IT als Wachstumsmotor verkannt. Deutschland schöpft in wesentlichen Einsatzbereichen der Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) sein Potential nicht aus, so das Ergebnis des neuen Statusberichts des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM).
Zu wünschen übrig ließe vor allem die Ausbildung von Schülern an Computern. Aber auch bei der Internet-Nutzung, den Breitbandanschlüssen oder der Mobilkommunikation sei die Bundesrepublik trotz starker Zuwächse im internationalen Vergleich zurückgefallen. Nur der elektronische Handel habe sich kraftvoll entwickelt. Nach Meinung des BITKOM-Präsidenten Willi Berchthold liege Deutschland so in zu vielen Rankings im Mittelfeld, selbst wenn die IT-Industrie 2004 wieder den Wachstumspfad beschreite und jedes zehnte ITK-Unternehmen ein kräftiges, zweistelliges Plus erwarte (siehe Grafik).
Auch das Fraunhofer-Institut sieht die Bedeutung der ITK in Europa als Konjunkturmotor verkannt und formuliert die These: Hierzulande beschränke sich die IT-Wirtschaft darauf, Lösungen nach Kundenanfragen zu entwickeln, anstatt von selbst offensiv Innovationen hervorzubringen. Das zeige sich unter anderen daran, dass in Europa mit Ausnahme von SAP keine Computer oder Basissoftwaresysteme entwickelt würden. Die EU habe anscheinend die Führungsrolle der USA als Motor und Taktgeber für die ITK akzeptiert, selbst wenn die Abhängigkeit weder politisch noch volkswirtschaftlich wünschenswert sei.
Die ITK-Industrie sieht neben schwierigen Unternehmensfinanzierungen vor allem steuerliche und gesetzliche Regelungen als Hemmschuh Innovationen voranzutreiben. "Wir brauchen ein vereinfachtes Steuerrecht, eine geringere Steuerlast und Planungssicherheit", mahnt BITKOM-Vizepräsident Jörg Menno Harms deshalb.
von: Henriette Struss | hs