Wenn der Anwalt zweimal klingelt

Die Tricks bei der Abmahnung

1. Juni 2012, 10:51 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Das Aufspüren der Datenpiraten läuft nach immer gleichem Schema ab

Filme, Software, Musik, Hörspiele und Erotik werden gerne heruntergeladen – und abgemahnt! © Hersteller / Archiv
Filme, Software, Musik, Hörspiele und Erotik werden gerne heruntergeladen – und abgemahnt! © Hersteller / Archiv

Technische Dienstleister belauern im Auftrag der Medienunternehmen die Tauschbörsen und fischen IP-Adressen ab. Mit diesen Nummernlisten gehen die Abmahnanwälte zum Landgericht, begründen den Rechtsverstoß und erhalten einen Auskunftsbeschluss. So bekommt das Kölner Landgericht monatlich zwischen 700 und 800 Listen mit IP-Adressen.

Der Auskunftsbeschluss berechtigt den Onlineprovider, die zu den IP-Adressen gehörenden Anschlussdaten herauszurücken. Laut Angaben von eco (Verband der deutschen Internetwirtschaft) vom Mai letzten Jahres geben deutsche Internet-Provider jeden Monat die Benutzerdaten zu 300.000 Internetverbindungen an die Rechteinhaber-Industrie.

"Die vorgelegten Listen können 50, 100 oder 1000 IP-Adressen enthalten. Da kann ein Internetanbieter bei der Datenzusammenführung schon mal in der Zeile verrutschen. Solche Fehler passieren bei der Massenbearbeitung, aber der Nachweis ist schwer", sagt Thomas Feil, Fachanwalt für Informationstechnologierecht aus Hannover. "Ebenso erleben wir, dass Unterlassungsansprüche von einem Rechteinhaber mehrfach per Abmahnung geltend gemacht werden, obwohl bereits eine Unterlassungserklärung abgegeben wurde."

Die Kanzlei von Feil hat seit 2008 rund 6000 Mandanten in Abmahnfällen vertreten: "Da war alles dabei, Musikalben, Hörspiele, Hörbücher, Pornofilme." Nach großen Fallzahlen 2010 sei die Zahl der Abmahnungen jedoch rückläufig. Allerdings werde die Verfolgung immer dichter – "die Vertreter der Urheber haben alle Arten von Tauschbörsen gut im Blick."

Die Betroffenen seien zwar immer noch eher jünger und männlich, aber inzwischen verändere sich dies. Da säßen dann auch schon mal Über-50-Jährige vor ihm, die im Kegelclub erfahren hätten, dass man in Tauschbörsen kostenlos Pornofilme herunterladen kann und prompt in die Falle der Jäger im Auftrag der Pornoindustrie tappten.


  1. Die Tricks bei der Abmahnung
  2. Das Aufspüren der Datenpiraten läuft nach immer gleichem Schema ab
  3. Das Abmahnungsgeschäft ist für die Film- und Musikindustrie sehr profitabel
  4. Haben Sie eine Abmahnung erhalten? Handeln Sie sofort!

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