Erfolglose Haier will zur IFA neu durchstarten. Schon vor über einem Jahr kündigte der chinesische Elektronikriese Haier die Einführung von Handys, CE- und IT-Produkten an. Bislang ohne sichtbaren Erfolg. Jetzt will das Unternehmen zur IFA einen Teil seiner umfangreichen Produktrange präsentieren. LCD- und Plasma-TVs sollen noch dieses Jahr auf den deutschen Markt kommen.
Es gibt nicht viel, was Haier nicht herstellt. Der weltweit viertgrößte Hersteller von Weißer Ware ist in China auch einer der führenden Handyanbieter. Außerdem produziert der chinesische Konzern neben Consumer Electronics auch IT-Produkte als OEM und für den eigenen Brand. Seit Anfang des vergangenen Jahres ist das Unternehmen mit seiner Zentrale bei Mailand auch in Europa vertreten und kündigt seither in regelmäßigen Abständen die Einführung seiner umfangreichen Produktpalette an. Kurt Weiss, General Manager Vertrieb und Marketing, soll für Haier Europe Trading die gesamte Produktpalette in der DACH-Region und den skandinavischen Ländern vermarkten. Keine leichte Aufgabe mit gerade mal acht Mitarbeitern in der Niederlassung in Wettenberg bei Gießen. Bis Jahresende soll die Mannschaft auf zehn Mitarbeiter aufgestockt werden, darunter ein Manager für die Betreuung der Handelsvertreter.
Die Haushaltsgeräte verkauft Haier in Deutschland bereits über rund 400 Partner. »Für die Braune Ware sprechen wir mit den gleichen Partnern. Auch bei den großen Flächenmärkten sind dafür meist die gleichen Ansprechpartner zuständig«, erklärt Weiss. Außerdem arbeitet Haier mit der Kooperation Electronic Partner zusammen. Schwieriger wird es mit der Handy-Palette, die der Konzern schon letztes Jahr nach Deutschland bringen wollte. Lediglich ein Gerät, das »PenStyle Phone«, wurde hier über den TK-Distributor Herweck angeboten. kein weiteres Haier-Handy fand den Weg auf den deutschen Markt. Auf der diesjährigen Cebit gab der damalige General Manager Haier Electronics Europe, Paolo Mainardi, im Gespräch mit CRN zu, dass der Vertrieb über die Distribution nicht funktioniere und die Geräte nur noch über die Netzbetreiber an den Mann gebracht werden sollten. Bis heute ist Haier aber mit keinem Netzbetreiber ins Geschäft gekommen. »Das Thema GSM liegt erst mal auf Eis«, erklärt Weiss.
Oberste Priorität hat jetzt die Einführung der Home Entertainment-Produkte, vor allem die TV-Range mit der Haier im September erstmals auf der Funkausstellung präsent sein wird. Neben Geräten der Standardserie werden auf dem Haier-Stand (Halle 25/Stand 118) auch die LCD- und Plasmageräte der »Black Arts«-Linie gezeigt, die unter anderem mit WLAN-, USB- und DIV-Schnittstelle ausgestattet sind. Laut Weiss wird es Geräte in allen Größen geben, darunter ein 63-Zoll-Widescreen-Plasma-TV.
Bereits Mitte Oktober sollen die ersten Geräte auf den Markt kommen. »Bis jetzt wurden Haier-Fernseher nur in homöopathischen Dosen über COS verkauft«, räumt Weiss ein. Der Testlauf scheint weder Broadliner noch Haier überzeugt zu haben. Denn Weiss will die LCD- und Plasmageräte künftig über den klassischen UE-Fachhandel absetzen. Die Händler werden direkt beliefert, nicht über die Distribution. Angesichts des harten Wettbewerbs im TV-Markt und des rapiden Preisverfalls wird es für Haier nicht einfach, sich als weiterer Anbieter in dem umkämpften Markt zu etablieren. Zumal Weiss nicht über Kampfpreise einsteigen will: »Unser Ziel ist es, Haier in Europa zu einem Brand zu machen. Wir wollen keinesfalls das Image des Billiganbieters.«
Auch einige Produkte aus seiner IT-Palette will Haier in Berlin zeigen. Notebooks und TFT-Monitore sollen demnächst auch in Deutschland über den IT-Fachhandel verkauft werden. »Wir sprechen bereits mit Distributoren und Kooperationen«, versichert Weiss.
30 bis 40 Millionen Euro will Haier 2005 mit Weißer Ware in Deutschland umsetzen. Für die Consumer Electronic will Weiss aus gutem Grund keine Prognose abgeben. Wenn man die Produktankündigungen des vergangenen Jahres betrachtet, scheint es nicht sehr realistisch, dass viele Haier-Produkte noch vor Jahresende im Handel auftauchen.
Japan hat es vorgemacht, Samsung & Co. haben es erfolgreich nachgemacht und einige taiwanische Elektronikhersteller sind auf dem besten Weg dazu, den Aufstieg vom OEM-Fertiger und Produktkopierer zum weltweiten Markenanbieter hinzukriegen. Mit den chinesischen Konzernen steht nun die nächste Generation in den Startlöchern und auch sie haben, wie Haier, noch einiges zu lernen. Obwohl der Elektronikriese mit seinen Haushaltsgeräten international bereits ein »Weißer Riese« ist, lässt sich der Rest der Produktpalette nicht so einfach nach Europa schaufeln. Dass hier jeder Markt und jeder Kanal anders tickt, haben die Chinesen mit der misslungenen Handy-Einführung schon feststellen müssen. Deshalb liegt der Fokus jetzt auf dem Vertrieb der Braunen Ware über den UE-Fachhandel und dem Aufbau eines Fachhandelskanals für die IT-Geräte. Und das alles mit einer Acht-Mann-Truppe für die komplette DACH-Region. Der Erfolg der Doppelstrategie wird sich bereits im Weihnachtgeschäft an der Zahl der Haier-Produkte im Fachhandel ablesen lassen.
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