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Echte Benutzer, echte Einblicke

Real-Time-User-Monitoring – Coradiants »TrueSight« setzte sich dank umfassender URL-Parsing-Fähigkeiten und großer Bedienungsfreundlichkeit im Vergleichstest unter drei Real-Time-User-Monitor-Produkten knapp an die Spitze. Quest Softwares Angebot folgte mit gleicher Punktzahl.

Autor: Redaktion connect-professional • 27.9.2007 • ca. 14:00 Min

Höllisch schwer ist es, das Gesamtbild der Dienstauslieferungs-Übersicht mit einem detaillierten Blick auf einen spezifischen Endbenutzer in Einklang zu bringen. Wenn der Endbenutzer zu einer spezifischen Zeit auf eine spezifische Applikation zugreift, die eine spezifische Sammlung von Seiten ausführt und eine Transaktion erzeugt, die spezifische Objekte herunterlädt. Die IT-Abteilung weiß, dass die Übersicht ebenso wichtig ist wie die tiefe Detailansicht, aber das Management entscheidet sich typischerweise für die große Übersicht – bis sich ein guter Kunde oder der Geschäftsführer beklagt. Dann möchte jeder die Details erfahren.

Zu einem Vergleichstest eingeladen waren Hersteller von Real-Time-User-Monitoring-(RTUM-)Produkten, die diese Details liefern, indem sie in Echtzeit Berichte über den Erfolg oder Misserfolg des Benutzerzugriffs auf die Applikation erzeugen. Unter Benutzer sind sowohl Kunden als auch Mitarbeiter zu verstehen. Gefragt waren Produkte, die über die Sitzungs-Performance für individuelle Benutzer oder kleine Benutzergruppen berichten können. Transaktionen wurden definiert als vorgeschriebene Sequenzen von Browsing, Klicks, Objekt-Downloads und Dateneingaben. Das Testszenario war einfach und klar ausgerichtet: Entdecke einen Benutzer, der beim Zugriff auf eine spezifische Seite während einer Web-Sitzung einen Fehler erfährt.

Einfacher gesagt als getan. Die Datensammlung sollte passiv erfolgen – keine Agenten, Clients, eingebetteten Java-Scripts, Log-Analysen oder Remote-Protokoll-Datensammlungen. Dies erlaubte die Konzentration auf Produkte, welche die Benutzererfahrung beobachten, ohne dazu synthetische oder roboterisierte Transaktionen implementieren zu müssen. Bewertet wurden auch die Implementation, Administration, Nutzbarkeit, Drittanbieter-Integration und der Preis. Zum Preis »wie getestet« wurden die Kosten für Pflege und Support addiert.

IBM und »TeaLeaf Technology« antworteten nicht auf die Einladung, BMC Software, Cove Light Systems und Mercury Interactive lehnten die Teilnahme ab. Die von Network General, Network Physics und »WildPackets« gelieferten Produkte analysieren Protokolle und beobachten TCP-Sitzungen, lieferten aber keine HTTP-Benutzersitzungs-Statistiken, womit sie aus dem Rennen waren. Lediglich Compuware, Coradiant und Quest Software schickten Produkte, die sich qualifizierten. Alle drei trafen auf Rack-Servern vorinstalliert ein. Coradiants 2HE-Truesight und Quests 1HE-User-Experience-Monitor (UEM) werden als Appliances verkauft, die Datensammlungsfähigkeiten sowie Datenbank- und Management-Schnittstellen umfassen. Compuwares Vantage bestand aus zwei auf einer 1HE-Maschine installierten Software-Produkten, die aber typischerweise auf zwei verschiedenen Servern ausgeführt würden.

Habe Daten, werde berichten
Wer detaillierte Daten liebt, wird mit den Produkten glücklich werden. Die erwarteten Probleme mit dem dichten Testverkehr erwiesen sich als unbegründet. Alle drei Produkte haben Methoden, große Datenmengen zu managen, und Coradiant wie auch Quest empfehlen, die Datensammlung auf wichtige Sites und Transaktionen zu beschränken. Setzt der Administrator Capture-Filter für spezifische Server, Seiten, Benutzer und Transaktionen, dann schreiben die Systeme alle anderen Sitzungen als Rauschen ab.

Trotz enger Seiten-, Benutzer-, Transaktions- und Server-Limits sammelten die Produkte im Test noch eine große Menge von Applikationsdaten – und all diese wurden gemessen. Statistiken über die Transaktionsfrequenz und Benutzer- und Server-Antwortzeiten beobachteten und sammelten alle drei Produkte in Echtzeit. Ebenso die Daten über diese Antwortzeiten in Relation zu historischen Durchschnitten und als Standardabweichung und Prozentsätze über die Erfahrungen aller Benutzer (sämtliche gesendete und empfangene Pakete).

Stündliche, tägliche, wöchentliche und monatliche Ansichten zeigen Performance-Trends und -Abweichungen für Web-Server, -Sites und spezifische Transaktionen. Gemessene Trends und Durchschnitte außerhalb eigener Schwellenwerte lassen die Produkte über Applikations- und Transaktionsberichte erkennen. Alle drei Probanden erlauben die Einrichtung von Schwellenwerten und senden Benachrichtigungen bei deren Überschreiten. Es dauerte im Test aber rund eine Woche, bis die notwendigen Basisdaten akkurat genug waren, damit sie zu nutzen waren.

Die Produkte lieferten gute Service-Level-Ansichten. Durch parallele Tests der drei Monitore und tägliche Überprüfung der Service-Level ließen sich Kopf-an-Kopf-Vergleiche anstellen. Die Kandidaten bieten Ansichten hoher Ebenen, die mit feineren Daten verlinkt sind. Solche Links lassen sich über Server-, Applikations-, Transaktions- oder Seitenperspektiven definieren. Die Datenanzeige und -organisation unterscheidet sich zwar von Produkt zu Produkt, aber die gelieferten Informationen sind ähnlich.

Jedes Produkt enthält viele Diagnosefunktionen, und das Testszenario gewährleistete, dass es einige sehr langsame Seiten anzuzeigen gab. Coradiants Truesight hatte mit seinem URL-Parsing die Nase vorn, aber Compuwares Vantage-Analysis-Server (VAS) erklärte die Gründe für langsame Seiten-Loads. Quest-UEM zeigte hingegen die umfassendsten Diagnoseberichte. Alle drei Testteilnehmer lieferten Werkzeuge zur Erzeugung von Berichten über langsame Seiten, gefiltert nach Applikation, Benutzer und Server.

Die Produkte unterscheiden sich bezüglich des Transaktions-Monitorings. UEM und VAS beobachten Transaktionen, die als eine eingestellte Sequenz von HTML-Seiten und deren Objekte definiert sind. UEM war am einfachsten einzurichten, da es eine Transaktionsrecorder enthält und erlaubt, dass Browsen außerhalb von Sequenzen, die alle erforderlichen Seiten berühren, in den Transaktionszähler aufgenommen werden. Truesight unterstützt keinerlei Link-Seiten, sondern beobachtet einzelne Seiten oder Seitenobjekte.

Monitoring zu Ihren Diensten
Was wäre ein besserer Test, als echte Transaktionen zu beobachten? Innerhalb der RTUM-Produkte wurden Transaktionen (eine Abfolge von HTML-Seiten) oder einige eindeutige Seiten oder Objekte einer Transaktion definiert. Dann wurden beispielsweise Websphere-Applikationen eingesetzt, um eine Bank-Transaktion zu erzeugen, die drei Seiten benötigte. Eine weitere Transaktion war der Kauf eines Bonsai-Bäumchens – hier waren zum Browsen und für den Check-out insgesamt sieben Web-Seiten erforderlich, darunter Seiten für die Eingabe von Kreditkarteninformationen und Lieferdetails. Die Monitore wurden so konfiguriert, dass sie Performance-Informationen erkannten, zählten und speicherten, wann immer eine dieser speziellen Transaktionen über den Draht huschte. UEM und VAS erlaubten einfache Auswahlen für diese sequenziellen Seiten. In Truesight waren hingegen spezifische Seiten zu beobachten, beispielsweise diejenige, die bei der Bank-Transaktion den Kontostand zurücklieferte, sowie die jeweils ersten und letzten Check-out-Seiten. Nun ließ sich betrachten, wie gut jedes Produkt Teile der beobachteten Performance anzeigte. Truesight beobachtete nicht nur spezifische Transaktionen, sondern parste und beobachtete auch den gesamten URL im Detail. VAS und UEM beobachteten den URL-Pfad, Host, String und Objekte, aber nicht mit dem Detaillierungsgrad von Truesight.

Schwellenwerte für Dienste sind in VAS und Truesight statisch. Nur UEM erlaubt es, Schwellenwerte basierend auf einer historischen Grundlinie einzustellen. Im Test wurde beispielsweise vorgegeben, dass die Ende-zu-Ende-Antwortzeit für die Bank-Homepage innerhalb von 90 Prozent der historischen Einstellung liegen musste.

Truesight unterstützt keine Sortierung nach Zugriffsgeschwindigkeit; VAS und UEM tun dies, dabei UEM mit den meisten Details. Der UEM-Bericht, der die Frage beantwortet, welche Art Zugriffsgeschwindigkeit die Endbenutzer haben, bietet eine gute erste Einschätzung, der der beobachtete Durchsatz zu Grunde liegt. Ein Liniendiagramm zeigt die durchschnittliche Zugriffsgeschwindigkeit und ein Balkendiagramm die Prozentsätze der Benutzer pro Zugriffsgeschwindigkeit (56 KBit/s, 128 KBit/s, 384 KBit/s, 768 KBit/s und höher).

Gemischte Resultate beim Setup
Truesight und UEM waren vergleichbar logisch und einfach zu konfigurieren, VAS hingegen nur schwierig zu stabilisieren. Weder Truesight noch UEM verlangten beispielsweise nach Datenbank-Tuning, aber VAS zum Beobachten der Daten zu bekommen, erforderte High-Level-Support und viel mehr Mühe, als notwendig sein sollte.

Die Zeit, die jemand benötigt, um mit der Schnittstelle vertraut zu werden und Nutzen daraus zu ziehen, ist immer von Interesse. Leichtes Lernen erlaubt die einfache, gut organisierte Schnittstelle von UEM. Am anderen Ende des Spektrums befindet sich VAS mit seinen massiven Ansichten, in die stets so viel wie nur möglich gepackt wird. Truesight glänzt darin, stets einen Kontext zu erzeugen, der dem Benutzer sagt, wo er sich gerade befindet, und den Kontext für Regeln offensichtlich zu machen. Beim Erstellen von Systemregeln zur Fehlererkennung zeigt das Programm beispielsweise die Fehlerkategorien für Netzwerk-, Client-, Server-Applikationen und benutzerdefinierte Fehler gemeinsam mit Beschreibungen an.

Alle drei Produkte unterstützen interne Sicherheitsadministration, darunter die übliche Benutzererzeugung mit definierten Zugriffsrollen. Alle können SSL-Schlüssel speichern, aber nur Truesight erlaubt es, sie auf einer optionalen Crypto-Vault-Card zu speichern. Darüber hinaus ist es dem Administrator in Truesight möglich, zu definieren, ob und wie Parameter wie Cookies, Queries und URL-Parameter gespeichert werden. Keines der getesteten Produkte unterstützt externe Verzeichnisse für den Benutzerzugriff.

Die Produkte enthalten brauchbare vorgefertigte Berichte, wobei UEM und Truesight bessere Reports »out of the box« bieten und mit ihren moderneren Schnittstellen die Verfolgung der Berichte erleichtern. Aber bei der Reporterzeugung bietet die VAS-Data-Mining-Schnittstelle nicht nur Zugriff auf alle gesammelten Messungen, sondern auch zigfache Formatierungs- und Auswahlkombinationen. Die Berichterzeugung mit VAS zu lernen, braucht seine Zeit, ist die Sache aber wert.

Die Preise sind – wie üblich – schwer zu vergleichen. Größtenteils geht es um die Anzahl der zu überwachenden Sites. Die für den Test genutzten zwei Test-Sites mit ein paar eingestreuten Universitäts-Sites bildeten, was die Größe betrifft, das untere Ende dessen, was die Produkte unterstützen. Der Preis von Quests UEM war der niedrigste – und das Quest-Basisprodukt skaliert höher als Truesight.

Coradiant TrueSight
Truesight führt flexibles, aber trotzdem präzises Schwellenwert-Monitoring durch und nutzt dabei eine Kombination von vollständigem URL-Parsing sowie globalen und spezifischen Schwellenwerten. Das grundlegende Monitoring-Element des Produkts ist der Watchpoint. Watchpoints sind Monitoring-Ausdruck-Definitionen, die jeden Teil des HTTP- und HTTPS-Protokolls parsen können. Stimmt Verkehr von einem Endbenutzer mit dem Watchpoint überein, wird der Verkehr gezählt, gespeichert und gemeldet. Zur Einrichtung regulärer Ausdrucke bietet die Trusight-Schnittstelle Formulare, die logische And/Or-Filter erzeugen, die bei einer Übereinstimmung zählen, speichern und alarmieren. Jeder Watchpoint lässt sich in Echtzeit beobachten.

Berichte bieten eine Übersicht über wichtige Web-Seiten, durchschnittliche Seiten-Download-Zeiten und Fehler, die über die Zeit aufgetaucht sind. Beim tieferen Einstieg in angezeigte Fehler findet der Benutzer Fehlerzähler. Weitere Analysen erlauben ihm, die Fehler, Geschwindigkeit und Frequenz des Fehlerobjekts mit anderen zu vergleichen, um damit beispielsweise zu bestimmen, wie lokal das jeweilige Problem ist.

Truesight verkettet keine Seiten, um Transaktionen zu erzeugen. Statt dessen beobachten die Watchpoints die wichtigen Dinge, vorausgesetzt, sie wurden dafür konfiguriert. Richtet der Benutzer Watchpoints für die ihm wichtigen Seiten ein, kann er die kombinierten und spezifischen Erfahrungen der Benutzer sehen, die diese Seiten berühren.

Die Felder, die als Trigger zum Einsammeln spezifischer HTTP-/HTTPS-Seiten und der Objekt-Performance zur Verfügung stehen, sind unter anderem Client-IP, Port und Browser, Netzwerk, Server, Applikationsseiten- und Inhaltsfehler, abgebrochene, umgeleitete, abgelaufene, abgelehnte und sichere Seiten und Objekte. Ebenso Midpage- und -objekt-Stopps, Verzögerung, Größe, TCP-Roundtrip sowie der komplette URL-Pfad, URL-Parameter, Aktion und Element-Parsing.

In jedem Watchpoint sind Performance-Compliance-Level (PCL) genannte Schwellenwerte einstellbar. Zwei solche einzustellen, einen für tolerierbare und einen für frustrierende Performance, hilft, einen Kontext für die Performance-Daten zu erzeugen. Die Idee ist, dass Verzögerung unterhalb des tolerierbaren Schwellenwerts zufriedene Benutzer vermuten lässt. Performance oberhalb der tolerierbaren Performance, aber noch unterhalb des frustrierenden Schwellenwerts dient als Warnung. Performance oberhalb des frustrierenden Schwellenwerts bedeutet: »Achtung! Gleich klingelt das Telefon!«

Um detaillierte Informationen über die Performance der Bank- und Bonsai-Applikationen zu erhalten, wurde die Berichtsfunktion herangezogen, die auch im Kontext zu Watchpoints steht. Dem IT-Management wird es möglich sein, diese Verbindung zu den detaillierten Berichten konsistent zu navigieren. Die Standardeinstellung zeigt grafisch die Host-Verzögerung mit einem Overlay der in Prozentsätze aufgebrochenen Benutzererfahrung.

Soll es mit einem einzigen Mausklick getan sein, dann zeigt Truesights Snapshot-Browser schnell »TopN«-Statistiken der Art »Die 100 jüngsten Sitzungen dieser Stunde, die Fehler aufweisen«. Der Snapshot-Browser kommt mit 14 intelligent benannten Berichten, die sich klonen und modifizieren lassen. Die Berichte listen Benutzer, Sites, Fehler und eine Grafik auf, welche die Länge der Sitzungen darstellt.

Die Schnittstelle von Truesight ist gut, aber ein wenig träge. Seiten hängten sich zwar nie auf, aber die Diagramme hinkten immer ein paar Sekunden hinterher – das störte nicht sehr, aber es fiel auf. Die Online-Hilfe enthält sinnvolle Erklärungen der Schlüsselwörter und Operatoren. Kontext- und Index-Suchen bedeuten, dass es nie lange dauert, eine Antwort zu finden.

Quest User Experience Monitor 4.6
Die Antriebsfeder des Dienste-Monitorings von UEM ist die Kategorisierung. Eine Hierarchie von Gruppen und definierten Berichten sammelt große Datenmengen. Betrachtet der Benutzer eine Transaktion, sieht er aktuelle und historische Antworten, angelehnt an eine Grundlinie der Aktivitäten bei normaler Performance der spezifischen Applikation oder Transaktion. Das ist eine gerade Durchschnittsgrundlinie ohne weiter entwickelte Periode-zu-Periode-Vergleiche, die in anderen Performance-Produkten zu finden sind. Aber nach einigen Wochen der Sammlung ist sie nützlich und akkurat.

Im Test wurden zunächst Daten der Bank- und Bonsai-Applikationen gesammelt. Dann wurden spezifische Berichte ausgeführt oder vorgefertigte Ansichten betrachtet, beispielsweise die Enterprise-Transaktions-Ansicht. Diese vorgefertigten Ansichten decken Zeiten wie die vergangene Stunde, den vergangenen Tag oder die vergangene Woche ab. Das ist in Ordnung für eine gelegentliche Nutzung und geeignet für Geschäftsbenutzer, die wissen müssen, was läuft. Die Ansichten dienen ferner als Startpunkt für Diagnosen.

Der erste Stopp war der Applikationsbericht, der Durchschnitte der Bank- und Bonsai-Applikationen lieferte. Neben der tabellarischen und grafischen Darstellung sind Performance-Maße auch mit spezifischeren Berichten verlinkt. Jede Seite ist mit einer Ansicht der spezifischen Seiten-Download-Zeiten verlinkt. Das gleicht das Fehlen verlinkter Grafiken aus. Die Kontinuität zwischen Berichten ist gut.

UEM beobachtet Server, Standorte, Zugriffsgeschwindigkeiten, Applikationen, Seiten und Befehlsobjekte für Seiten und Benutzer. Das Parsen des URL zur Beobachtung ist in Host, Pfad, Parameter und Query unterteilt. Nach Einrichtung der URL-Pfade und Parameterdefinitionen beobachtet UEM sie. Hier unterscheidet sich UEM von Truesight, welches spezifisch URLs parst. Truesight bietet mehr Details, während UEMs Datensammlung signifikant beeinträchtigt, denn das Einschalten eines URL-Parameters zur Beobachtung sorgt dafür, dass jede Instanz dieses Parameters unabhängig von anderen URL-Werten gesammelt wird.

UEM enthält vorgefertigte Diagnoseberichte für Inhalt, Transaktionen, Benutzererfahrung, Site, Verkehr, Netzwerk und Web-Dienst. Der Bericht »Wie ist die Qualität der Benutzererfahrung mit dieser Site?« (der Name sagt alles) ist ein guter Ausgangspunkt. Dargestellt in separaten Diagrammen sieht der Benutzer den durchschnittlichen Seiten-Download, die durchschnittliche Zeit zur Beendigung eines Befehls, die Seiten-Stopp-Aktivität (ein Frustrationsindikator) und Benutzer-Anhaftung (User-Stickiness – ein Indikator für Aktivität). Ein Sprungbrett zur Beachtung der Gesamt-Performance-Trends.

UEM führt auch einige Analysen durch, beispielsweise die Verfolgung der Stellen, an denen Benutzer die Site abbrechen, und der üblichen Benutzerpfade. Der letzte Bericht ist empfehlenswert, denn er lässt sich verwenden, um Transaktionspfade zu erzeugen, die es wert sind, beobachtet zu werden.

Um Transaktionen in UEM einzurichten, definiert der Administrator Seiten und legt deren Reihenfolge fest. Eine Liste der beobachteten Seiten erlaubt simple Point-and-Click-Definitionen, allerdings muss der Administrator dabei schon wissen, welche Seiten er haben will. UEM besitzt auch eine Skript-Recorder, der in einem Browser auf dem aktuellen Management-Desktop läuft. UEM speichert damit automatisch Verkehr vom Management-Desktop und zeichnet den Browsing-Pfad auf. Der Skript-Recorder ist einfach zu benutzen und funktioniert, aber es ist ebenso einfach, die URLs manuell zu selektieren.

UEM ist stark bei Gruppierungen und Kategorisierungen, dennoch konnte Quest die Schnittstelle einfach halten. Ein gelegentliches Problem war die nur teilweise Darstellung einer Grafik. Ein Reload war eine Lösung. Quest sagt, dies sei ein Problem des für die Grafiken verantwortlichen clientseitigen Java-Applets. Im nächsten Release soll eine Grafikerzeugung auf Server-Seite enthalten sein, die dieses Problem vollständig löst und außerdem eine intuitivere Navigation erlaubt.

Die Hilfedokumente von UEM sind vollständig und leicht zu lesen. Neben den typischen PDF-Versionen der Admin- und User-Manuals stellt Quest auch Online-Dokumente zur Verfügung, die UEM-Maße komplett erklären.

Compuware VAS und Advanced Web Diagnostic Server
Vantage Analysis Server (VAS) bietet Übersichten für alles: Server, Applikationen, Web-Sites, Transaktionen und Seiten. Einen Schwerpunkt auf die Seiten-Ladezeit sammelt das Produkt über den Client, den Server (Server nennt Compuware Data-Center) und das Netzwerk. VAS vergleicht Schwellenwerte mit Seiten-Download-Zeiten, der Anzahl der Benutzer, die Probleme haben, und dem Prozentsatz der Seiten, die erfolgreich heruntergeladen wurden. Weitere Netzwerk-Seiten-Download-Daten sind in Attribute ausgebreitet, beispielsweise Netzwerklatenz, Netzwerk-Anfragezeit und weitere unbestimmte Faktoren. Bei der Anzeige des Kontextes der Netzwerkzeit gegen die Ende-zu-Ende-Zeit für einen Client leistet VAS gute Arbeit und teilt dem Administrator mit, wann das Netzwerk der Missetäter ist, und wann nicht.

Das Aktivitätendiagramm, eine grafische Übersicht, zeigt den Verkehr zwischen beobachteten Websites und Clients und fasst die Nutzung zusammen. Dies funktioniert als Data-Center-Tour-Ansicht auf hoher Ebene, ist aber nicht ohne realem Wert. Zu sehen sind Übersichten für Sitzungen, langsame Seiten, betroffene Benutzer, Ladezeiten, Besuche und Fehler.

Eine wichtige, wenn auch nicht einmalige Funktion von VAS ist dessen Fähigkeit, die Ursache langsamer Web-Seiten zu erkennen. Compuware spricht von einem geheimen Algorithmus, der tatsächlich sehr wirkungsvoll ist, aber Truesight und UEM stellen die gleichen Daten zur Verfügung.

Die Bonsai-Applikation zeigte, dass ein bestimmter Seiten-Download mehr als ein Drittel der Zeit sehr langsam war. VAS brach diese Seiten-Performance auf in Client-, Netzwerk-, Data-Center/Server- und Verzögerungen, die durch das Seitendesign verursacht waren. Von dieser Stelle aus ließen sich Berichte aufrufen, die alle betroffenen Benutzer und deren spezifische Anzahl Seiten-Loads auflisteten.

Ein einmaliges Features von VAS ist dessen Fähigkeit, einen Link von einer URL zur aktuellen Web-Seite anzulegen. Das ist ein nützliches Orientierungswerkzeug, das sicher bei der Diagnose von Problemen hilft.

Natürlich wurde auch nach spezifischen Benutzern mit Problemen gesehen. Administratoren können in VAS Berichte durchsuchen. Öffnet der Administrator beispielsweise einen vorgefertigten Bericht, der Benutzer auflistet, landet er nach Eingabe der IP-Adresse des Benutzers sofort auf der richtigen Seite. Betrachtet der Administrator dann den Transaktionsbericht für die Zeit, zu der der Benutzer das Problem hatte, kann er auf die gleiche Art und Weise nach dem Benutzer suchen. Die Berichtsschnittstelle von VAS ist also sehr flexibel.

Bitübertragungsschicht-Connectivity zur Hilfe beim Probing ist nicht vorhanden. Zwar existiert eine Befehlszeilenschnittstelle, aber die Netzwerkadapter im Testsystem waren vom Hersteller falsch eingestellt, was einen Compuware-Techniker einen Tag Reparatur kostete. Compuware sagte dazu, dass dieses Testsystem die gewöhnliche Prozedur des Herstellers nicht durchlaufen habe und dass ein Kunde das Produkt nicht so erhalten hätte wie Network Computing.

Nicht nur wegen dieses Problems war es gut, Expertenhilfe an der Hand zu haben. Alle Parameter für System-Tuning und Pflege sind offen, erklärt und beobachtet – das ist beeindruckend und überwältigend. Nachdem das System eine Weile lief, hatte es die 184-GByte-Platte durch Beobachten zu vieler Universitäts-Sitzungen bereits voll. Die Datenbank war zu verkleinern und das Zusammenfassungsintervall von fünf auf zehn Minuten zu verlängern. Die Verarbeitung benötigte rund fünf Tage, um sich zu erholen – kein Echtzeit-Monitoring in dieser Frist.

Das Produkt enthält zwei Benutzerschnittstellen-Designs, beide mit Links, Funktionsbeschreibungen und Berichttransparenz fürs Klonen und Edieren von Berichtsdefinitionen. Aber sie sind unterschiedlich und erfordern einige Zeit der Gewöhnung. Die Designunterschiede haben ihre Ursache im kürzlich erfolgten Kauf des Adlex-Advanced-Web-Diagnostic-Servers und der gerade eben erst begonnenen Integration. Die Advanced-Web-Diagnostic-Server-Schnittstelle ist klarer und geraderlinig, aber zurzeit müssen die Benutzer noch mit beiden arbeiten.

Die Performance-Berichterstellung von VAS ist in Ordnung. Websphere-Transaktionen für den vorangegangenen Tag stehen nach ein paar Sekunden zur Verfügung, aber ein Bericht über Clients und Server nach IP-Adressen für den gleichen Zeitraum benötigte mehr als fünf Minuten. Der Support führte dies wieder auf das Datenbankproblem zurück, aber periodische Schnittstellenverzögerungen gab immer wieder. Keine große Sache, aber trotzdem störend.

Die Hilfedokumente von VAS sorgten für Konfusion, erneut wegen des neuen ehemaligen Adlex-Produkts. Das Lesen der Dokumentation half (Überraschung), aber nur wenige Benutzer werden so tief graben wollen, wie es erforderlich war, bevor sie zum saftigen Kern gelangen.

Fazit
Die Tester waren zufrieden mit dem, was sie sahen. Alle drei Produkte erledigen den Job, Echtzeit-Benutzer-Statistiken zu sammeln, gut – ihre nahe beieinander liegenden, hohen Bewertungen bestätigen dies. UEM und Truesight zogen gleich und lagen dank ihrer Preise und ihrer Bedienungsfreundlichkeit vor VAS. Hätte Network Computing andere Protokolle als HTTP getestet, dann hätten UEM und VAS den Vorteil von Truesight sicher zunichte gemacht. Aber bei dem vorgegebenen Szenario erhielt schließlich Truesight wegen des flexiblem URL-Parsings die Auszeichnung »Referenz« der Network Computing. Quests UEM hat den niedrigsten Preis unter den Testkandidaten, und das Produkt skaliert gut. Damit verdiente sich UEM die Auszeichnung »Preis/Leistung«.
dj@networkcomputing.de