Das Dschungelbuch und andere knappe Güter

Kürzlich wollte ich für meinen Sohn den Disney-Klassiker »Dschungelbuch« auf DVD kaufen.

Doch beim Media-Markt um die Ecke erstaunte mich der Fachverkäufer mit der Aussage, dass der Film seit geraumer Zeit nicht mehr lieferbar und voraussichtlich erst wieder in zehn Jahren erhältlich sei.

In zehn Jahren! Ob er sich dann noch für bunte Zeichentrickfilme begeistert, wage ich zu bezweifeln. Davon abgesehen, ist das doch mal eine innovative Verkaufspolitik: Das Dschungelbuch gehörte zu den Top- Sellern auf dem DVD-Markt und in Konsequenz nimmt man das Produkt einfach aus den Regalen. Ein Musterbeispiel für künstliche Verknappung, denn bei Ebay liegen die Preise für eine gebrauchte Version mittlerweile bei rund 100 Euro.

Allerdings dürften die Preise auf der Online-Plattform bald fallen, denn laut Disney-Verleih Buena Vista wird der Kinderklassiker wieder in diesem Herbst in Deutschland erscheinen. Auf meine Frage, warum man denn einen derart erfolgreichen Film überhaupt aus dem Programm nehme, antwortete mir die Pressedame, dass es nicht geplant sei, alle Disney-Klassiker dauerhaft im Angebot zu haben. Vielmehr würden die Top-Filme alle fünf bis sieben Jahre neu aufgelegt.

Das Beispiel bestätigt nicht nur das Vorurteil, dass die Verkäufer bei Media Markt dem Kunden gerne ihr Halbwissen präsentieren, sondern kann der IT-Industrie auch neue Wege für eine erfolgreiche Produktstrategie aufzeigen. Zwar ist die künstliche Verknappung natürlich auch in unserer Branche ein Thema, doch mangelte es bislang an der konsequenten Umsetzung. So könnte Microsoft beispielsweise Vista in einigen Monaten aus dem Programm nehmen und in, sagen wir, drei oder vier Jahren wieder auf den Markt werfen – natürlich in unveränderter Form. Oder SAP zieht für einige Zeit sein Mittelstandsprodukt Business One zurück – das erhöht vielleicht endlich die Nachfrage im Mittelstand, schließlich gelten knappe Güter als begehrt und daher auch als gut. Ich bin gespannt, ob meine Anregungen zügig umgesetzt werden!

Mit den besten Grüßen,

Markus Reuter