Cherry und Logitech kämpfen um das Office-Segment: Krieg der Keyboard-Könige. Tastaturenhersteller Cherry war bisher uneingeschränkter Spitzenreiter bei Keyboards für das Office- und Business-Segment. Nun verstärkt Logitech seine Anstrengungen, Cherry die Marktanteile im lukrativen Office-Markt streitig zu machen.
Cherry weht neuerdings ein starker Wind ins Gesicht, Windrichtung: Logitech. Die schweiz-amerikanischen Mäusekönige blasen zum Angriff auf den alteingesessenen Tastaturenhersteller, der seine Eingabegeräte überwiegend in Auerbach in der Oberpfalz produziert. Logitech hat seine, bisher hauptsächlich auf das Retail-Business ausgerichtete, Marketing-Maschine nun auch im Business-Segment angeworfen und dabei den bisherigen Marktführer im Office-Segment ins Visier genommen. Dieser geballten Marketing-Macht gegenüber wirkt Cherry-Deutschland-Chef Günter Murmann fast hilflos. »Dies ist nicht das Niveau unserer geschäftlichen Auseinandersetzung«, meint Murmann und wirkt dabei fast gekränkt. Aber Konkurrenz belebe eben das Geschäft.
Die Maßnahmen seitens Logitech, das Office-Segment zu erschließen, sind in der Tat beträchtlich. So hat das Team um Deutschland-Chef Gregor Bieler das Partnerprogramm erheblich ausgeweitet. »Fachhändler und Systemhäuser sind für uns die Türöffner bei den Business-Kunden«, hat Sven Pawlowski-Hegermann, Key Account Manager Business Sales bei Logitech, erkannt. Der Manager will daher den Kontakt zu den Partnern und deren Kunden verstärken. Zunächst setzt Logitech bei den Produkten an: Die neue Business-Linie soll durch hohe Qualität, überschaubaren Funktionsumfang und einfaches Handling überzeugen. Vor allem im Einsteigerbereich will das Unternehmen mit preisaggressiven Produkten die kostenbewussten Kunden zum Umstieg von Cherry- auf Logitech-Produkte bewegen. Die Einsparungen werden auch durch wirtschaftliche Verpackungen realisiert. So kommen die Business-Produkte im Fünfer-Karton daher. Damit verringern sich die Lager- und Versandkosten und nebenbei fällt auch weniger Abfall an als bei den aufwändigen Retail-Verpackungen.
Warum Logitech sich nun so stark im Business-Segment engagiert, liegt auf der Hand: »Rund die Hälfte aller in Deutschland verkauften Mäuse und Tastaturen gehen an gewerbliche Endkunden«, weiß Pawlowski-Hegermann. Bei Mäusen ist Logitech unbestritten die Nummer eins. Mittlerweile sind schon 80 Prozent der Mäuse optisch, davon drei Viertel aus dem Hause Logitech. Potenzial sieht Pawlowski-Hegermann noch bei schnurlosen Mäusen, denn nur 15 Prozent der im Business-Kanal abgesetzten Mäuse kommen ohne Kabel aus.
Auch bei den Tastaturen tun sich Business-Kunden mit der Funktechnologie schwer. Nur 30 Prozent arbeiten kabellos. Hier hat Logitech nach eigenen Angaben bereits einen Marktanteil von 90 Prozent. Kann man diesen Anteil halten und gleichzeitig die Durchdringung von Funk-Tastaturen im Office erhöhen, wachsen automatisch die Stückzahlen, so die einfache Rechnung der Logitech-Manager.
Mit dem verstärkten Engagement im Business-Bereich soll auch die Partner-Unterstützung intensiviert werden. Den Fachhändlern verspricht Pawlowski-Hegermann eine hohe Verfügbarkeit durch Extra-Stock-Management. Zu den neuen Angeboten für den Channel zählt auch eine verbesserte Projektunterstützung. Jeder Händler, der seine Ware über die von Logitech autorisierten Distributoren bezieht, kann auf der Partner-Seite unter www.logitech-partner.com Projektanfragen direkt einreichen. Innerhalb von 48 Stunden sollen die Reseller eine Antwort von den ausgewählten Distributoren erhalten.
Argwöhnisch verfolgt Cherry die Aktivitäten des Konkurrenten, doch ganz kampflos lassen sich die Verantwortlichen des deutschen Herstellers die Marktanteile dann doch nicht abjagen. Ende letzten Jahres ging die Produktionslinie der neuen Standard-Tastatur »Cymotion Expert« in Auerbach an den Start. »Neben der Stärkung des Standorts Deutschland können wir so schnell und flexibel auf die Anforderungen des europäischen Markts reagieren«, beschreibt Cherry-Geschäftsführer Murmann die Vorteile. So könne man auch kurzfristige, große Aufträge bedienen, was mit der Vorlaufzeit von Tastaturen aus Asien nicht möglich sei.
Dass das Geschäft nicht ohne Händler geht, hat auch Cherry erkannt. Im Fachhändlerprogramm der Auerbacher haben sich bereits 8.000 Händler registriert. Unter anderem werden den Resellern eine eigene Hotline und die Teilnahme an Incentives geboten. Murmann sieht die Positionierung seines Unternehmens auch weiterhin im Business-Segment, kann sich aber ein Engagement in anderen Bereichen denken: »Eine Zielgruppe, die auch auf Zuverlässigkeit Wert legt, sind Gamer«, weiß Murmann. »Ich kann mir gut vorstellen, dass wir einmal entsprechende Produkte auf den Markt bringen.« Eines schließt der Manager jedoch aus: »In billig sehen wir nicht unsere Zukunft.«
_____________________________________________
Gegen die Marketing-Macht von Logitech kommt Cherry nicht an. Logitech hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie in fast allen anvisierten Produktsegmenten letztendlich erfolgreich waren. Will Cherry gegensteuern, wird ein exklusiver Prestige-Punkt wie die Produktion in Deutschland nicht viel helfen. Cherry muss weg vom biederen Image eines Unternehmens, das zwar preisgünstige und qualitativ hochwertige aber auch langweilige Produkte herstellt. Dazu gehört sicher Design und Innovation, aber auch Marketing und eine intensive Betreuung des Fachhandels, denn im Office-Segment sind die Händler der Schlüssel zum Erfolg.
______________________________________________
Cherry GmbH
Cherrystraße, D-91275 Auerbach/Opf.
Tel. 09643 18-0, Fax 09643 18-1262
www.cherry.de
Logitech GmbH
Streiflacher Straße 7, D-82110 Germering
Tel. 089 89467-0, Fax 089 89467-200
www.logitech.de