Deutsche sind Internet- und Medien-Muffel
Eine Deloitte-Studie bescheinigt den Deutschen im internationalen Vergleich ein konservatives Verhalten bei der Nutzung des Internet und moderner Unterhaltungselektronik
Die Marktanalysten von Deloitte drücken es in ihrer aktuellen Studie »The State of Media Democracy « folgendermaßen aus: »Deutsche haben im internationalen Vergleich noch Optimierungspotenzial, doch zeichnen sich Veränderungen ab.« Im Klartext: Die Deutschen, bei der Nutzung neuer Medien traditionell eher zurückhaltend, sind Muffel bei neuen Internet-Angeboten und auch beim Einsatz moderner Unterhaltungselektronik. Die repräsentative, weltweit durchgeführte Deloitte-Untersuchung beweist: Deutsche sind wirklich zurückhaltender als Briten, USAmerikaner, Japaner oder auch Brasilianer. Sie verbringen am wenigsten Zeit mit medialen Aktivitäten und halten nicht viel von Werbung. Zudem weisen deutsche Haushalte die geringste Unterhaltungselektronikdichte auf. So gesehen haben die Deloitte- Analysten Recht: Es besteht noch ein erhebliches Potenzial für den Ausbau von Multimedia- Angeboten in Deutschland.
Die deutsche Bevölkerung zählt mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren gleichauf mit Japan zu den ältesten weltweit. Insgesamt sind 64 Prozent der Einwohner online. Die Befragung ergab, dass man hierzulande keinen großen Wert auf Breitbandinternetanschlüsse legt – was allerdings auch an der bereits vorhandenen, flächendeckenden DSL-Versorgung liegt. Mit neuen Trends und Entwicklungen im Medienbereich sind die Deutschen nicht hinter dem Ofen hervorzulocken: Dass ein Produkt einen gewissen »Lifestyle« vermittelt oder gar von ihm »Faszination « ausgeht, ist den meisten Deutschen fremd. Da wundert es kaum, dass die Mediennutzung von TV und HiFi bis Internet hierzulande mit 63 Stunden pro Woche unterdurchschnittlich ist.
In vielen Multimedia-Bereichen wird Deutschland von anderen Nationen übertrumpft: So verfügen die US-Amerikaner über die meisten Digital-Videorecorder, die Briten haben die meisten Notebooks, TFT-Fernseher und Digitalradios, die Japaner haben die größte Erfahrung in der Anwendung von Mobiltelefonen und die Brasilianer verbringen die meiste Zeit mit Medien aller Art. Letztere fühlen sich auch von allen Befragten am wenigsten von Online-Werbung gestört. Doch auch die Deutschen sind keinesfalls technikfeindlich. Zwar lesen sie im Vergleich mehr gedruckte Bücher, hören konventionelles Radio und sehen »normales « Fernsehen. Doch mehr als die Hälfte nutzt den Computer häufiger zur eigenen Unterhaltung als den Fernseher. Über ein Viertel verwendet auch das Mobiltelefon als Entertainment- Plattform. Zudem wird viel Zeit mit Online-Gaming verbracht. Und die Deutschen sind sendungsbewusster als angenommen: 41 Prozent nutzen Medien, um ihren individuellen Content zu veröffentlichen, 38 Prozent stellen mithilfe aktueller Technologie eigene Unterhaltungsprogramme aus Musik, Fotos und Videos zusammen.
Die in Deutschland befragten Studienteilnehmer lassen sich in drei Altersgruppen aufteilen: »Millenials« (14 - 25 Jahre), »Xers« (26 - 42 Jahre) und »Older Adults« (43 - 75 Jahre). Während die junge Zielgruppe statt auf TV-Konsum und vorgefertigte Angebote auf eigenen Content setzt und das Internet vorwiegend als soziales Medium nutzt, sind die Älteren eher online-abstinent und informieren sich durch klassische Medien (»Paper Generation«). Die Jüngeren nutzen verstärkt die technischen Möglichkeiten von Internet- und Multimedia-Applikationen bei Endgeräten wie Smartphones. Generell sind die Deutschen aber schwerer zu begeistern als beispielsweise Anglo- Amerikaner oder Brasilianer. Da der Sättigungsgrad bei zahlreichen Geräten und Technologien noch lange nicht erreicht ist, gibt es hier noch Potenzial – was klug genutzt werden kann. Dafür braucht man hierzulande aber gute Argumente.
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