Giraffe fürs Rudel

24. November 2007, 14:59 Uhr | Andreas Stolzenberger

Zarafa 5.20 – Gruppenfunktionen für Outlook-Clients stehen im Mittelpunkt der Linux-Groupware.

Network Computing nahm in der Ausgabe 18/2007 nahm eine Reihe von Groupware-Lösungen für Linux unter die Lupe. Die holländische Lösung Zarafa schaffte es dabei nicht mehr in die Aufstellung. Mit einem Heft Verspätung folgt nun der Test dieser Software.

Zarafa – der Name stammt von einer populären Giraffe, die 1827 nach Paris reiste – setzt auf nahezu jede Linux-Distribution auf. Dabei unterstützt der Hersteller auch Debian-Versionen, welche viele andere kommerzielle Anbieter eher meiden. Zarafa benötigt auf der Plattform die Dienste Sendmail, MySQL und Apache. Die simplen Mailservices überlässt die Software den bekannten Open-Source-Diensten für Linux und konzentriert sich stattdessen auf die Gruppenfunktionen für Adressbücher, Kalender und Aufgabenlisten. Als Client setzen die Holländer auf Outlook, das über ein besonders Plugin Zugriff zur Groupware erhält.

Im ersten Anlauf scheitert die Installation auf einer Centos 4.5. Zarafa vermisst ein paar Libraries, verrät dem Anwender aber lediglich den Namen der Library-Datei, aber nicht den Namen des Pakets, welche die Datei enthält. Da ist Scalix schon gesprächiger. Hier erfährt der Administrator sehr genau, welche Pakete er nachinstallieren muss.

Unter Centos 5 läuft die Einrichtung im Textfenster dann fehlerfrei durch. Ein grafisches Setup-Programm gibt es nicht. Auch die Grundkonfiguration des Zarafa-Servers übernehmen Kommandozeilen-Tools. Diese konzentrieren sich dabei jedoch nur auf die Zarafa-Dienste. Den Sendmail-MTA muss der Administrator von Hand konfigurieren. Andere Groupware-Lösungen für Linux integrieren die MTA-Optionen oder Teile davon in ihr eigenes Setup-Programm. Die Textmode-Tools nutzt der Verwalter auch, um Benutzer anzulegen oder deren Einstellungen zu ändern. In der Regel verwaltet Zarafa die Anwender selbst. Auf Wunsch bezieht die Software Benutzerinformationen aus einem LDAP- oder ADS-Verzeichnis.

Ein grafisches Admin-Utility oder ein spezieller Web-Dialog für Admins fehlt leider völlig. Das ist schade, denn Lösungen wie Zimbra, Scalix oder Open-Xchange warten mit sehr übersichtlichen Admin-Web-GUIs auf.

Zarafa besteht aus einer Reihe von Diensten. Die eigentlichen Groupware-Funktionen stecken im Zarafa-Server. Das Gateway erlaubt, Clients via POP3 oder Imap anzubinden. Das Monitor-Programm überwacht die Quota-Policies. Überschreiten Benutzer die vorgegebene Größe ihrer Mailboxen, erhalten sie warnende Mails vom Monitor. Der Spooler leitet ausgehende Mails an den zuständigen MTA weiter. In der Grundkonfiguration nutzt die Groupware hierzu einen lokal installierten Sendmail-Dienst. Auf Wunsch kann der Verwalter auch Postfix oder einen anderen MTA verwenden. Der Zarafa-Ical-Dienst startet eine »WebDAV«-Schnittstelle und erlaubt damit »iCalender«-konformen Programmen wie Apple »iCal«, ihre Kalender mit Zarafa abzugleichen.

Sobald Zarafa läuft, stehen den Anwendern eine Web- und eine Soap-Schnittstelle zur Verfügung. Das Web-GUI orientiert sich sehr stark an Outlook-Web-Access. Anwender, welche bereits mit der Web-Schnittstelle von Exchange gearbeitet haben, werden sich bei Zarafa sehr bald zurechtfinden.

Die Soap-Schnittstelle nutzt das mitgelieferte Outlook-Plugin. Hier haben sich die Holländer ganz besonders Mühe gegeben. Anders als bei vielen anderen Exchange-Ersatz-Lösungen kommuniziert der Zarafa-Client in Echtzeit mit dem Server. Trägt ein Mitarbeiter einen Termin in einem Gruppenkalender ein, taucht dieser sofort bei allen anderen Team-Mitgliedern in Outlook auf. Viele der Konkurrenzsysteme setzen auf ein Plugin mit Synchronisationsfunktion.

Fazit: Zarafa ist eine solide Groupware-Lösung und ein guter Exchange-Ersatz. Das modulare Konzept mit verschiedenen Diensten gibt dem Administrator viel Flexibilität bei der Auswahl an Funktionen und Diensten.

Der Groupware fehlt leider ein hübsches grafisches Admin-Tool oder ein übersichtliches Admin-GUI für den Web-Browser. Es ist auch für Linux-Admins nicht mehr ganz zeitgemäß, mit »vi« in vier cfg-Dateien herumzuedieren. Anders als die anderen Anbieter offeriert Der Hersteller keine freie, funktionsreduzierte Variante der Lösung.

Auch vermissen Linux-Anweder Plugins für Thunderbird oder Evolution. Dafür offeriert der Hersteller sehr ausführliche How-Tos auf seiner Website, welche die Anpassung der Groupware vereinfachen.
ast@networkcomputing.de


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