gefährliche »Datensammelsucht«

Bundesdatenschützer Schaar greift Wikileaks an

Nach der Veröffentlichung von geheimen diplomatischen US-Depeschen auf der Seite Wikileaks kritisiert der oberste deutsche Datenschützer Peter Schaar die Plattform. Wikileaks beteilige sich mit seiner Arbeit an einer seit dem 11.September grassierenden Datensammelsucht, die gefährliche Ausmaße annehme.

Autor:Lars Bube • 30.11.2010 • ca. 1:05 Min

Bundesdatenschützer Peter Schaar sieht die Veröffentlichungen auf Wikileaks kritisch.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar hat die jüngste Publikation geheimer US-Dokumente auf der Plattform Wikileaks scharf verurteilt. Während andere nach den Veröffentlichungen tausender als geheim eingestufter amerikanischer Botschaftsdokumente einen Sieg der Demokratie und Pressefreiheit im Internet feiern, sieht Schaar die Offenlegung der Dokumente aus diplomatischen Kreisen als problematisch an. Mit solchen Datensammlungen und ihrer Veröffentlichung begebe sich Wikileaks selbst in eine ähnliche Position wie die von ihr kritisierte US-Regierung.

Mit seiner eigenen Datensammelsucht sei auch Wikileaks selbst »ein Risikofaktor, der kaum zu beherrschen ist«. Schaar fordert deshalb ein radikales Umdenken von allen Seiten. Dabei müsse eine Prämisse stets im Vordergrund stehen: »Wir brauchen nicht immer mehr, sondern weniger Daten, und die Daten müssen ordentlich geschützt werden«, so Schaar gegenüber der Osnabrücker Zeitung. Andernfalls müsse man davon ausgehen, dass sonst eines Tages nicht nur offizielle Dokumente auf solchen Plattformen veröffentlicht würden, sondern auch persönliche Daten wie etwa Gesundheitsdaten, Strafakten oder andere sensible Informationen einzelner Personen oder ganzer Gruppen ins öffentliche Netz geraten.

Bei den von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten handelt es sich um vertrauliche Berichte mehrer US-Botschafter, in denen die Politiker der Gastgerberländer oft nicht besonders gut wegkommen. So wird darin beispielsweise dem deutschen Außenminister Guido Westerwelle vorgeworfen, er sei genauso inkompetent und eitel wie außenpolitisch ahnungslos. Die betroffenen deutschen Politiker nahmen die Schelte großteils gelassen und äußern die Einschätzung, nicht viel neues aus den Veröffentlichungen erfahren zu haben. Andere sehen das offenbar nicht so locker: nach der Veröffentlichung hatten Unbekannte die Seite von Wikileaks mit einer DDoS Attacke mehrere Stunden lahm gelegt.