High-Tech für das Neandertal
High-Tech für das Neandertal Mettmann, einer der größten Kreise Deutschlands, benötigte für seine zahlreichen Anwendungen und Nutzer ein neues Backup-Konzept und neue Systeme. Das kreiseigene ausgegründete Tochterunternehmen spielte dabei als IT-Dienstleister eine wichtige Rolle.


Der idyllisch gelegene Kreis Mettmann ist deutschlandweit durch das geschichtsträchtige Neandertal bekannt. Der Kreis selbst schaut auf eine über 1100 Jahre alte Historie zurück. Dies bedeutet aber nicht, dass im Kreis alles altbacken zugeht und auf veralteten Schienen läuft. Vielmehr erkannte der Kreis, dass gerade im eigenen Rechenzentrums-Umfeld nur die neueste Technik frischen Wind sowie Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit in die Datensicherung bringen kann. Um sich dediziert um die IT-Herausforderungen kümmern zu können, rief der Kreis Mettmann bereits 2003 ME-BIT ins Leben, eine Dienstleistungstochterfirma des Kreises, die aus der ehemaligen DV-Abteilung entstand. Dieser Eigenbetrieb für Informationstechnologie Kreis Mettmann, kurz ME-BIT, betreut mit rund 60 Mitarbeitern die IT- und TK-Infrastruktur sämtlicher Ämter und Einrichtungen. Dabei beschränkt sich das Dienstleistungsprogramm nicht nur auf die Institutionen der Stadt Mettmann, sondern soll auch allen weiteren Städten des Kreises zur Verfügung stehen. Das umfasst im Ganzen 10 Städte und insgesamt 508703 Einwohner. Die IT-Umgebung in Mettmann stellt hohe Ansprüche, da hier alle Fäden des Kreises zusammengehalten werden, sei es die Zulassungsstelle, soziale Anlaufstellen oder der Landrat. Zusammengewachsen aus etwa 50 unterschiedlichen Serversystemen, mehreren vernetzten Telekommunikationsanlagen und etwa 1000 PC-Arbeitsplätzen, verlangt diese Infrastruktur eine hohe Qualität an Verwaltung, Wartung sowie Wachstumsmöglichkeiten. Hinzu kommt die hohe Vielfalt an Betriebssystemvarianten aus der Windows- und UNIX-Welt, ebenso die unterschiedlichen Applikationen oder Software-Produkte, beispielsweise für Backups. Diese Infrastruktur erstreckt sich über zwei Rechenzentren; eine Produktivumgebung und ein zweites Rechenzentrum für die Auslagerung der Datensicherung.
»Unsere Kapazitäten waren am Anschlag«
Obwohl hier bereits seit geraumer Zeit ein Fibre-Channel-SAN zum Einsatz kommt, sah sich der ME-BIT gezwungen, nach einem neuen Backup-Konzept Ausschau zu halten, um den Managementanforderungen eines modernen IT-Betriebes gerecht zu werden. So richtete der ME-BIT vor gut einem Jahr eine entsprechende Ausschreibung an insgesamt zehn Firmen, von denen letztlich vier konkrete Angebote ausgewählt wurden. Ein neues Backup-Konzept wurde dringend notwendig, da die vorhandene Lösung, größtenteils basierend auf Legato Networker, bereits am Limit war. »Zum einen war unsere Technik nicht mehr auf dem allerneusten Stand. Unsere Kapazitäten waren wirklich am Anschlag«, erklärt Ralf Mülders, Systemverwalter des Me-BIT. »Zum anderen entsprachen die Zeiten für eine Datensicherung sowie die Verwaltung und das Monitoring einfach nicht mehr unseren Ansprüchen. Hier musste eine Lösung gefunden werden, die der Kreisverwaltung eine zuverlässige Backup-Strategie, Skalierbarkeit und Investitionssicherheit bietet.« Das Anforderungsprofil des Kreises wurde schnell deutlich. Dabei sollte die existierende Backup-Hardware durch aktuelle Technologien ersetzt werden. Eines der Hauptzielvorstellungen des ME-BIT war vor allem die Reduzierung der Backupzeit sowie die Minimierung der Backupvolumen. Zusätzlich verlangte der ME-BIT eine problemlose Integration in die bestehende Umgebung sowie Skalierbarkeit. Letztlich sollten so die Anforderungen nach Investitionssicherheit, einfachem und zentralem Management sowie ausführlichem Monitoring und Reporting erfüllt werden. Weiteres Ziel war der Einsatz einer Backup-to-Disk- und Copy-to-Tape-Strategie. Der ME-BIT entschied sich für die Offerte von Hitachi Data Systems, die durch den Integrator ASSISTRA betreut wurde. »Natürlich war nicht zuletzt das Preis-Technologie-Verhältnis entscheidend für die Auswahl«, sagt Ralf Mülders. »Allerdings war dies nicht das einzige Kriterium. Das umfassende Konzept überzeugte uns, denn mit diesen Partnern ließen sich all unsere Anforderungen erfüllen.«
Erhöhte Verfügbarkeit und längere Vorhaltezeiten
Die Hardware-Basis für die neue Backup-Strategie bildet das Speichersystem vom Typ Thunder 9570V mit entsprechend konfigurierten LUNs als Backup-to-Disk-Device. Hier werden die Informationen in erster Instanz gesichert. Das System stellt derzeit eine Gesamtspeicherkapazität von 5 TByte zur Verfügung, die sich aber bei Bedarf erweitern lässt. Um Daten, die im direkten Zugriff liegen müssen, mit längeren Vorhaltezeiten auszustatten, wurde die Bandbibliothek Overland Storage NEO 2100 in das Backup-System integriert. Als Software kommt die Hitachi Data Protection Suite 6.1 zum Einsatz. Diese unterteilt sich in verschiedene Einzelkomponenten, die in dieser Umgebung installiert sind. Dazu gehören der Backup-Server CommServe, Media Agenten, iDataAgents für Windows und für Linux und Shared Magnetic Libraries. Dem ME-BIT war aber nicht nur die Produktreife und Funktionalität der angebotenen Lösung wichtig. Vielmehr musste das Konzept stimmen, mit dem nun ein neuer Backup-Prozess ins Rollen gebracht werden sollte. Das vorgeschlagene Backup-Konzept sieht die Sicherung von 29 Windows-Servern und drei Linux-Servern vor. Die Mehrzahl der Server steht im Produktivrechenzentrum des ME-BIT. Die Backup-Infrastruktur ist in einem separaten Brandabschnitt aufgebaut und mit dem Produktivrechenzentrum verbunden. Der Anbieter schlug eine Backup-to-Disk- und Copy-to-Tape-Strategie vor. Die Fileserver sichern hierbei lokal auf eine entsprechend konfigurierte und verteilte (shared) Magnetic Libraries (Festplatten-Devices). Für eine erhöhte Verfügbarkeit und längere Vorhaltezeiten der Daten werden diese zusätzlich auf die Bandbibliothek kopiert. Dieser Vorgang findet nur auf dem Backup-Server statt und reduziert so Zeitfenster und entlastet das Produktivnetz sowie die Clients, da hier nur Daten lokal auf dem Backup-Server verarbeitet werden. Wird ein Server gesichert, werden die Daten zuerst in den Backup-to-Disk-Bereich als Primary Copy kopiert. Auf diese Daten im Festplattensystem kann noch vierzehn Tage zurückgegriffen werden. Die Daten »altern« nach vierzehn Tagen, und es erfolgt eine weitere Vollsicherung, ein Full-Backup. Sicherungsmedium ist hier das Festplattensystem. Die darauf folgende Aktion Copy-to-Tape in der Tape-Library ist die so genannte Auxilary Copy, also eine Kopie der Primary Copy, der ursprünglich gesicherten Daten. Hierbei werden die Daten auf Band kopiert und mit einer neuen Aufbewahrungszeit von 28 Tagen versehen. Somit wird eine Redundanz der Daten geschaffen, die höhere Verfügbarkeit und Datensicherheit gewährleistet. Die nächste Kopie auf Band dient zur Auslagerung der wöchentlichen Full-Backups in den Tresor. Die Daten in dieser Copy werden für 90 Tage aufbewahrt. Zusätzlich dazu erfolgt jährlich eine Jahresendsicherung.
Überwachung der Prozesse optimiert
Das Resultat der konzeptionellen Neustrukturierung zeigt sich nicht nur in der kapazitären Erweiterung des bestehenden Speichernetzwerkes. Vor allem die verbesserte Funktionalität vereinfacht nun die Backup-Prozesse. Dabei wurden nicht nur die Backup-Fenster kleiner, sondern auch die Wiederherstellung vereinfacht. Zusätzlicher Nebeneffekt des Konzepts sind Redundanzen, die verbesserte Datensicherheit garantieren. Durch die zentrale und einfache Verwaltung ließ sich zudem die Überwachung der Prozesse und somit das Troubleshooting optimieren. Ralf Mülders bestätigt: »Die eingesetzte Lösung aus Hard- und Software erleichtert die automatischen Prozesse, die zentrale Verwaltung und erlaubt eine viel bessere Überwachung. Zudem entlastet es das Produktivnetz und das Problem der zu kurzen Backup-Fenster gibt es nicht mehr. Darüber hinaus sichert uns eine mögliche Skalierung des Systems die getätigten Investitionen. Für uns ist dies eine Lösung, mit der wir rundum zufrieden sind.«
Ulrike Rieß ist freie Journalistin in Niedersachsen