Immobilienbesitzer werden durch politische Maßnahmen wie das Osterpaket der Bundesregierung oder auch den RePowerEU-Ansatz aus Brüssel vor neue Herausforderungen gestellt. So sollen bis 2030 80 Prozent und bis 2035 fast 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Auf Gebäude entfallen in diesem Kontext etwa 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in der EU. Das bedeutet: Ein Großteil des notwendigen Wandels muss in diesem Bereich umgesetzt werden. Gebäudebetreiber müssen die neuen Herausforderungen strategisch angehen. Zu bedenken sind Themen wie der Ausstieg aus konventionellen Heizungssystemen, die Umweltauswirkungen von Klimaanlagen oder auch die Integration von Ladestationen für Elektrofahrzeuge.
Gleichzeitig werden Energieerzeugung und -speicherung auf lokaler Ebene eine wesentlich größere Rolle spielen. Damit lassen sich teilweise sogar zusätzliche Einnahmen erzielen, beispielsweise wenn Teile von Batteriespeichern den Netzbetreibern als Reserve für die Frequenzregelung zur Verfügung gestellt werden. Dies ist im Hinblick auf die Ausweitung erneuerbarer Energien auch bitter nötig. Das Stromnetz der Zukunft muss sich von der alten Baumstruktur lösen, in der die Energie vom großen Kraftwerk zu vielen Verbrauchern fließt. In Zukunft werden wir eher eine zellulare Struktur sehen, in der die Grenzen zwischen Erzeugern und Verbrauchern zusehends verschwimmen. Dieses Netz muss also nicht nur bidirektional, sondern auch reaktionsschnell sein und Schwankungen in der Erzeugung abfedern können. Der Buildings-as-a-Grid-Ansatz von Eaton unterstützt das. Der Aus- und Umbau der Strominfrastruktur darf daher nicht nur auf der Ebene der großen Verteilnetze passieren, sondern muss auch regional und lokal erfolgen.
Das ist eine enorme Herausforderung, doch nur mit einem solchen intelligenten Netz und einer belastbaren Speicherinfrastruktur werden wir es schaffen, die Massenelektrifizierung von Verkehr und Industrie sowie die volatile Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen unter einen zu Hut bringen.
Exkurs: Das Gebäude als Energieerzeuger |
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Gebäude gelten in der Regel als Verbraucher von Energie – sei es in Form von Elektrizität, Öl oder Gas. Um ein Netto-Null-Ziel zu verwirklichen, ist dieses Defizit jedoch nicht haltbar. In einem ersten Schritt geht es also darum, den Verbrauch so weit wie möglich zu reduzieren und auf die fossilen Energieträger zu verzichten, beispielsweise nach dem Konzept des Passivhauses. In einem zweiten Schritt könnten Gebäude auch etwas zurückgeben. Vorstellbar wäre Stromerzeugung durch Solarmodule. Darüber hinaus spielen aber auch Speicher eine wichtige Rolle. Einerseits können sie selbsterzeugte Energie speichern, andererseits können sie eine Ausgleichsfunktion für das Netz wahrnehmen, ist Dirk Kaisers, Distributed Energy Management Leader bei Eaton, überzeugt. Zudem kommt Gebäuden durch die Verkehrswende noch eine weitere Funktion zu, indem sie nun auch Energie an Fahrzeuge abgeben müssen. Auf Gebäudeeigentümer und Bauträger werden durch die neuen Regularien zusätzliche Kosten zukommen. Doch Kaisers rät, diese Investitionen nicht nur als notwendiges Übel zur Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben anzusehen, sondern auch als Werterhalt am Gebäude. Energetische Aspekte würden bereits heute eine wichtige Rolle am Immobilienmarkt spielen; dieser Aspekt werde sich in Zukunft noch verstärken. |