Vorstand plant erneute Auflösung

IPC Archtec: »Gnadenlos in die eigene Tasche wirtschaften«

2. Mai 2006, 11:54 Uhr | Martin Fryba

IPC Archtec: »Gnadenlos in die eigene Tasche wirtschaften«. Hermann Krassler, Vorstandsvorsitzender und Großaktionär des ehemaligen Computerhändler IPC Archtec AG, betreibt nach dem Scheitern der Umwandlung in eine GmbH erneut die Auflösung der Gesellschaft. Im Rahmen einer Sonderausschüttung sollen nun fast 7,8 Millionen Euro an die Aktionäre verteilt und die Gesellschaft anschließend aufgelöst werden. Kein schlechter Schnitt für den Großaktionär.

IPC Archtec: »Gnadenlos in die eigene Tasche wirtschaften«

Auf der für den 29. Juni anberaumten Hauptversammlung sollen nach dem Willen des Vorstandschefs Hermann Krassler und des Aufsichtrats die Aktionäre über eine Sonderausschüttung und die anschließende Liquidation der IPC Archtec AG entscheiden. Der juristische Trick dabei: Die vorhandenen Kapitalrücklagen in Höhe von fast 7,8 Millionen Euro sollen zuerst im Wege einer Kapitalerhöhung in Grundkapital umgewandelt werden, ohne neue Stückaktien auszugeben. Anschließend erfolgt eine Kapitalherabsetzung um den zuvor beschlossenen Kapitalerhöhungsbetrag und zeitgleich mit dem Eintrag ins Handelsregister soll der Auflösungsbeschluss eingetragen werden.

Nach zuletzt verfügbaren Informationen hält CEO Krassler 58 Prozent an der IPC Archtec AG und dürfte somit einen Großteil der geplanten Sonderausschüttung erhalten ? falls die Hauptversammlung diesen Kapitalschnitt mittragen sollte. Versuche, die Gesellschaft, vor allem aber die üppigen Kapitalreserven »zu verteilen«, beziehungsweise in ein neues Geschäftsmodell mit Windkraftwerken einzusetzen, nachdem das ursprüngliche Geschäft mit Notebooks und PCs zum Erliegen gekommen war, gab es bereits im vergangenen Jahr. Damals kam auf der Hauptversammlung die nötige Dreiviertelmehrheit nicht zustande, mit der die Umwandlung in eine GmbH sowie ein Ausschüttungsbetrag von 1,95 Euro je Anteilsschein beschlossen werden sollte.

Aktionärsschützer hielten Vorstand und Aufsichtsrat nicht nur »komplettes Versagen des Geschäftsmodells« und Unfähigkeit vor, sondern kritisierten auch, »dass die handelnden Organe bis heute die Zügel in der Hand haben und gnadenlos in die eigene Tasche wirtschaften«.

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