Deutsche Telekom: Die Meister im Entschuldigen
Es ist ein unglaublicher Fall von Daten-Diebstahl: Die Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile hat sich 17 Millionen Kundendaten klauen lassen.
Darunter geheime Telefonnummern und Privatadressen von Politikern und Wirtschaftsbossen. Prominente Opfer wie Deutschlands Vorzeigestars Til Schweiger oder Hape Kerkeling haben sich zu dem Vorfall bisher nicht geäußert. Hapes Alter Ego Horst Schlämmer soll sich bei Telekom-Chef René Obermann allerdings schon bitter beklagt haben: »Isch habe Datenklau!« Und zwar ganz schlimmen. Herr Obermann ist angesichts des Ausmaßes des neuerlichen Skandals untröstlich und hat sich postwendend nicht nur bei Herrn Schlämmer entschuldigt, sondern bei all den Millionen Kunden, deren persönliche Kennzahlen nun schon seit über zwei Jahren in den Untiefen des Datenhandels verschwunden sind. Moment mal, seit zwei Jahren?
Und schon wäre man beim »Skandal im Skandal«. Statt den Datenklau bei Bekanntwerden im Mai 2006 öffentlich zu machen, hat sich die Konzernspitze dafür entschieden, den Vorfall lieber zu vertuschen. Dass die ganze Chose schon vor zwei Jahren aktenkundig wurde, hätte sicher auch den einen oder anderen Kunden interessiert, der sich jetzt eine Gefährdungsanalyse erstellen lassen muss. Dafür wäre dann direkt die nächste Entschuldigung von Herrn Obermann fällig. Für den geübten Profi-Entschuldiger der Telekom ist das aber kein Problem, musste er doch erst im vergangenen Mai um Verzeihung bitten, dass jahrelang die Telefonverbindungsdaten von Aufsichtsräten und Journalisten ausspioniert wurden.
Von dem erneuten, eindrucksvollen Beweis totaler Unfähigkeit völlig entwaffnet, fordert der Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) nun selbst die Abschaffung des Bundesdatenschutzgesetzes. Dies sei für die Wirtschaft doch sowieso nur eine »überflüssige Hürde beim Verwerten von lukrativen Daten«. Das Festhalten an dem Gedanken, persönliche Informationen vertraulich zu behandeln, stehe mit der Lebenswirklichkeit nun wirklich nicht mehr im Einklang. Auch wenn ein bisschen Sarkasmus nie schadet, rückte Moderator und Datenklau-Opfer Günther Jauch dem Fall doch lieber auf bewährt akribische Manier zuleibe: Die Eine-Million-Euro-Frage bei der »Wer wird Millionär«-Telekom- Sondersendung lautete dementsprechend »Was tut die Telekom gegen Datenmissbrauch?«. Obermann heimste die Million ein, indem er sich für die einzig richtige Antwort entschied: »Wir können uns bei unseren Kunden nur entschuldigen.«