Europaweite Restrukturierung bei Tech Data: Kein Stein bleibt auf dem anderen
Europaweite Restrukturierung bei Tech Data: Kein Stein bleibt auf dem anderen. Bei Tech Data kommt alles auf den Prüfstein: etwa 100 Entlassungen in Deutschland, Aus für Bischofsheim, Umstrukturierung in Moers, neues Zentraleuropalager in Tschechien, veränderte Strukturen in den europäischen Regionen sowie Überprüfung der Herstellervereinbarungen.
Europaweite Restrukturierung bei Tech Data: Kein Stein bleibt auf dem anderen
Bei Tech Data leuchten alle Warnlampen auf. Spätestens seit dem schlechten Ergebnis des ersten Quartals ist in Europa ein hartes Durchgreifen angesagt (siehe CRN 22/05 und 23/05, Titel sowie CRN-Channelweb vom 7. Juni). Europa-Chef Thomas F. Huber hat die Order, »alle Prozesse zu überprüfen, Kosten und Kapazitäten der aktuellen Situation anzupassen«. Da bleibt kein Stein auf dem anderen. Ende Juli soll klar sein, wohin die Reise künftig geht.
Vorläufig aber bangen die Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze. Etwa 100 Mitarbeiter wird es treffen. »Wir bestätigen nur, dass es einen Personalabbau geben muss«, so Huber. Auf jeden Fall wird das Logistikzentrum (Fulfilment) in Bischofsheim geschlossen, 40 Mitarbeiter müssen gehen. Änderungen gibt es auch im Logistikzentrum Moers bei Krefeld, da Tech Data im kostengünstigen Pilsen in der Tschechischen Republik ein Zentraleuropalager errichten wollte, wohin unter Umständen noch andere Leistungen verlegt werden könnten. Ab Herbst 2006 werden von dort vor allem Deutschland, Österreich und natürlich die Tschechische Republik beliefert.
Während der SMB-Bereich in Moers ausgebaut wird, »dafür suchen wir Mitarbeiter«, knirscht es in der Zentrale in der Kistlerhofstraße in München. Das Damoklesschwert Entlassung schwebt über den Mitarbeitern. »Die meisten Leute laufen mit eingezogenem Kopf durch die Gänge, in der Hoffnung, ungeschoren davon zu kommen«, schildert ein Mitarbeiter die Situation. Huber kontert: »Es wird nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip entlassen, sondern sehr genau überlegt, wo was nötig ist.«
Auf den Prüfstein kommen auch die Hersteller. Unrentable Lieferanten sollen gestrichen werden. »Als Distributor muss ich mir die Frage gefallen lassen, welche Leistungen biete ich meinen Kunden und den Herstellern. Ich muss Dienstleistungen und Services einstellen, die vom Markt in nicht hinreichendem Maße abgenommen worden sind, um damit die Kostenbasis zu verbessern und im Gegenzug die Leistungen anderer auf breiterer Basis anbieten.« Schützenhilfe liefern Analysten einer großen Unternehmensberatung.
Aber Huber hat mehr Baustellen als erwartet. Außerdem werde »zu viel diskutiert und zu wenig umgesetzt«, klagt er. Gleichzeitig versichert er, dass »wir an Europa und Deutschland glauben. Gerade Deutschland ist für Tech Data nach den USA der wichtigste Markt«. Aber man müsse näher an die einzelnen Märkte ranrücken. Das heißt, die Backoffice-Leistungen einiger regionaler Gesellschaften sollen zentralisiert werden. »Wir wollen, dass sich unsere Geschäftsführer mehr um das Frontoffice, also Verkauf, Marketing und Pricing, kümmern.« So wird Traudl Dawidowitsch, Geschäftsführerin Backoffice, das Unternehmen zum Monatsende folgerichtig verlassen. Große Gesellschaften wie beispielsweise in Deutschland, Frankreich und Großbritannien könnten künftig direkt an Europachef Gérard Youna berichten, die kleineren weiterhin an Huber.
Außerdem werden Tech Data Midrange und Azlan durchleuchtet. Auch da müsse man als europäische Organisation Stärken und Schwächen abwägen. Azlan sei beispielsweise in Frankreich und Großbritannien gut positioniert, habe aber in Deutschland Nachholbedarf.
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