Zum Inhalt springen
Augsburger Systemhaus vor dem Aus

Ibex?Mitarbeiter warten auf die »rettende« Insolvenz

Ibex?Mitarbeiter warten auf die »rettende« Insolvenz. Beim Augsburger Systemhaus Ibex überstürzen sich derzeit die Ereignisse: Der Hauptinvestor will die Firma nicht weiter finanzieren, Manager Lechner hat das sinkende Schiff bereits vor Wochen verlassen, Vorstand Wagner folgte kurze Zeit später, einige Aufsichträte haben sich überstürzt verabschiedet. 65 Mitarbeiter, seit zwei Monaten ohne Gehalt, warten wenigstens auf den Insolvenzantrag, um Geld vom Arbeitsamt zu bekommen. Doch wer soll den stellen? Das Unternehmen ist handlungsunfähig.

Autor:Martin Fryba • 13.6.2005 • ca. 2:05 Min

Hinter den Kulissen von Ibex brodelt es gewaltig

Ibex?Mitarbeiter warten auf die »rettende« Insolvenz

Knapp ein Jahr nach dem hoffnungsvollen Neuanfang aus der damaligen Insolvenz steht das Systemhaus Ibex Systems AG nun vor dem endgültigen Aus. Das operative Geschäft der Ausburger Steinböcke ruht, die noch verbliebenen 65 Mitarbeiter warten nur schon seit zwei Monaten auf ihr Gehalt. Und sie warten auf den Insolvenzantrag, damit ihnen das Arbeitsamt wenigstens Insolvenzgeld bezahlt. Doch den kann eine Firma ohne Vorstand nicht selbst stellen. Denn Ibex steht derzeit ohne Führung dar, nachdem Vorstand und Firmengründer Dieter Wagner das Unternehmen zur Überraschung aller verlassen hat. Einzig und allein Alain Izadi, Aufsichtsratsvorsitzender, ist noch in Augsburg vor Ort. Im vergangenen Jahr hatte der französische Kaufmann, mit Schweizer und französische Investoren im Rücken, der insolventen Ibex AG Kapital zur Verfügung gestellt und somit für eine schnelle Fortführungslösung gesorgt. Angeblich soll Izadi auch persönlich an der »neuen« Ibex Systems beteiligt sein ? mit vier bis fünf Millionen Euro. Dringend benötige finanzielle Mittel will Aufsichtsrat-Chef Izadi nun aber nicht erneut in das Unternehmen stecken.

»Ausgeblutetes Systemhaus«
Wie konnte es soweit kommen, rätseln die Ibex-Mitarbeiter, die fassungslos vom »Ausbluten« ihres Unternehmens sprechen? Anscheinend ist das Systemhaus nach dem durchaus viel versprechenden Neuanfang finanziell erneut in eine Schieflage geraten. Laut Betriebsrat Kofend seien die Umsätze in den vergangenen Monaten zurückgegangen. Investor Izadi wollte daraufhin die Kosten massiv senken, was zur Folge hatte, dass er sich Vertriebsmanager Andreas Lechner überwarf. Der zog die Konsequenzen und wechselte bereits vor vier Wochen zu Konkurrenten Bechtle nach München. Mitte Mai verließ dann überraschend auch Firmengründer und - auf dem Papier - Vorstandsvorsitzender Dieter Wagner das Unternehmen und hinterließ ein handlungsunfähiges Unternehmen. Zeitgleich schied der mit ihm befreundete Ibex-Aufsichtsrat Bernhard Link, Betriebswirt aus Schwaig bei Nürnberg, aus.

Besonders der Umstand, dass die prekäre Lage des Systemhauses den Firmengründer und Vorstand Wagner nicht davon abgehalten hat, sich seine Dienste bis zuletzt üppig entlohnen zu lassen, erzürnt die Belegschaft. Gut unterrichtete Firmenkreise sprechen von 300.000 Euro, die Wagner seit Juli 2004 als Vorstand der »neuen« Ibex zugeflossen sein sollen.

Staatsanwaltschaft ermittelt
So reibungslos der Übergang von der insolventen Ibex AG auf die Ibex Systems AG formal auch zustande gebracht worden war, die Altlasten müssen dem Vertrieb der Nachfolgegesellschaft doch sehr zugesetzt haben. Denn einige Kunden fühlten sich damals offenbar düpiert und dürften der »neuen« Ibex kaum Vertrauen geschenkt haben. Zumindest ein Kunde der vormaligen Ibex AG sieht sich heute als geprellter Gläubiger, der unvorsichtigerweise Vorauszahlungen geleistet hatte, ohne die entsprechenden Leistungen jemals erhalten zu haben. Er erstattete vor wenigen Tagen Strafanzeige gegen die vormals unter Firmengründer Dieter Wagner geleitete Ibex AG. Die Staatsanwaltschaft Augsburg bestätigte gegenüber CRN, dass in dieser Sache ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde.

Weitere Hintergründe zur Krise bei Ibex Systems lesen Sie in der am kommenden Donnerstag erscheinenden CRN.