Die nächste Heißzeit
Die nächste Heißzeit »Wie viele Skorpione sind nötig, um eine Glühbirne auszuwechseln? Gar keiner. Sie sitzen lieber im Dunkeln!«

Diesen Spruch hat meine Zimmernachbarin beim führenden Scherenhubtischhersteller, wo ich, Joe Meier, Sachbearbeiter im Controlling bin, an der Wand hängen. Sie ist im Sternzeichen des Skorpions geboren. Und in der Tat, als ich neulich frühmorgens um acht Uhr kam, saß sie ohne Licht vor ihrem PC. Zu dieser Jahres- und Uhrzeit sind unsere Büros, noch dazu bei schlechtem Wetter, einfach dunkel. Guten Morgen, begrüßte ich sie, willst du mithelfen, die Klimakatastrophe zu verhindern? Nein, nein, meinte sie und deutete auf den Spruch mit den Skorpionen. Dieser Spruch mag ja witzig gemeint sein, aber irgendwie ist er nicht ganz aktuell. Glühbirnen sind out! Tja, was da auf die Menschheit ganz offensichtlich – und wer zweifelt schon an den Vorhersagen der Klimaforscher – zukommt, ist gelinde gesagt fürchterlich. Ganze 13 Jahre bleiben uns nur noch, um die Erde zu retten. Und jeder, wirklich jeder muss seinen Beitrag dazu leisten. Darum habe ich auch beschlossen, dem Hausmeister nicht zu melden, dass bei mir im Büro zwei Neonröhren kaputt sind. Die Beleuchtung reicht auch so. Aber was könnte ich noch tun? Mein Weg zur Arbeit ist 38 Kilometer lang. Einfach, wohlgemerkt. Schaffe ich das zu Fuß oder mit dem Fahrrad? Wohl eher nicht. Und öffentlich? Da reg’ ich mich zu sehr auf – man soll doch Energie sparen. Aber muss zum Beispiel der Laptop jeden Abend mit nach hause? Jedes Kilo weniger im Auto spart doch Sprit! Vielleicht sollte ich mir doch einen kleinen PDA kaufen. Jetzt auf der CeBIT gibt’s doch sicher wieder tolle Angebote. Apropos CeBIT. Lieber Admin schau doch mal bitte, ob’s nicht einen schnelleren Rechner gibt, als meinen. Der braucht nämlich in der Frühe sage und schreibe 10, in Worten zehn Minuten, bis er hochgefahren ist. Das bedeutet doch mindestens acht Minuten Energieverschwendung! Aber das ist ja alles noch gar nichts. Dass die Menschen in Urlaub fliegen, das haben sich die meisten verdient. Dass aber Flugbenzin nicht nur nicht besteuert, sondern sogar teilweise subventioniert wird – ich weiß nicht! Oder muss es beispielsweise wirklich sein, dass Schnee per Hubschrauber von irgendwelchen Gletschern geholt und auf apere Pisten transportiert wird? Nur um ein Skirennen durchzuziehen! So provozieren wir die nächste Heißzeit! Und da hilft auch keine Flucht in ein Second Life! Ansatzpunkte, um die Klimaveränderung einzubremsen, gibt es viele. Hier noch ein Vorschlag, der vielleicht auch helfen könnte: Die Zeugung von Kindern sollte per Gesetz nur noch vom 24. Januar bis zum 22. Februar erlaubt sein. Skorpione leben doch gerne im Dunkeln…