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Arbeitsbedingungen bei Auftragsfertigern

Hardware-Fabrikation in China: Schuften bis zum Umfallen

Das amerikanische National Labor Committee (NLC) hat die Arbeitsbedingungen von Arbeitern bei chinesischen Hardware-Herstellern kritisiert. Die Beschäftigten müssen bis zu zwölf Stunden täglich schuften und dürfen während der Arbeitszeit weder sprechen noch den Kopf heben. Zu den Kunden der Werke gehören renommierte Firmen wie Microsoft, IBM, Dell und Hewlett-Packard.

Autor:Bernd Reder • 16.2.2009 • ca. 1:40 Min

Zwölf Stunden am Tag montieren Arbeiter in einer Fabrik in Dongguan Computer-Keyboards. Für jede Taste bleiben 1,1 Sekunden Montagezeit.
Für diese Unterkünfte auf dem Firmengelände behält das Werk ein Drittel des Stundenlohns von 64 US-Cent als Miete ein.
Für diese Unterkünfte auf dem Firmengelände behält das Werk ein Drittel des Stundenlohns von 64 US-Cent als Miete ein.

Dass die Arbeitsbedingungen in Unternehmen in China oft nicht die besten sind, ist bekannt. Sportartikelhersteller, aber auch Discounter wie Aldi, die zu den Großkunden solcher Firmen gehören, sind deshalb ins Schussfeld von Gewerkschaften und Menschrechtsorganisationen geraten.

Nun hat das amerikanische National Labor Committee kritisiert, dass auch die Arbeiter in Computer-Hardware-Fabriken in China menschenunwürdigen Bedingungen ausgesetzt sind. Als Beispiel führt das NLC ein Werk in der südchinesischen Stadt Dongguan an. Die Fabrik gehört dem Unternehmen Meitai Plastics & Electronics, das unter anderem Komponenten für Microsoft, IBM, Dell, Lenovo und Hewlett-Packard herstellt.

Bereits mehrfach drangen alarmierende Berichte über die Lage der Fabrikarbeiter in diesem Unternehmen an die Öffentlichkeit. Deshalb hat sich nun die Electronic Citizenship Coalition (EICC), ein Zusammenschluss von Technologiekonzernen zur Selbstkontrolle, dazu entschlossen, eine Überprüfung in dem Werk durchzuführen, so das Informationsportal Cnet.com.

Stundenlohn von 64 US-Cent

Laut NLC ähneln die Arbeitsbedingungen in Dongguan denen in einem Straflager: Die Beschäftigten dürfen sich demnach während der Fließbandarbeit nicht unterhalten, keine Musik hören und ihre Hände und Köpfe nicht heben.

Sie sitzen zwölf Stunden täglich auf harten Holzhockern. Alle 1,1 Sekunden müssen sie eine Taste einer Computertastatur montieren. Unbezahlte Überstunden sind Pflicht, und pro Monat haben die Arbeiter im Schnitt nur zwei Tage frei.

Ihr Stundenlohn beträgt umgerechnet rund 64 US-Cent. Die rund 7,7 Dollar reichen nach Angaben des NLC nicht einmal, um grundlegende Bedürfnisse zu stillen. Hinzu kommt, dass die Arbeiter in überfüllten Schlafsälen auf dem Firmengelände untergebracht sind und dafür Miete bezahlen müssen. Damit bleiben vom Stundenlohn nur 41 Cent netto.

Regelverstöße werden mit Gehaltsabzügen bestraft. Zudem ist es den Arbeitern an vier Tagen in der Woche untersagt, das Firmengelände zu verlassen.

Überprüfung bringt vermutlich keine Besserung

Am 23. und 24. Februar ist eine Überprüfung der Fabrik durch die EICC geplant. Das NLC bezweifelt jedoch, dass die Prüfer dabei authentische Bedingungen vorfinden. Denn der Termin ist der Firmenleitung bereits seit längerem bekannt. »Das gibt den Managern Zeit, um die Arbeiter einzuschüchtern«, so Charles Kernaghan, einer der Autoren des NLC-Berichts.

Die betroffenen Technologiekonzerne, die alle Mitglieder des EICC sind, wollen abwarten, was die Untersuchung ergibt, bevor sie Maßnahmen treffen. Lenovo und HP haben auf Nachfrage von Cnet zudem darauf hingewiesen, dass sie die Produkte von Maitei nicht direkt, sondern über Zwischenhändler beziehen.