Der Aufschwung ist da ? IT-Budgets steigen
Der Aufschwung ist da ? IT-Budgets steigen. Eine leichte Verbesserung in der Investitionsbereitschaft der Firmen ist spürbar. Doch vor allem größere Unternehmen halten den Fuß auf dem Bremspedal. Investiert wird in den nächsten Monaten vor allem in Software-Migration ? so das Ergebnis der aktuellen Studie »IT-Budget 2005« unserer Schwesterzeitschrift InformationWeek.
Der Aufschwung ist da ? IT-Budgets steigen
Autor: Markus Bereszewski
Die gute Nachricht der Vorab-Analyse der »IT-Budget-Studie 2005« zuerst: Der Anteil der Unternehmen, die mehr in IT investieren wollen als zuvor, steigt weiterhin an (siehe Grafik). Fast jedes dritte Unternehmen plant in diesem Jahr höhere Ausgaben für ITK. Die im vergangenen Jahr erreichte Trendwende hält demnach an: Bereits in 2004 haben mehr Firmen in IT investiert, als in den zwei Jahren zuvor (siehe Grafik). Getrübt wird dies in diesem Jahr allerdings zum einen durch den wieder leicht steigenden Anteil der Firmen, die ihre Investitionen zurückfahren wollen. Dieser liegt mit 23,8 Prozent jedoch nur leicht über dem Vorjahreswert und weit unter dem Höchststand des Jahres 2002, als fast ein Drittel der Unternehmen die Ausgaben herunterfuhren. Zum anderen sind es vor allem größere Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern, die mit 37,7 Prozent überdurchschnittlich häufig angeben, in den nächsten Monaten weniger investieren zu wollen. Die Gründe für die investitionsscheuen Unternehmen sind seit Jahren nahezu dieselben. Sparmaßnahmen führen auch in diesem Jahr mit 64,2 Prozent die Liste an (siehe Grafik) ? auch hier sind Großunternehmen mit rund 86 Prozent überproportional vertreten. Geradezu fatal ist dabei, dass dort mehr gespart wird als bei allen anderen Unternehmensgrößen, obwohl dort der höchste Bedarf besteht. So gaben nur 3,4 Prozent der Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern an, dass sie IT-Equipment nicht benötigen würden, während der Durchschnitt bei gut 20 Prozent lag. Auf Rang zwei und drei der Investitionsbremser folgen »bereits zuvor getätigte Investitionen« mit 37,5 und die »schlechte Konjunkturlage« mit 32,5 Prozent.
Der Rückblick auf die Budgets 2004 zeigt wiederum einen insgesamt freundlichen Trend: Der Anteil derer, die ihr Investitionsverhalten im Nachhinein als »eher investitionsfreudiger als sonst« beschreiben, steigt seit zwei Jahren wieder an (aktuell 25,9 Prozent), während der Anteil der eher »Zurückhaltenden« im gleichen Zeitraum kontinuierlich von stolzen 50,9 Prozent auf 28,9 Prozent gesunken ist. Auch hier trüben die Großen das Bild: Sie sind mit 18,2 Prozent überdurchschnittlich weniger investitionsfreudig und mit 31,2 Prozent zurückhaltender gewesen als alle anderen. Analog dazu das Bild bei den nachträglichen Kürzungen des IT-Budgets 2004: in vier von zehn Großunternehmen (39,5 Prozent) wurde das Budget im Nachhinein beschnitten, im Durchschnitt mussten das gerade einmal 17,4 Prozent der IT-Abteilungen hinnehmen (Vorjahr 22,6 Prozent). Kein Wunder also, dass sie auch für das laufende Jahr viel häufiger nachträgliche Einschnitte befürchten: 36,8 Prozent der Großunternehmen gehen davon aus, mit weniger als dem Geplanten auskommen zu müssen. Der Durchschnitt liegt bei nicht einmal 13 Prozent.
Investitionen in Software-Migration
Ein Thema dominiert in diesem Jahr erstmalig den Investitionstrend: Software beziehungsweise deren Migration (siehe Grafik). Fast jedes vierte Unternehmen plant hier Investitionen. Lagen im vergangenen Jahr noch ERP-Systeme und Server ganz vorn, so sind sie in diesem Jahr mit 19 und 18,6 Prozent auf die Plätze verwiesen. Generell kann man festhalten, dass die wichtigsten Themen von mehr Unternehmen angegangen werden als im Vorjahr. Lediglich die Investitionen in die Netzinfrastruktur und CRM sind leicht rückläufig. Das bedeutet nicht, dass die Firmen ihre Kunden völlig aus den Augen verloren haben. Zum einen wurde hier in der Vergangenheit schon einiges getan, zum anderen will immerhin noch jedes zehnte Unternehmen in CRM-Projekte investieren.
Die Dominanz des Migrationsthemas verwundert nicht, wenn man auf die installierte Basis in den Unternehmen schaut. In fast jedem zweiten (45,5 Prozent) ist immer noch Windows NT im Einsatz (Mehrfachnennungen waren möglich), knapp jeder vierte User hat noch Windows 98 auf seinem Rechner und etwa jeder zehnte gar Windows 95. Während serverseitig der Anteil der Windows- Server-2003-Nutzer von 26,6 auf 48,1 Prozent kräftig stieg, blieb der Anteil von Unix mit etwas über 30 Prozent und Linux mit knapp 50 Prozent nahezu konstant.
IT verliert an Boden
Wie in den Jahren zuvor, beleuchtet die Studie auch in diesem Jahr, welche Stellung die IT in Unternehmen einnimmt und wie die Entwicklung in Bezug auf den Organisationsgrad der IT-Abteilung ist. Dabei zeigt sich eine positive Entwicklung: Tendenziell haben immer mehr Unternehmen eine eigene IT-Abteilung (67,9 Prozent gegenüber 57,3 Prozent 2004). Dagegen nimmt der der IT zugeschriebene Stellenwert ab. Insgesamt messen nur noch 21,6 Prozent (Vorjahr 25,2 Prozent) der IT eine sehr wichtige Rolle zu, eine wichtige Rolle nur noch 41,6 Prozent (47,2 Prozent). Dies wird dadurch relativiert, dass ein großer Einfluss auf diese Verschlechterung vor allem aus kleinen Unternehmen herrührt.
Dennoch gibt es alarmierende Entwicklungen etwa bei Unternehmen von 500 bis 1.999 Mitarbeitern. Nur noch 13,5 Prozent beziffern den Stellenwert der IT dort als sehr hoch ein. Mögen diese Einschätzungen noch auf eine Art Bauchgefühl zurückzuführen sein, wird die offenbar schwindende Bedeutung der IT durch härtere Fakten bestätigt: Der IT-Anteil an den Investitionen der Unternehmen sank von 27,6 auf 21,4 Prozent. Dieser Trend zieht sich einheitlich über alle Unternehmensgrößen hinweg. Zudem stieg der Anteil der IT-Abteilungen, die als Kostenstelle geführt werden, von 68,3 auf 77,3 Prozent an. Diese wenig erfreuliche Entwicklung korrespondiert mit dem um rund zehn Prozent gestiegenen Anteil der Unternehmen mit eigener IT-Abteilung. Diese neuen Einheiten könnten für den gestiegenen Anteil der Cost-Center verantwortlich sein. Analog dazu sank der Anteil der IT-Profit-Center in den Unternehmen von knapp elf auf 5,2 Prozent.
Ein weiteres Indiz für den Organisationsgrad der IT-Units ist die Regelung der Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen. Zunächst wieder das Erfreuliche: Klar definierte Prozesse haben sich in 43,4 Prozent der Unternehmen etabliert, gegenüber 42,6 Prozent im Jahr 2004. Diese Verbesserung ist aber nicht nur äußerst gering, sie stammt zudem ausschließlich aus dem Segment der Unternehmen zwischen 100 und 499 Mitarbeitern. In allen anderen Segmenten sinkt der Anteil der Firmen, die ihre Zusammenarbeit zwischen IT- und Fachabteilungen nach klaren Regeln organisieren, was insbesondere in Großunternehmen erhebliche Probleme verursachen kann.
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Kommentar
Mit etwas Optimismus kann man aus den ersten Ergebnissen der IT-Budget-Studie 2005 einen leichten Aufwärtstrend des ITK-Marktes herleiten. Unklar bleibt vorerst, ob die durchweg zurückhaltende Stimmung in den Großunternehmen dabei schwerer ins Gewicht fällt als die steigende Investitionsbereitschaft der zahlreicheren kleineren Firmen. Doch selbst wenn es in Summe ein leichtes Marktwachstum gibt, vor dem Hintergrund der massiven Budgetkürzungen der vergangenen Jahre findet es auf einem relativ niedrigen Niveau statt.