Weniger als 10 Prozent des Bestandes an IPv4-Adressen stehen noch zur Verfügung. Das hat die Number Resource Organization (NRO) ermittelt. Damit wächst der Druck auf Internet-Service-Provider, Firmen und Behörden, auf Version 6 des Internet-Protokolls umzusteigen.
Am Dienstag (19. Januar) ist Zahl der der noch verfügbaren IPv4-Adressen nach Angaben der Number Resource Organization unter die 10-Prozent-Marke gefallen. Damit sei eine kritische Marke erreicht worden, was die Verfügbarkeit solcher Adressen betrifft, so Axel Pawlik, Vorsitzender der NRO. Die Organisation vertritt fünf Internet-Registrare.
Laut Pawlik sei spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, um auf IPv6 umzustellen. Dank seiner 32-Bit-Struktur stellt IPv4 maximal rund 4,295 Milliarden eindeutige IP-Adressen zur Verfügung.
IPv6 verwendet dagegen 128-Bit-Adressen. Das ergibt 340 Sextillionen oder 3,4 x 1038 Adressen. Dies bietet nach Ansicht von Fachleuten genügend »Luft«, um mobile Geräte mit einer eigenen IP-Adresse auszustatten. Der Boom bei Smartphones mit Internet-Zugang hat zur maßgeblich zur Verknappung der Adressen beigetragen.
Im Lauf des kommenden Jahres wird das Reservoir von IPv4-Adressen ausgeschöpft sein. Damit dies keine negativen Auswirkungen hat, schlägt die Number Resource Organization folgende Maßnahmen vor:
• IT- und Netzwerkfirmen sollten Systeme und Anwendungen entwickeln, die auf IPv6 zugeschnitten sind;
• Soft- und Hardware-Anbieter müssten ihre Produkte von Haus aus IPv6-fähig machen;
• Regierungen und Behörden sollten eine Vorreiterrolle bei der Implementierung der neuen IP-Version übernehmen. Das, am Rande gesagt, tun viele bereits, darunter Deutschland. In den meisten Ausschreibungen, in denen es um die Anschaffung von Netzwerkkomponenten geht, wird IPv6-Support zur Auflage gemacht;
• auch Privatleute sollten auf ISPs und IT-Hersteller Druck ausüben, damit diese das neue Protokoll implementieren.
Nach Angaben der NRO stieg die Vergabe von IPv6-Adressräumen im vergangenen Jahr um 30 Prozent an. Dennoch ist der Anteil von v6 unter den weltweiten IP-Adressen noch gering.
Nach Schätzung von BGPmon basierten im Dezember 2009 in Deutschland rund 13 Prozent der Netze auf IPv6. Damit stand die Bundesrepublik im Vergleich zu anderen Industriestaaten allerdings gut da. In England nutzen nur 7 Prozent der Netze IPv6, in den USA gar nur 3 Prozent.
Eine führende Rolle bei der Implementierung von IPv6 spielen kleinere Länder, etwa Estland (26 Prozent), Tschechien (19 Prozent) oder die Niederlande (17 Prozent). Eine Top-Position nimmt der Vatikan ein: eines der beiden dort vorhandenen IP-Netze nutzt das neue Protokoll. Das entspricht einem Anteil von 50 Prozent.