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Scalix 9.2.1

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Die Groupware Scalix kann mit MS-Exchange zusammenarbeiten oder es ersetzen. Als Frontend sowohl für den Administrator als auch Anwender fungiert neuerdings der Webbrowser.

Autor:Andreas Stolzenberger • 26.9.2007 • ca. 3:45 Min

Wer eine Alternative zu MS-Exchange sucht, findet in Scalix 9.2.1 einen ernst zu nehmenden Kandidaten. Die Groupware liefert wichtige Dienste wie Mail oder File/Print und lässt Benutzer und Administrator bequem per Webbrowser auf Daten zugreifen. Dank des Outlook-Konnektors können Anwender ihre gewohnte Client-Umgebung behalten, was zudem die Kosten für eine Schulung spart.

Scalix verlangt ein einigermaßen aktuelles Linux-System, das sich auf einer x86-Maschine oder einem IBM-Mainframe der z-Serie befinden kann. Out-of-box lässt sich der Server nicht betreiben. Stattdessen muss der Administrator alle erforderlichen Pakete von der Distribution installieren, die der Installation-Guide listet. Die Pakete variieren je nach Distribution. Auf unserem Testsystem Suse-Linux-Enterprise Server 8 gab es keine Probleme. Lediglich der Tomcat-Application-Server musste von der Scalix-CD installiert werden, was sich mit Hilfe des Setup-Wizards leicht erledigen ließ.

Info

Scalix 9.2.1

Hersteller: Scalix

Charakteristik: Groupware-Server für Linux, der zu MS-Exchange und -Outlook kompatibel ist.

Kurzbeschreibung: Scalix läuft auf diversen Linux-Distributionen wie Redhat-Enterprise- Linux oder Suse-Linux-Enterprise-Server. Als Plattform eignen sich x86-Systeme sowie IBM-Mainframes der z-Serie. Die Groupware fungiert als Mail- sowie File- und Printserver. Benutzer greifen via MS-Outlook oder einen Web-Browser auf Kalender, E-Mail oder Termine zu. Die Synchronisation mit Blackberry-Handhelds ist möglich. Die Verwaltung erfolgt ebenfalls per Web-Browser. Spezielle Konfigurationen (mehrere LDAP-Server) stellt der Administrator lokal in XML-Dateien ein.

Web: www.scalix.com

Preis: 60 Euro pro Benutzer

Mit oder ohne Exchange

Der Administrator stellt die Groupware während der Installation so weit ein, dass er sofort per Webbrowser auf die Verwaltungsschnittstelle zugreifen kann. Diese empfängt ihn in mit einem übersichtlichen Layout und eindeutigen Beschriftungen. Online-Hilfe steht für jede Rubrik zur Verfügung. Die Dokumentation komplettieren der Install- sowie der Administrators-Guide, die beide lediglich in Englisch verfügbar sind. Wer trotz der guten Dokumentation nicht weiter weiß, befragt die Knowledgebase auf der Website des Herstellers. Ein Blick in die Wissensdatenbank lohnt sich auf jeden Fall. Dort befinden sich auch Anleitungen, wie sich Scalix gemeinsam mit Exchange 5.5 betreiben lässt, oder wie der Verwalter Exchange-Daten übernimmt. Im Test gelang die Umwandlung von Exchange-Usern in Scalix-Mailboxen mit dem Shellskript »ommigu« tadellos.

Sobald der LAN-Zugriff auf den Server gelingt, sollte der Administrator den Secure-Socket-Layer (SSL) konfigurieren. Damit arbeiten Verwalter und Anwender über eine verschlüsselte Verbindung. Das Aussehen des Web-Frontends lässt sich ebenso anpassen wie die Administration-Console. Wer Outlook weiter verwenden will, legt ein passendes Profil an. Auch hier unterstützt die Dokumentation mit einer Bilderstrecke den Verwalter vorbildlich.

Für die Integration ins Netzwerk setzt Scalix auf OpenLDAP. Somit lassen sich die Vorgaben eines Verzeichnisdienstes wie Microsoft Active-Directory oder Novell »eDirectory« weiter benutzen. Wer keinen Directory-Service benutzt, kann die Anwender auch im Scalix-System verwalten. Die meisten Programme laufen im Kontext des Users »scalix«, der Mitglied in der gleichnamigen Gruppe ist. Mit dem Kommando »omcheck« prüft der Verwalter, ob Zugriffsrechte und Besitzverhältnisse für Scalix-Dateien und -Verzeichnisse korrekt gesetzt sind.

Sicherheit geht vor

Für den Zugriff auf Dienste und Ressourcen bringt Scalix eigene Access-Control-Lists (ACLs) mit. Ausgenommen sind Shares und Verzeichnisse, die der Server automatisch mit passenden Zugriffsrechten versieht. Die ACLs lassen sich über Kommandozeilen-Werkzeuge bearbeiten. Benutzer sind standardmäßig in die Gruppen »Lokale Administratoren«, »Lokale Benutzer« und »Alle anderen« eingeteilt.

Um einen bestmöglichen Schutz vor Passwort-Sniffern zu erreichen, konfiguriert der Verwalter das Ticket-System Kerberos. Läuft Kerberos auf einem Microsoft-System mit Active-Directory, lässt sich Single-Sign-on einstellen. Benutzer bekommen nach der Anmeldung an einer Windows-Domäne ohne weiteres Zugriff auf die Mailboxen.

Werbemails oder Viren zu eliminieren überlässt die Groupware entsprechenden Produkten von Dritt-Anbietern. Unterstützt werden ausschließlich Virenscanner mit Kommandozeilenfunktion. Der Scalix-Administration-Guide führt explizit die Linux-Versionen von McAfee, Trend Micro und Clam auf. Wie der Server auf einen Virenfund reagieren soll, stellt der Verwalter über zwei Regeln in einer Textdatei ein: Reparieren und ausliefern oder nicht ausliefern.

Freiheit für Benutzer

Scalix lässt sich vom Benutzer per Web-Interface oder über einen Personal-Information-Manager wie Outlook bedienen. Auch Linux-Programme wie Evolution unterstützt das System. Der Web-Client gewährt Zugriff auf E-Mail, Kontaktdaten und Kalendereinträge. Der Client arbeitet mit Outlook oder Evolution zusammen und kann die Daten zwischen den Anwendungen synchronisieren. Zudem nutzt der Benutzer in der Web-Schnittstelle Funktionen wie Drag-and-Drop für Dateien und bekommt Tool-Tipps eingeblendet. Die Ansicht von Shares lässt sich zudem automatisch nach einer bestimmten Zeitspanne aktualisieren.

Sendet der Anwender aus dem Webinterface E-Mails, kann er eine Bestätigung wie »geliefert« oder »gelesen« fordern. Wer häufig unterwegs ist, synchronisiert die Daten mit einem Handheld. Derzeit unterstützt Scalix jedoch ausschließlich Blackberries.

Fazit

Die Groupware Scalix überzeugt auf der Server-Seite vor allem mit der einfachen Netzwerk-Integration via LDAP und der Fähigkeit, mit MS-Exchange 5.5 zusammenzuarbeiten. Das Exchange-Migrationsskript arbeitet außerdem einwandfrei. Der Administrator sollte trotz der guten Dokumentation Linux-Erfahrung mitbringen, da sich viele Funktionen wie die Konfiguration von ACLs nur über die Kommandozeile erledigen lassen.

Positiv für Endanwender wie Verwalter wirkt sich die Kompatibilität zu Outlook aus. Benutzer müssen nicht umlernen, wodurch der Schulungsaufwand entfällt. Per Webbrowser lässt sich ebenso zügig arbeiten, und der Anwender ist nicht an einem Standort festgenagelt.

Wer Scalix selbst testen möchte, lädt sich die Vollversion von der Website herunter. Die registrierungspflichtige Testversion funktioniert 60 Tage. Als Plattform erwartet die Groupware ein Redhat- oder Suse-System mit Kernel 2.6. Jörg Reitter, [ ast ]