COS: Eigentümer-Chaos erschwert Rettungsversuche
Am vergangenen Freitag haben nun auch die ehemaligen Schwesterunternehmen des Distributors COS, der Etailer Avitos und der PC-Fertiger Topedo, Insolvenz beantragt. Eine Rettung aller Tiscon-Beteiligungen wird im anhaltenden Eigentümer-Streit immer unwahrscheinlicher.
Nur gut zwei Wochen nach dem Verkauf der Tiscon AG durch die Arques an den russischen Investor Greengold/KCK Association mussten die Muttergesellschaft und alle Beteiligungen Insolvenz anmelden. Als letzte folgten vergangenen Freitag der Internet-Vermarkter Avitos und der Eigenmarkenbauer Topedo. Der Etailer Avitos war bereits kurze Zeit nach der COS-Insolvenz nicht mehr lieferfähig. Rechtsanwalt Bernd Völpel wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter für die Avitos bestellt. Für Topedo ist, wie auch für Tiscon und deren größte Beteiligung COS, Insolvenzverwalter Ralf Diehl zuständig. Dass beide Unternehmen den Gläubigerschutz beantragen müssen, war nach der Insolvenz der Muttergesellschaft und des Hauptzulieferers COS abzusehen. Der Distributor kann zwar seit Mitte letzter Woche wieder liefern, jedoch nur ein begrenztes Sortiment und ausschließlich gegen Vorkasse.
Die Rettung aller Unternehmensteile wird immer unwahrscheinlicher, da die nach wie vor umstrittene Eigentümerfrage die Durchführung von Rettungsaktionen erschwert. Der für über 300 Mitarbeiter der Tiscon-Gruppe zuständige Betriebsrat in Linden bestätigt nun die Aussagen des ehemaligen Tiscon- und COS-Chefs Michael Krings: Demnach habe sich der ehemalige Deutschland-Geschäftsführer von Toyota und Ex-Porsche-Vertriebschef Hans Halbach in Linden auf einer Betriebsversammlung den Mitarbeitern sehr wohl als neuer Tiscon-Vorstand vorgestellt. Halbach hatte gegenüber Computer Reseller News bestritten, jemals diese Position angetreten zu haben. Nachdem sich der Investor KCK Association kommentarlos zurückgezogen hat, ohne die versprochenen Investitionen zur Fortführung des Betriebs vorzunehmen, läuft alles auf einen Rechtsstreit hinaus.
Doch der Distributor COS und die anderen Beteiligungen brauchen schnelle Hilfe. Diese aber wird auch durch das Chaos bei der Eigentümer-Frage erheblich erschwert. »Wir, das sind die ehemaligen Vorstände und Vertreter von Arques, sind bemüht vor Ort den Schaden gering zu halten und Probleme zu lösen«, versichert Michael Krings. Gegen immer wieder aufkommende Spekulationen, der ehemalige Besitzer Arques und die Tiscon-Vorstände hätten ein derartiges Ende der Gesellschaft mutwillig in Kauf genommen, wehrt er sich heftig: »Das ist Blödsinn!«
Krings versichert, man werde alles tun, um Unternehmensteile zu retten. Gespräche mit mehreren Übernahmeinteressenten habe es auch gegeben. Er gibt aber auch zu bedenken, dass sich Rahmenbedingungen nun erheblich verändert hätten. Auch eine Zerschlagung sei nicht mehr ausgeschlossen.