Gesegnet. Ausgerechnet die »Bildzeitung«, bekannt dafür, es mit dem achten Gebot (Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten) nicht so ernst zu nehmen, bringt mit dem Segen des Papstes eine Volksbibel auf den Markt. Die »Bildzeitung«!
Das ist ungefähr so, als würde eine Prostituierte ihren Freiern einen Vortrag über die Verdammung des Ehebruchs halten. Da weder sie, geschweige denn Bild-Chefredakteur Kai Diekmann, aber ernsthaft vorhaben, sich ihrer Erwerbsgrundlage zu berauben, werden in der »Bild« weiter Möpse gezeigt. Wer behauptet denn schon, dass Eros und Erbauung nicht gehen: Gleich neben der lasziven Tara (möchte gerne »hoppe, hoppe, Reiter« spielen) wartet auf Bild.de der Link zur Volksbibel. 9,95 Euro für 1.304 Seiten, ohne Tara, dafür mit einem Vorwort von Kardinal Lehmann.
Von derlei Synergien ist zu lernen. Kapital und Kirche passen nicht? Falsch. Schließlich gibt es schon längst den Fonds für Orden und Ökumene, aufgelegt von der Fondsgesellschaft Invesco noch zu einer Zeit, als jeder moderne Pfarrer die Börsenindizes besser im Kopf hatte als die Namen der Apostel. Dass der Kursverlauf des Wertpapiers dorthin zeigt, wo alle Gläubigen die Hölle vermuten, sollte niemanden entmutigen. E-Churchment ist nämlich ein ernst zu nehmender Sektor, denn Themen wie Kostendruck und Effizienzsteigerung stehen mittlerweile in jedem gut geführten Gotteshaus auf der Tagesordnung. Die IT-Branche kann dazu viel leisten.
Beispiel Hostienspeisung. Noch steht das Projekt ECW-Management (Electronic-Communion-Wafer) bei einem großen Münchner IT-Dienstleister unter strengster Geheimhaltung. Durchgesickert ist aber, dass der Bischof von Freising künftig die Gottesdienste bequem über das Internet per Video-Conferencing durchführen will. Die heilige Kommunion soll in elektronischer Form per SMS gespendet werden, wobei allerdings kirchenrechtliche Bestimmungen erst noch abzuändern wären. Kaum weniger innovativ ist die Refinanzierung der sonntäglichen Messen, die derzeit noch schleppend manuell vonstatten geht. Künftig soll es bei T-Online eine spezielle Einwahlnummer für die auf drei Stunden verlängerten Online-Gottesdienste geben. Die Zugangskosten werden brüderlich zwischen Seelen- und Netzprovider geteilt. Und damit die Gläubigen auf den Geschmack kommen, wirbt FSC schon einmal für ein Komplettpaket aus »Volksrechner«, »Volksbibel«, einem Jahresabo für die Bildzeitung und einem hübschen Kalender mit der hoppsenden Tara.