Indische TCS drängt auf den deutschen Markt. Die indische Tata Consultancy Services (TCS) will großen Wettbewerbern wie IBM und T-Systems Paroli bieten und plant eine umfassende Expansion in Europa ? auch durch Zukäufe. Eine Schlüsselstellung für TCS nimmt Deutschland ein. Ein »ganz zentrales Land« für die europaweiten Ambitionen des global überaus erfolgreich agierenden IT-Dienstleisters.
Bislang haben große IT-Dienstleister wie IBM Global Services, EDS oder HP Services die indischen Konkurrenten vorwiegend in ihrem Heimatmarkt USA zu spüren bekommen. Seit aber in Europa vor allem das Geschäft mit größeren IT-Outsourcing-Deals boomt, gerät der Alte Kontinent immer stärker ins Blickfeld der Inder. Dabei versuchen sich die IT-Dienstleister aus Indien längst nicht nur ausschließlich als Offshore-Anbieter ins Spiel zu bringen, wenn es beispielsweise um Programmierung oder Applikationsbetrieb geht, die kostengünstig in die indischen Technologiezentren ausgelagert werden. Sie wollen in zunehmendem Maß höherwertigere Dienstleistungen anbieten wie IT-Beratung, Betrieb von IT-Infrastukturen bis hin zu Business Process Outsourcing oder Übernahme ganzer IT-Abteilungen der Kunden und suchen konsequent den Kontakt zu den Auftraggebern.
»Wir können nicht alles Offshore erledigen. Wir müssen auch beim Kunden vor Ort sein«, weiß Suresh Raman, Regional Manager Deutschland und Österreich von TCS, die Befindlichkeiten der Klientel gut einzuschätzen. Der indische IT-Dienstleister, der zum Industriekonglomerat Tata Group gehört, eine Art indische Siemens, gehört mit einem Jahresumsatz von über 2,2 Milliarden Dollar zu den größten indischen IT-Anbietern. Fast 60 Prozent des Umsatzes erzielt TCS auf dem amerikanischen Kontinent, rund ein Viertel in Europa. Dabei verdient TCS mit einer Ebit-Marge von rund 20 Prozent exzellent. Zumindest finanziell dürfte es dem schnell wachsenden Unternehmen mit seinen weltweit 53.000 Mitarbeitern keine Probleme bereiten, die Expansion voranzutreiben. Die Ziele sind hoch gesteckt: »Bis 2010 wollen wir zu den weltweit zehn größten IT-Dienstleistern aufsteigen«, so Raman im Gespräch mit Computer Reseller News.
Das größte Potenzial sieht der Manager in Europa, wobei der deutsche Markt eine Schlüsselrolle einnimmt. »Der Erfolg in Deutschland ist für die Europastrategie von TCS ganz zentral«, beteuert Raman. Hierzulande ist das Unternehmen ? wie in vielen Ländern auch ? lediglich mit Vertriebsbüros in Hamburg, Walldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart und München präsent. Eine Niederlassung in Düsseldorf ist geplant, ebenso die Eröffnung eines Solution Centers in der bayerischen Landeshauptstadt. Zu den Kunden gehören bereits einige DAX-Unternehmen, wobei TCS durchaus auch große, global tätige Mittelstandsbetriebe im Visier hat. Denn schließlich ist Deutschland eine der weltweit größten Exportnationen, und mit seinem Global Delivery-Modell rechnet sich Raman gute Chance aus, diese Unternehmen beispielsweise mit IT-Outsourcing zu unterstützen.
Hierbei können TCS auch gezielte Zukäufe anderer IT-Dienstleister helfen. »Wir sind offen für Übernahmen, aber auch für Kollaboration mit anderen IT-Häusern«, erklärt der Manager. Konkrete Pläne habe TCS derzeit nicht: »Wir entscheiden das von Fall zu Fall.« Überstürzen will TCS jedoch nichts, und einen großen Wettbewerber zu übernehmen, davon wollen die Inder lieber Abstand nehmen. Vielmehr sei im Rahmen der europäischen Expansion eine andere Wachstumsstrategie denkbar, die TCS gerade in einem gewonnenen Projekt umsetzt: die Übernahme von IT-Personal eines Kunden. Vorbild ist hier der kürzlich abgeschlossene Vertrag über 250 Millionen Euro mit der niederländischen Bank ABN Amro ? der bislang größte Einzelauftrag der Firmengeschichte. Die IT dieses Kunden wird TCS aus seinem bislang einzigen europäischen Operation Center in Budapest betreuen. Dort arbeiten bislang rund 350 Mitarbeiter, und wenn weitere europäische Kunden gewonnen werden, wird TCS die personellen Kapazitäten in seinem ungarischen Nearshore-Stützpunkt auf 1.000 Beschäftigte aufstocken.
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