»Die Stärke liegt in der Vertrautheit des Nutzers mit Microsoft«. Jürgen Müller, Leiter des Competence Center für ECM bei Siemens Business Services (SBS), erläutert im Gespräch mit CRN-Redakteur Michael Hase die Vor- und Nachteile des ECM-Konzepts von Microsoft.
CRN: Welche Chancen bietet Microsofts Enterprise Content Management (ECM)-Strategie für Integrationspartner?
Müller: Die Strategie liefert Integrationspartnern mehrere Vorteile: Sie sorgt mit strukturierten und durchgängigen Produkten dafür, dass ECM mit Leben gefüllt wird. Durch die Marketing-Power von Microsoft rückt das Thema in das Kundenbewusstsein. Auf diese Basis können Integratoren aufsetzen, wenn sie neue Produkte einführen oder Partnerlösungen integrieren. Weil Microsoft auch Hersteller einbezieht, die ergänzende Produkte für Archive oder Input-Management-Lösungen anbieten, ist ein »Partner-Ökosystem« entstanden, mit dem durchgängige und prozessorientierte Lösungen bereitstehen. Das gilt im Besonderen für Großunternehmen und den gehobenen Mittelstand.
CRN: Ausgangspunkt ist für Microsoft naturgemäß der Desktop. Wo liegen die Stärken und Schwächen dieses Ansatzes?
Müller: Ich kann derzeit keinen reinen Desktop-Ansatz erkennen. Natürlich steht Microsoft für Outlook und Office-Lösungen am Desktop. Doch der Ansatz bietet auch Server-seitig eine Reihe von Funktionen, etwa um Vorgänge gemeinsam zu bearbeiten. Die Stärke des Ansatzes liegt ganz klar in der Vertrautheit des Nutzers mit Microsoft. Die bekannte Nutzeroberfläche erspart Unternehmen hohe Schulungsaufwände und bietet eine nahtlose Integration in die Office-Landschaft. Auch die Möglichkeit, die IT-Strategie auf wenige Hersteller zu konzentrieren, sehe ich als Stärke. Schwächen erkenne ich im Vergleich zu etablierten Produkten in den noch nicht voll entwickelten Funktionalitäten. Doch auch hier zeigt Microsoft Offenheit gegenüber »Fremdprodukten«. Die Partner-Strategie von Microsoft, Produkthersteller mit Best-of-breed-Ansätzen früh einzubinden, vervollständigt den Ansatz.
CRN: Kernprodukt auf Server-Seite ist der Sharepoint Portal Server (SPS). Welche Möglichkeiten bietet er einem Integrator?
Müller: SPS ist nur eine Integrationsmöglichkeit zur aufgabenbezogenen Bereitstellung von Informationen und Dokumenten mit einem vertrauten Handling. Sie ist die Basis für eine einfachere Zusammenarbeit im Team und im gesamten Unternehmen. Auf dieser Grundlage können Dokumenten-Management-Systeme oder Archive ganz leicht angebunden werden. Darin liegt das Geschäftspotenzial für einen Integrator: Die Fähigkeiten von SPS und weiterer Server-Produkte zur Integration von Microsoft- und Partnerprodukten zu Gesamtlösungen zu nutzen.
CRN: Gibt es alternative Konzepte für den Aufbau eines Information-Backbone im Unternehmen?
Müller: Prinzipiell kann ich alle Funktionen, die ich mit Microsoft-Lösungen herstellen kann, auch mit Produkten anderer Anbieter realisieren. Microsoft hat hier kein Alleinstellungsmerkmal. Der ECM-Ansatz bietet jedoch den Vorteil, dass er alles aus einer Hand liefert.