Handel verliert über 50 Millionen Euro durch Kartenmißbrauch
Handel verliert über 50 Millionen Euro durch Kartenmißbrauch. Durch Betrugsfälle mit gestohlenen Kredit-, EC- und Zahlungskarten entstanden dem deutschen Einzelhandel laut Schätzungen der Unternehmensgruppe Steria Mummert Consulting Forderungsausfälle in Höhe von rund 54 Millionen Euro.

Handel verliert über 50 Millionen Euro durch Kartenmißbrauch
11.125-mal wurde 2004 der Diebstahl von Plastikgeld angezeigt ? im Vergleich zu 2003 ein Anstieg um neun Prozent. Der Einzelhandel verlor aufgrund betrügerischer Einkäufe mit gestohlenen Karten rund 54 Millionen Euro durch Forderungsausfälle. Außerdem schätzt Steria Mummert Consulting, dass Händlern 1,7 Millionen Euro Bearbeitungsgebühren für geplatzte Lastschriften entstanden.
Auf gestohlene EC-Karten entfiel fast die Hälfte aller Betrugsfälle beim bargeldlosen Bezahlen. Dennoch sind nach Ansicht des Beratungsunternehmens viele Händler immer noch zu sorglos: Die Zahlung per EC-Karte mit PIN-Eingabe dauert ihnen zu lange. Das Lastschriftverfahren sei für den Handel günstiger und schneller. Daher wurde 2004 fast jeder fünfte Kauf per EC-Lastschrift bezahlt. Lediglich neun Prozent aller Einkäufe wurden mittels EC-Karte mit PIN-Eingabe getätigt.
Es gibt aber auch noch einen anderen Grund, warum das Lastschriftverfahren - die Zahlung nur mit Karte und Unterschrift ohne Eingabe der PIN-Nummer - im Handel bevorzugt wird: Bei einer Zahlung mit PIN-Nummer fallen für Händler zusätzliche Gebühren an. 0,3 Prozent der Einkaufssumme oder mindestens acht Cent werden fällig, außerdem muss entsprechende Technik für den Point-of-Sales angeschafft werden. Experten schätzen die Verluste aus Ausfällen dagegen auf weniger als 0,1 Prozent des Umsatzes. Stimmt das, dann wäre es für Händler letztendlich günstiger, das Risiko des Lastschriftverfahrens einzugehen, als in ein sichereres System zu investieren.
Weniger Betrugsfälle bei Kredikarten
Kreditkarten gewinnen in Deutschland unterdessen an Beliebtheit - sowohl bei Kunden als auch im Handel. Im vergangenen Jahr waren rund 21,26 Millionen, also 3,9 Prozent mehr im Umlauf als noch ein Jahr zuvor. Die Zahl der erfassten Betrugsfälle ging im Vergleich zu 2003 dagegen um 21 Prozent auf 17.057 Fälle zurück. »Ein Grund für den Rückgang der Schadenfälle bei Kreditkarten ist, dass die Kreditkarteninstitute Betrugsfälle zentral erfassen und dadurch die Strategien und bevorzugten Geschäfte der Betrüger besser kennen«, weiß Mummert Consulting-Experte Johannes Prinz. Somit würden viele Kartendiebe bereits beim Zahlvorgang entlarvt. Mit einem so genannten »Fraud-Monitoring« könnten auch Banken die Zahl der EC-Karten-Missbräuche senken, meint Prinz. Dazu müssten sich die Banken jedoch zunächst auf ein gemeinsames Erfassungssystem einigen ? bei der stark gegliederten deutschen Bankenlandschaft ein schwieriges Unterfangen.
Die polizeiliche Kriminalstatistik des Jahres 2001 registrierte insgesamt 48.610 Betrugsfälle mit rechtswidrig erlangten Kunden-, Service- und EC-Karten mit PIN an Geldausgabe- bzw. Kassenautomaten. Damals gerieten besonders Kreditkarten als unsicheres Zahlungsmittel in die Schlagzeilen. Nicht zuletzt sei daran die Art schuld gewesen, wie die Statistik erstellt wurde, bemängeln Branchenkenner: Kreditkarten und EC-Karten ohne PIN wurden in einen Topf geworfen. Seit der Trennung in der Statistik sieht es für Kreditkarten deutlich besser aus. Für 2001 nahm Mummert noch ein Betrugsvolumen von 21 Millionen Euro an und rechnete mit einer mindestens eben so hohen Dunkelziffer. 2003 sollen nur noch etwas über elf Millionen Euro Schaden durch missbräuchlich verwendete Kreditkarten entstanden sein, 2004 habe das Schadensvolumen bei rund acht Millionen gelegen.