Mit Server-based-Computing kräftig sparen – Gewachsene Client-Server-Architekturen stellen IT-Verantwortliche vor immer größere Probleme. Thin-Clients und Serverkonsolidierung versprechen Abhilfe.
Der große Handlungs- und Bearbeitungsfreiraum der Mitarbeiter durch die Client-Server-Architektur hat seinen Preis: hohe PC-Arbeitsplatzkosten. Insider veranschlagen die Kosten einschließlich Betriebs-, Support-, Wartungs- und Entsorgungskosten für einen PC-Lebenzyklus von rund vier Jahren auf 12000 Dollar. Entsprechend gut kommt in den Unternehmen in Zeiten des konsequenten Controlling das kostengünstigere Server-based-Computing mit Thin-Clients als schlanken Erfüllungsgehilfen an. Wie stark sich diese IT-Architektur, die meist auf Basis von Windows-2000-Terminal-Server erweitert um Citrix-Metaframe-XP realisiert wird, im Aufwind bewegt, machen die Marktanalysten deutlich. IDC sieht die Zahl der Thin-Clients in den Unternehmen bis 2009 jährlich zwischen 18 und 26 Prozent wachsen. Gartner geht für 2006 gegenüber diesem Jahr von 20 bis 25 Prozent mehr Thin-Clients aus.
12000 Dollar für einen PC-Lebenszyklus markieren nicht einmal das Ende der Fahnenstange. Rechnet man die Kostenfolgen hinzu, die durch eine geringere Mitarbeiterproduktivität entstehen, baut sich eine Gesamtbelastung von rund 16000 Dollar auf. So wächst durch immer komplexere Applikationen, mehr Hardwarekomponenten und Schnittstellen, begleitet durch steigende Bedienungs- und Angriffsrisiken, zwangsläufig die Störungs- und Ausfallwahrscheinlichkeit auf den Desktops.
Überzeugende Architektur
Bei reinrassigen Thin-Client-Systemen residieren dagegen alle Anwendungen und Daten, dazu die komplette Überwachungs- und Verwaltungslogik, auf den zentralen Terminal-Servern. Hier können sie viel effizienter abgesichert und geschützt werden. Die abgespeckte Funktionalität des Thin-Client – hier ist lediglich eine Independent-Computing-Architecture-Softwarekomponente (ICA) erforderlich – braucht nicht produkt- und betriebsaufwändig abgesichert und abgeschirmt werden. Zudem sind die schlanken Computer so gut wie wartungsfrei, also weitgehend gegen teure Vor-Ort-Einsätze gefeit. Was in Einzelfällen vor Ort getan werden muss, kann von zentraler Stelle über eine integrierte Remote-Management-Software auf dem ICA-Client erledigt werden. Dazu zählen die Freigabe oder Sperrung von zentralen Programmen sowie Einstellungen, ob Dokumente lokal gespeichert, kopiert oder gedruckt werden dürfen oder nicht.
Auf den Verbindungen zwischen dem Terminal-Server-Pool und den Thin-Clients besteht im Vergleich zum Client-Server-Computing weit weniger Schutzbedarf. Zu den Clients werden lediglich Bildschirm-Updates, also keine Nettodaten, übertragen. In Gegenrichtung werden nur die Dateneingaben per Maus und Tastatur transferiert. Neue Applikationen und
Versionen werden zentral vom Administrator freigegeben, ebenso wie die dazugehörigen Zugriffsrechte. Neue Programme oder Versionen stehen damit den Mitarbeitern ohne zeitaufwändige Verteilung oder lokale Installation sowie Betriebsunterbrechungen zugriffsgesichert zur Verfügung.
Standardisierung ist Trumpf
Eine weitere Trumpfkarte des Server-based-Computing ist eine aufwand- und damit kostensparende Standardisierung der Arbeitsplätze – ob zentral, in den Außenstellen oder weltweiten Niederlassungen. Im Idealfall stehen jedem Mitarbeiter – je nach seinen Zugriffsrechten – die gleichen Applikationen in der selben Version zur Verfügung. Die vereinfachte zentralisierte Software-Regie und -Verteilung machen es möglich. Der Gefahr eines administrationsaufwändigen und gefährlichen Software-Wildwuchses kann so auf den Arbeitsplätzen, selbst bei Weitereinsatz der alten PCs im Unternehmen, wirkungsvoll entgegengesteuert werden. Server-based-Computing ist damit auch das geeignete Mittel, nicht nur die Betriebskosten, sondern auch die Störungs-, Ausfall- und Sicherheitsrisiken auf den Arbeitsplatz-Plattformen über den kompletten Radius der Organisation so gering wie möglich zu halten. Als Arbeitsplätze für die Thin-Clients können nahezu beliebige Plattformen – von den bestehenden PCs über Terminals bis hin zu mobilen PDAs – dienen. Dadurch beschränken sich die Neuinvestitionen im Wesentlichen auf die Terminal-Server und die damit verbundenen Software-Lizenzen.
Kostenunterschiede
Die Kostenunterschiede zwischen beiden Architekturen – Server-based-Computing und Client-Server-Computing – ist bei etwa gleichem Endgerät-Hardwarepreis zwischen Thin-Client und PC frappant. Beim Client-Server-Computing machen die wiederkehrenden Kosten für Betrieb, Support, Wartung und Anwenderberatung mehr als 75 Prozent der ohnehin deutlich höheren Gesamtkosten aus. Beim Thin-Client liegt ihr Anteil bei weniger als 45 Prozent.
Hinzu kommt eine bis zu doppelt so lange Lebensdauer des Thin-Clients, weil ihm die zunehmend leistungshungrigen PC-Programme nur wenig anhaben können. Da sie nur die Aufgabe der Dateneingabe und -ausgabe übernehmen, sind sie kaum dem Druck wachsender Ressourcenanforderungen durch neue Software ausgesetzt. Darüber hinaus ergeben sich für Unternehmen mit Server-based-Computing weitere Vorteile. Verarbeitungsleistungen, die ausschließlich zentral absolviert werden, können einfacher verfolgt und gezielt den Kostenstellen als monatliche Abrechnung zugewiesen werden. Systemerweiterungen, beispielsweise bei Ausweitung geschäftlicher Aktivitäten, und Systemanpassungen, so bei Umzügen innerhalb der Organisation, gehen auf Grund der zentralen Applikations- und Client-Regie viel schneller und kostensparender als innerhalb der verteilten Client-Server-Welt über die Bühne.
IDC hat nachgerechnet. Nach dem Marktinstitut können Unternehmen über ein konsequentes Server-based-Computing in Verbindung mit einem effizient verwalteten Terminal-Server-Pool innerhalb von drei bis fünf Jahren ihre TCO im Vergleich zum Client-Server-Computing um bis zu 56 Prozent herunter fahren. Die indirekten Einsparungen sind bei dieser Kalkulation eingerechnet, so durch eine gesteigerte Mitarbeiterproduktivität, weil Störungs- und Ausfallzeiten geringer ausfallen und das Personal nicht mehr selbst administrativ am Endgerät Hand anlegen muss. Nach einer Analyse von Siemens Business Services liegen die Gesamtkosten eines reinrassigen Thin-Client-Modells auf drei bis fünf Jahre bezogen sogar 63 Prozent unter denen des Client-Server-Modells.
Server-based-Computing als externer Dienst
Im Server-based-Computing steckt für das Gros der Unternehmen also ein erhebliches Einsparungspotenzial gegenüber dem teuren Client-Server-Computing. Und diese Einsparungen zahlen sich für die Unternehmen vor allem dann aus, wenn sich die neuen Hardware- und Software-Investitionen, zwischenzeitliche Mehrkosten durch noch laufende Abschreibungen, Lizenz- und Supportverträge sowie der Aufwand für strukturelle Anpassungen amortisiert haben.
Server-based-Computing muss aber nicht zwangsläufig in Eigenregie geplant, umgesetzt und betrieben werden. Die komplette Terminal-Server-Infrastruktur inklusive der Servicemodule kann auch durch einen Service-Provider wie Siemens Business Services bereitgestellt werden. In diesem Fall kann das Unternehmen flexibel nach Bedarf ins Server-based-Computing einsteigen. Über Module wie den Terminal-Services-Basiszugang stehen dem Unternehmen die Verarbeitungsleistungen eines Terminal-Server-Pool mit garantiertem Nutzungsgrad von 80 Prozent zur Verfügung. Das heißt, 80 Prozent der registrierten Teilnehmer können die Terminal-Services parallel nutzen. Die Nutzer teilen sich die Hardware-Ressourcen und die vorgehaltenen Lizenzen. Das Basis-Modul kann über die Module Terminal-Services-Standard und Terminal-Services-Premium zu einer umfassenden, extern betriebenen und betreuten Server-based-Computing-Lösung erweitert werden, einschließlich der vollen Betriebsverantwortung für alle Arbeitsstationen im Unternehmen.
Die Vorteile dieser Lösung unter externer Regie liegen auf der Hand: kein eigenes teures Fachpersonal für die Umsetzung und den Betrieb der neuen Technologie, keine Projektrisiken, Service-Bezug und -Abrechnung nach Bedarf sowie automatische Software-Upgrades, notwendige Erweiterungen und Anpassungen über den gesamten Lebenszyklus im Hintergrund. An die Stelle von langfristigen Investitionen ins Server-based-Computing tritt die monatliche Abrechnung für die bezogenen Terminal-Services, wobei das Unternehmen verbrauchsorientiert nur für die tatsächlich genutzten Terminal-Server-Kapazitäten bezahlt.
Darüber hinaus kann sich Server-based-Computing unter externer Regie in puncto Software-Lizenzgebühren für das Unternehmen auszahlen. Große Anbieter beziehen beispielsweise Microsoft-Lizenzen im Rahmen von Service-Provider-License-Agreements zu günstigen Konditionen. Durch die Weitergabe solcher Preisvorteile an die Kunden kann das Unternehmen gegenüber Server-based-Computing im Eigenbetrieb bis zu 40 Prozent der Software-Lizenzkosten einsparen. Ein weiterer Vorteil im Vergleich zum direkten Lizenzkauf mit einer Festlegung über drei Jahre: Weil das Unternehmen für die genutzten Terminal-Server-Kapazitäten, nicht aber für die Software-Lizenzen zahlt, kann es jederzeit seinen Leistungsbezug ohne Kostennachwehen an neue Gegebenheiten wie Firmenzusammenschlüsse, Ausgliederungen oder Umstrukturierungen anpassen.
Markus Schmid, Senior Business Developer bei Siemens Business Services