IBM wird Hosting-Partner: SAP zieht mit CRM-Mietlösung nach

9. Februar 2006, 0:00 Uhr | Markus Reuter

IBM wird Hosting-Partner: SAP zieht mit CRM-Mietlösung nach. SAP bringt eine eigene CRM-On-Demand-Lösung auf den Markt. Sie basiert auf »MySAP CRM« und kann gleichzeitig als Online- und Lizenzlösung genutzt werden. Hosting-Partner ist IBM, das die Walldorfer mit Beratungs- und Anpassungsleistungen unterstützt. Unklar ist, ob andere SAP-Partner bei On-Demand-Kunden mitmischen können. Außerdem will SAP den indirekten Vertrieb bei größeren Mittelstandskunden ausbauen.

IBM wird Hosting-Partner: SAP zieht mit CRM-Mietlösung nach

Autorin: Karena Friedrich
SAP hat nach etlichen anderen Unternehmen nun auch eine CRM-On-Demand-Lösung auf den Markt gebracht. Das neue Angebot basiert auf der Kernlösung »MySAP CRM«-Software und soll im Rahmen eines »Hybridmodells« sowohl über webbasiertes On-Demand als auch über klassisches On-Premise, also über den lokalen Softwarebetrieb verfügbar sein. Außerdem soll das Modell die Integration mit anderen Geschäftsanwendungen ermöglichen. Hosting-Partner für die neue Mietsoftware ist IBM.

Der Dienstleister wird allerdings nicht nur die Software auf seinen Servern laufen lassen, sondern auch die notwendigen Beratungs- und Anpassungsleistungen anbieten. Ob auch andere SAP-Partner bei On-Demand-Kunden zum Zuge kommen, ließ das Unternehmen noch offen. Sollte sich ein Mietsoftware-Kunde jedoch dafür entscheiden, sein CRM auf ein klassisches Lizenzmodell umzustellen, soll dies weiterhin über Partner laufen, versichert Ralf von Sosen, Vizepräsident Solution Marketing CRM bei SAP.

Erstes verfügbares Mietprodukt ist die SAP Sales On-Demand-Lösung für das Kunden-, Kontakt- und Pipeline-Management. SAP-Vorstandsmitglied Shai Agassi kündigte noch für dieses Jahr weitere On-Demand-Lösungen an, beispielsweise für Marketing und Kundenservice. Er betonte aber, dass momentan nur CRM-Produkte auf Mietbasis geplant sind. SAP Sales On-Demand ist ab sofort verfügbar und soll 75 US-Dollar pro User und Monat kosten. Damit liegt SAP ungefähr im gleichen Preisrahmen wie die Mitbewerber.

Die Konkurrenz sieht SAPs Eintritt in den On-Demand-Markt allerdings mit Zurückhaltung, denn vor nicht allzu langer Zeit stand SAP einem Hosted CRM noch skeptischer gegenüber. Dies erklärt von Sosen allerdings mit der »SAP-Historie, etwas nicht nur schnell, sondern vor allem gut zu machen«. Mit solch forschen Ankündigungen seines neuen CRM-Mietmodells haben die Walldorfer die Konkurrenz verstimmt. Mike Benioff von Salesforce.com beispielsweise hat SAP in einem offenen Brief als »innovationsfreies Unternehmen« bezeichnet. Tatsächlich haben vor SAP auch Siebel (jetzt Oracle), Sage und Microsoft eigene CRM-On-Demand-Lösungen auf den Markt gebracht. Die Walldorfer sehen als großen Wettbewerbsvorteil ihrer On-Demand-Lösung, dass sie auf derselben Architektur und dem gleichen Datenmodell wie »MySAP CRM« basiert. Dies ermöglicht Kunden laut SAP bei Bedarf einen reibungslosen Wechsel vom On-line- zum Lizenzmodell bei möglichst geringen Kosten. Außerdem stelle es die Kontinuität von Daten und Prozessen sicher. Mit der neuen Lösung richtet sich SAP vor allem an große Unternehmen sowie Firmen aus dem gehobenen Mittelstand. Laut SAP-Vorstandschef Henning Kagermann sei dies auch der Bereich, in dem die Produkte der Konkurrenz Schwächen hätte. Und wie immer, wenn SAP mit einem neuen Produkt an den Markt geht, strebe SAP nach den Worten des Konzernchefs natürlich die Marktführerschaft an.

Dass der gehobene Mittelstand bei SAP derzeit hoch im Kurs steht, zeigt auch eine Ankündigung wenige Tage zuvor. Das Unternehmen plant demnach, den indirekten Vertrieb an größere Mittelstandskunden auszubauen und hat dafür die Umsatzgrenzen angehoben, bis zu denen Partner Projekte abwickeln können. SAP-Partner können ab sofort große Mittelstandskunden mit einem Umsatz von bis zu 500 Millionen Euro bedienen. Bisher lag die Grenze bei 130 Millionen Euro. Jenseits dieser Richtmarke hatte bislang der Direktvertrieb des Softwareherstellers quasi ein Erstzugriffsrecht für sich beansprucht und die indirekten Vertriebspartner außen vor gelassen.

Ausschließlich direkt bedienen will SAP künftig nur noch Unternehmen mit einer Umsatzhöhe jenseits der halben Milliarde Euro. Bei Bedarf sollen Partner- und Direktvertrieb künftig zusammenarbeiten. Um das neue Partnerkonzept anzukurbeln und Channel-Konflikte zu vermeiden, sollen SAP-Vertriebsmitarbeiter höhere Provisionen erhalten, wenn sie Projekte über Partner abwickeln. In den USA dürfen Partner bei noch größeren Projekten mitmischen. Zuvor lag die Umsatzgrenze bei 200 Millionen US-Dollar, jetzt wurde sie auf eine Milliarde hochgesetzt.

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Kommentar

SAPs Ankündigung einer eigenen CRM-On-Demand-Lösung sorgt für einigen Wirbel. Nach dem Motto »Angriff ist die beste Verteidigung« hat SAP seinen späten Einzug in den On-Demand-Markt mit Seitenhieben auf die Konkurrenz gestartet. Diese fühlen sich von den arroganten Äußerungen vor den Kopf gestoßen und kontern dementsprechend.

Tatsächlich könnte SAP seine hoch gesteckten Ziele vielleicht eher erreichen, als es den Mitbewerbern lieb ist. SAP hat einen riesigen Kundenstamm und der Einstieg in den On-Demand-Markt ist ein Signal für mehr Wachstum. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die Partner ein Stück vom Kuchen abbekommen. Andernfalls wird es die Freude über den erst kürzlich angekündigten Ausbau des Mittelstandsgeschäfts doch deutlich trüben.

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INFO

SAP AG
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