Hersteller und Distributoren schlagen Alarm

Grauware überschwemmt den CE-Markt

10. Juni 2009, 7:39 Uhr | Joachim Gartz

Alarmstufe Rot im CE-Markt. Der Graumarkt für Produkte rund um die Unterhaltungselektronik hat drastische Ausmaße erreicht. Sony will ab sofort kompromisslos gegen unseriöse Händler vorgehen. Doch die Hersteller sind für dieses Dilemma selbst verantwortlich.

Der Hersteller Sony, der unlängst eine einstweilige Verfügung gegen zwei unseriös agierende Etailer erwirkt hat, ist kein Einzelfall. Der gesamte CE-Markt wird derzeit von grauer Ware überschwemmt. Obwohl die Hersteller zu immer drastischeren Mitteln greifen, um den Grauimporteuren das Handwerk zu legen, hat dieser Absatzkanal im Laufe der vergangenen Jahre beständig zugenommen: »Wir beobachten seit Jahren eine Steigerung der Graumarktimporte. Dies führt zu Wettbewerbsverzerrung und Benachteiligung von seriösen Händlern. Dass Hersteller wie Sony nun dagegen vorgehen, begrüßen wir sehr«, bestätigt DexxIT-Vertriebsleiter Hans-Jürgen Schneider im Gespräch mit Computer Reseller News.

Die betroffenen Etailer hatten ein Sony-Produkt entweder ohne Hinweis auf die fehlende deutsche Bedienungsanleitung oder ohne die zwingende Registrierung bei der Stiftung Elektro-Altgeräte- Register beziehungsweise unter Verkürzung der von Sony gewährten Herstellergarantie in ihren Online-Shops angeboten. Damit hatten die Firmen die Produkte entgegen den in Deutschland geltenden maßgeblichen Bestimmungen vertrieben.

Auch EP-Europa-Einkaufschef Karl Trautmann bestätigt gegenüber Computer Reseller News, dass unseriöse Internethändler schon seit längerer Zeit Reimporte anbieten würden, »bei denen wir nicht sicher sind, ob alle gesetzlichen Abgaben sowie Patentund Lizenzgebühren korrekt entrichtet sind. Davon sind alle Produktgruppen im CE-Bereich betroffen «, so Trautmann.

Broadliner wie Ingram Micro beobachten den Graumarkt genau: »Grauimporte im Segment der Consumer Electronic sind seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, ein Dauerthema«, meint Christoph Dassau, Director Consumer Electronic Group bei Ingram Micro. Gegenmaßnahmen der Industrie reichten von unterschiedlichen Garantien in einzelnen Ländern bis zu einsprachigen Handbüchern. Am wirkungsvollsten sei ein europaweit einheitliches Preisniveau, jedoch hätten bei Weitem nicht alle marktrelevanten Hersteller die nötige Struktur, um eine Preisharmonisierung nachhaltig umzusetzen. »Hersteller schaffen sich den Graumarkt immer dann selbst, wenn am Monats- oder Quartalsende große Sonderposten zu Sonderpreisen verkauft werden: Das führt zu Lagerdruck in den Handelsstufen ohne Endkundennachfrage «, so Dassau.

Gravierende Auswirkungen hätten zudem Wechselkursschwankungen: Nie zuvor sei beispielsweise Einkaufen in England so günstig gewesen wie jetzt – bedingt durch das schwache englische Pfund. Dies mache sich seit Monaten besonders im Musik- und im Games-Segment bemerkbar.


  1. Grauware überschwemmt den CE-Markt
  2. Kompromisslose Härte
  3. »Graumarkt mutiert zum Schwarzmarkt.«

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