Dienstleister müssen Kunden folgen

19. Februar 2004, 0:00 Uhr | Markus Bereszewski

Dienstleister müssen Kunden folgen. Die Anforderungen der Unternehmen an IT-Serviceprovider haben sich geändert. Nicht mehr die Kostenreduzierung, sondern die Optimierung und engere Verzahnung der IT mit Geschäftszielen steht im Vordergrund.

Dienstleister müssen Kunden folgen

Martin Lippert, Geschäftsführer Compass, sieht noch erhebliches Potenzial bei der Kopplung von IT-Kosten und Geschäftsabläufen.

Foto: Compass

Deutsche Firmen setzen verstärkt auf "intelligente Leistungen" ihrer Dienstleister, statt auf eine Verringerung der Stückkosten. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Studie der Unternehmensberatung Compass bei der Untersuchung von rund 400 IT-Disziplinen in 80 deutschen Großunternehmen. Vor allem von der Standardisierung der IT-Produkte und -Prozesse versprechen sich die Unternehmen viel. In 62 Prozent der Disziplinen ist dies ein wichtiges Anliegen. Firmen erhoffen dadurch transparente und vereinfachte Preismodelle, geringere Komplexität und einen erleichterten externen Marktvergleich. In 58 Prozent der Fälle haben sich IT-Dienstleister und Kunden darauf konzentriert, die Qualität an den tatsächlichen Bedarf der Fachabteilungen anzupassen. Die Kunden haben offenbar erkannt, dass sie früher Services in Anspruch genommen haben, die viel Geld kosteten, aber in dem Umfang nicht notwendig waren. Klassische Beispiele hierfür sind etwa eine Verkürzung der vereinbarten Service-Zeiten um eine oder mehrere Stunden auf die Kernarbeitszeit der Abteilungen. Bei 27 Prozent der Leistungsbeziehungen war im Jahr 2003 die Reduzierung der Abnahmemengen ein wichtiges Ziel der Unternehmen. Dazu beigetragen hat ein geschärftes Bewusstsein der Fachabteilungen über IT-Kosten und eine verbesserte verursachergerechte Verrechnung. Immerhin in 17 Prozent der Fälle standen Geschäftsabläufe im Vordergrund der Betrachtung. Durch die Koppelung von Festpreisen für die IT-Unterstützung an bestimmte betriebliche Funktionen - also einen Preis X pro erfolgter Buchung oder erstellter Personalabrechnung - können Firmen die Entwicklung der IT-Kosten mit dem Geschäftserfolg verknüpfen. Die relativ geringe Fallzahl veranlasst Martin Lippert, Geschäftsführer von Compass, zu der Erkenntnis, dass "hier noch erhebliches Optimierungspotenzial ruht".

Wolfram Jost, Vorstand IDS: "Unternehmen richten sich jetzt offensichtlich wieder verstärkt auf eine Wachstumsphase ein".

Foto: IDS Scheer

Die Ergebnisse der Studie bedeuten nicht, dass Kostensenkung bei der IT für Großunternehmen kein Thema mehr ist. Vielmehr wenden diese sich nach bereits erfolgten Kostenoptimierung und demnach weitgehend ausgeschöpftem Potenzial nun weiteren Feldern zu, um Kosten transparenter und vergleichbarer zu machen. Zudem gilt es, über die Optimierung der Abläufe und eine engere Verzahnung mit den Geschäftszielen, den Wertbeitrag der IT zu erhöhen. Externe Dienstleister müssen sich darauf einrichten und neben der reinen Senkung der IT-Stückkosten über Skaleneffekte verstärkt Beratungskompetenz und -Services anbieten, die tief in unternehmerische Prozesse eindringen.

Prozesse sind oberste Priorität

Dies belegt auch der soeben vorgestellte Business Process Report 2004, der von Pierre Audoin Consultants durchgeführt und von IDS Scheer in Auftrag gegeben wurde. Dieser kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Kostensenkung von der Prozessoptimierung als oberste Priorität abgelöst wurde. In den vergangenen Jahren haben IT-Abteilungen offenbar den Investitionsstau genutzt, um bestehende Systeme und Prozesse zu optimieren, um mit den knapper gewordenen Mitteln überhaupt über die Runden zu kommen. 88 Prozent der 145 befragten IT-Verantwortlichen gaben nun an, sehr gute bis befriedigende Geschäftsprozesse zu haben. In den Jahren zuvor behaupteten das nur 82 (2003) beziehungsweise 74 Prozent (2002). Trotz dieser kontinuierlichen Verbesserung steht Geschäftsprozessoptimierung auch in diesem Jahr ganz oben auf der Agenda. Wolfram Jost, Vorstand bei IDS Scheer, sieht darin ein positives Signal: "Die Unternehmen richten sich jetzt offensichtlich wieder verstärkt auf eine Wachstumsphase ein, Kostenreduktion hat nicht mehr absoluten Vorrang."


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