IDS Scheer will wachsen
IDS Scheer will wachsen. Mit Steigerungen beim Produktgeschäft und erweitertem Consulting will das Software-Haus IDS Scheer mittelfristig den Umsatz verdoppeln und auch die Rendite verbessern.

IDS Scheer will wachsen
Die USA gelten als das gelobte Land der Software-Industrie. Dass auch Software-Hersteller mit Sitz in Deutschland an die Weltspitze kommen können, zeigt das Beispiel der Firma IDS Scheer. August-Wilhelm Scheer hatte als Professor an der Universität Saarbrücken im Jahr 1984 ein Unternehmen gegründet und es 1999 an die Börse gebracht. Heute besitzt er 41 Prozent der Anteilsscheine und ist Vorsitzender des Aufsichtsrats der IDS Scheer AG. Seine theoretischen Konzepte in der Praxis umzusetzen war ein wesentlicher Beweggrund des Wirtschaftsinformatikers.
Innovative Produkte
Die Werkzeuge seiner Produktfamilie Aris (Architecture for Integrated Information Systems) zur Modellierung und Überwachung von Geschäftsprozessen sind heute auf der ganzen Welt bekannt und verbreitet. Auch die IT-Analysten des Marktforschungshauses Gartner haben IDS Scheer mittlerweile in den Quadranten der Marktführer in Sachen Enterprise Architecture aufgenommen. Geholfen hat gewiss eine enge Partnerschaft mit SAP, dem weltweit größten Hersteller betriebswirtschaftlicher Anwendungssoftware. Doch auch eigene Auslandsniederlassungen haben zur Sichtbarkeit und zum Erfolg beigetragen.
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen mit etwa 2300 Mitarbeitern 280,2 Millionen Euro Umsatz sowie einen Ebita von 32,7 Millionen Euro und war somit wie bislang jedes Jahr profitabel. In der öffentlichen Darstellung und Wahrnehmung steht der Produktbereich im Vordergrund, doch den größeren Teil des Geschäfts macht die Firma mit Projektaufträgen, vorwiegend im SAP-Umfeld. So entfielen 2004 lediglich 74,9 Millionen Euro auf Produkte und produktnahe Dienstleistungen, Consulting und Professional Services hingegen steuerten 205,3 Millionen Euro bei. Die Rendite lag insgesamt bei 11,7 Prozent, im Produktgeschäft bei 29,2 Prozent, bei den Projektdienstleistungen hingegen nur bei 6,6 Prozent ? ein durchaus typisches Verhältnis in der Software-Branche. Im ersten Halbjahr 2005 entfielen lediglich 28 Prozent des Umsatzes auf den Produktbereich, davon wiederum 38 Prozent auf neue Lizenzen, 13 Prozent auf Wartung und 49 Prozent auf produktnahe Dienstleistungen. An der Gesamtrendite wird sich auch in diesem Jahr nicht viel ändern, wie die vorliegenden Ergebnisse der ersten neun Monate zeigen: Für das Jahr 2005 plant das Unternehmen eine Ebita-Marge zwischen 10 und 11 Prozent, das Umsatzwachstum dürfte bei 13 bis 14 Prozent liegen.
Doch mittelfristig soll es kräftig nach oben gehen: In der Zeit von 2008 bis 2010 will das Unternehmen eine Ebita-Marge zwischen 13 und 15 Prozent erzielen. Der Umsatz soll in den nächsten fünf Jahren verdoppelt werden. Erreichen will das Management dieses Ziel durch eine Kombination aus organischem Wachstum und Akquisitionen ? vor allem im Produktbereich, der das Wachstum treibt. Knut Woller, Finanzanalyst bei der HypoVereinsbank, hält organisch lediglich ein Wachstum von jährlich etwa 10 Prozent für machbar. Hinzu kommen müssten deshalb Zukäufe im Umfang von rund 125 Millionen Euro.
Breitere Betätigung
Doch auch beim Consulting hat sich der Vorstand etwas einfallen lassen. Bislang konzentriert sich das Unternehmen auf die Beschreibung der Geschäftsprozesse und die darauf fußende Implementierung einer Lösung. Helmut Kruppke, Vorstandssprecher der IDS Scheer, möchte nun den Bereich ausweiten. Künftig sollen sich IDS-Mitarbeiter bei den Kunden außerdem um die Umsetzung der Strategie in die Prozesse kümmern und um einen effizienten Betrieb der Anwendungssoftware. Dreh- und Angelpunkt sollen weiterhin die Aris-Tools sein. Von der strategischen Partnerschaft mit SAP erhofft er sich noch mehr Vorteile als bisher. Denn durch den serviceorientierten Umbau der SAP-Applikationen rücken die Geschäftsprozesse und damit potentiell die Aris-Werkzeuge zur Konfiguration und Steuerung stärker in den Blick.
Auch außerhalb der SAP-Welt bekommt das Thema BPM (Business Process Management) bei IT-Herstellern und -Anwendern mittlerweile mehr Aufmerksamkeit. Produktvorstand Wolfram Jost möchte zwar entstehende technologische Standards wie BPEL (Business Process Execution Language) künftig berücksichtigen, aber mit den eigenen Produkten deutlich auf der betriebswirtschaftlichen Seite des BPM-Themas bleiben. Dass Aris nicht auf Großunternehmen beschränkt bleibt, dafür will IDS-Vorstandsmitglied Herbert Kindermann sorgen. Denn im Mittelstand stellen sich im Zuge der Internationalisierung seiner Meinung nach ähnliche Aufgaben wie bei Konzernen.