Fehlgeleitet
Fehlgeleitet. Ob auf dem Handy, auf dem PDA oder fest im Auto eingebaut ? immer mehr Menschen vertrauen Navigationssystemen.
Fehlgeleitet
Doch die modernen Pfadfinder haben ihre Tücken, das musste auch der Fahrer einer bayerischen Nobelkarosse erfahren: An einem Wasserlauf vertraute er mehr den Informationen seines Satellitennavigationssystems, das ihm eine nicht vorhandene Brücke versprach, als seinen eigenen Augen. Es endete mit einem unfreiwilligen Bad für Ross und Reiter.
Mit seinem Vertrauen steht dieser Herr jedoch alleine da, denn Männer haben über Jahrzehnte gelernt, den Anweisungen kartenlesender Beifahrerinnen zu misstrauen. Welcher gestandene Autofahrer lässt sich schon gerne von einer Frauenstimme vorschreiben, wo es langgeht? Deshalb brachte auch die Lösung eines Finanz-Managers in Frankfurt, sich von seinem Tomtom-Navigationssystem die Ansagen auf französisch geben zu lassen, keinen Vertrauenszuschuss, hatte jedoch immerhin einen gewissen Zugewinn an Erotik.
Auf dem Portal pocketnavigation.de gibt es nun Abhilfe: Hier können die Richtungslosen alternative Sounds für ihr Navi runterladen. Wer nur auf harte Reize reagiert, ist bei der Domina gut aufgehoben (»Fahr mit Deinem bescheuerten Auto auf die Fähre, du Blödmann!«). Zeitgenossen, die sogar noch Freude an holländischen Wohnwagengespannen auf der Autobahn haben, können sich von Rudi Carell den Weg zeigen lassen (»Das war ein gaanz faantastische Faaht und das wäre ihr Preis gewaisen«). Nachteil: Alle Wege führen nach Amsterdam. Wer all dem nicht traut, dem sei die Stimme von Johannes Paul dem Zweiten empfohlen. Die unfehlbare Stimme aus dem Jenseits weist selbst dem letzten Zweifler den Pfad zur Erleuchtung.
Pünktlich zur Wahl bringen nun die Navi-Hersteller EE (Election Edition)-Versionen für orientierungslose Wechselwähler auf den Markt. Beispielsweise die Schröder-Variante: »Im Kreisverkehr links abbiegen, dann immer wieder links abbiegen«, als Konkurrenz zur Links-Partei. Das führt zwar nicht zum Ziel, harmoniert dadurch aber hervorragend mit dem SPD-Wahlprogramm. Die CSU kontert mit der Stoiber-Edition: Sie umfasst das Kartenmaterial Groß-Bayern mit den annektierten Gebieten Franken und Schwaben. Die obligatorische Ansage an der Zonengrenze: »Obacht! Dumme Menschen, rechts obbiag´n, dann wieder rechts!« Doch eines können auch Stoiber und das Bayern-GPS nicht ändern: Der Weg von München nach Berlin führt immer noch über die fünf neuen Länder.