Gericom vor Restrukturierung
Beim einstigen Notebook-Aufsteiger Gericom fallen die Umsätze immer schneller. Wegen eines drastischen Rückgangs im dritten Quartal und voraussichtlich hoher Verluste für das Gesamtjahr 2006 kündigte der Vorstand eine außerordentliche Hauptversammlung und tiefgreifende Änderungen an.
Der Abwärtstrend bei Gericom nimmt immer dramatischere Formen an. Nachdem die ersten beiden Quartale des laufenden Geschäftsjahres bereits mit sinkenden Umsätzen und wachsenden Verlusten abgeschlossen wurden, schockte der österreichische Unterhaltungselektronik- und Notebook-Anbieter jetzt mit einer Umsatzwarnung. Die Umsätze in den drei Monaten bis Ende September sanken auf rund neun Millionen Euro. Im zweiten Quartal wurden noch 22,8 Millionen Euro erlöst, im ersten Quartal waren es 25,3 Millionen Euro.
Für die ersten neun Monate 2006 würden sich die Umsätze damit auf gerade mal rund 57 Millionen Euro summieren. Als Grund für diese negative Entwicklung nannte Gericom das unter den Erwartungen gebliebene Geschäft im Bereich Home Entertainment sowie massive Einbrüche im Notebook- Absatz. In beiden Geschäftsfeldern sei es zu einem rapiden Preisverfall gekommen. Das Nachfrageverhalten lasse derzeit auch keine Trendumkehr für das vierte Quartal erkennen, so dass das für 2006 gesetzte Umsatzziel von etwa 100 Millionen Euro voraussichtlich nicht erreicht würde.
Gericom rechnet auch mit steigenden Verlusten für das dritte Quartal und das Gesamtjahr 2006. Im ersten Quartal 2006 hatte das Unternehmen einen Verlust von 3,1 Millionen Euro eingefahren, im zweiten Quartal waren es bereits minus 10,4 Millionen Euro. Weil Gericom für den 20. Dezember eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen hat, vermuten Branchenkenner, dass die Verluste inzwischen die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt hätten. Laut Börsengesetz muss der Vorstand unverzüglich die Hauptversammlung einberufen, wenn sich ein Verlust in Höhe des halben Grundkapitals abzeichnet. Am 20. Dezember will der Vorstand einen Bericht zum laufenden Geschäftsjahr sowie die künftige Entwicklung vorlegen und gegebenenfalls den Verlust eines Teils des Grundkapitals anzeigen. Auf der Tagesordnung soll außerdem die Änderung des Hauptgeschäftsfeldes und die Ausgliederung von Unternehmensbereichen stehen sowie die Änderung des Firmennamens in IIT Services AG.
An der Frankfurter Börse wurde die Gericom-Aktie bei einem Kurs von 1,09 Euro rund eine Stunde vom Handel ausgesetzt. Nach Wiederaufnahme des Handels sackte der Titel knapp 16 Prozent auf 0,92 Euro ab, konnte sich später aber wieder festigen. Die endgültigen Zahlen für das dritte Quartal, den vollständigen Neunmonatsbericht sowie einen aktualisierten Ausblick wird die Gericom AG am 30. November 2006 veröffentlichen.
