IT-Recycling in Reutlingen

18. Mai 2005, 0:00 Uhr |

IT-Recycling in Reutlingen. Ab Anfang 2006 gilt in Deutschland voraussichtlich das Gesetz zur Rücknahme elektrischer und elektronischer Altgeräte (ElektroG). HP führte mit der Stadt ­Reutlingen in der zweiten Jahreshälfte 2004 einen Pilotversuch dazu durch.

IT-Recycling in Reutlingen

Das Gesetz zur Rücknahme elektrischer und elektronischer Altgeräte (ElektroG) stellt demnächst Hersteller und Anwender von Computern, Städte und Gemeinden, vor neue Herausforderungen. Denn nach der neuen Norm, die wahrscheinlich ab Anfang 2006 gelten wird, müssen Kommunen die Geräte wie bisher bei den privaten Haushalten sammeln.
Die Hersteller aber sollen die Geräte bei den Kommunen abholen und dann auf eigene Kosten entsorgen. Früher waren die Kommunen auch für die Entsorgung zuständig. Die Gemeinden richten jetzt nur noch einen geeigneten Sammelplatz ein. Die Organisation der Rücknahme durch die Hersteller soll das Elektro-Altgeräte-Register (EAR) übernehmen, eine Stiftung, die von der Wirtschaft für diesen Zweck gegründet wurde. Bisher wurden logistische und informationstechnische Vorbereitungen getroffen und 5,5 Millionen Mark dafür aufgewendet.
Reutlingen führte zwischen Juli und Dezember 2004 die Probe aufs Exempel durch: Die Stadtverwaltung baute zusammen mit Hewlett-Packard ein Pilotprojekt auf. Die Bürger lieferten ihren Computerschrott bei den Sammelplätzen der Stadt ab, wo sie von Hewlett-Packard abgeholt und der Wiederverwertung oder Entsorgung zugeführt wurden. Die Bürger unterstützten das Projekt vorbehaltlos. »Sie haben buchstäblich vom ersten Tag an vorbildlich mitgearbeitet«, sagt Reutlingens Erster Bürgermeister Thomas Reumann.
Es zeigte sich, dass offensichtlich viele Reutlinger zu Hause Altgeräte horteten, weil sie nicht wussten, wohin damit. Zu Anfang des Projekts habe es eine »Bugwelle« gegeben, konstatierte Siegfried Gminder, Leiter der Technischen Betriebsdienste bei der Stadt Reutlingen. Die Bürger brachten in jedem Monat der Projektlaufzeit ungefähr doppelt so viel elektrische und elektronische Altgeräte wie im Vorjahr. In den Vorjahreszahlen wurde der Computerabfall zudem nicht gesondert erfasst.

1,5 Kilo Schrott pro Bürger
Pro Bürger und Jahr ist nach den Erfahrungen des Projekts mit rund 1,5 Kilogramm Computerschrott zu rechnen. Dazu tragen besonders die schweren Monitore alter Bauart bei - wenn sich LCDs stärker verbreiten, dürfte ihr Anteil sinken. Die Europäische Union rechnet mit vier Kilogramm pro Person. Darin enthalten sind allerdings auch Großgeräte wie Waschmaschinen oder Gefriertruhen, die bei dieser Untersuchung keine Rolle spielten.
Die Stadt Reutlingen lernte viel darüber, wie die Rückgabe praktisch zu handhaben ist. Wichtig ist die Anordnung von Containern und Gitterboxen unter Dach, damit nicht unterschiedliche Geräteklassen miteinander vermischt werden. Für Kommunen ohne Wertstoffhöfe bestehe womöglich Investitionsbedarf, meint Gminder. Es sei auch nicht sichergestellt, dass diese Kosten dafür durch die Entsorgung via Hersteller aufgewogen werden.
HP profitierte von dem Vorhaben durch die genaue Sammelstatistik. Sie zeigte, dass private Anwender ihre Computer nebst Zubehör erheblich länger nutzen als Unternehmen, nämlich im Durchschnitt acht Jahre. Daraus lassen sich wiederum Schlüsse auf die zu erwartenden Materialien und den daraus resultierenden Zerlegungsaufwand ziehen.
Reutlingen könnte wegen des Pilotprojekts in der nächsten Zeit zum Mekka der gemeindlichen Entsorgungsspezialisten werden. Immerhin hat die dortige Stadtverwaltung bereits vorgemacht, was alle anderen in einem guten halben Jahr nachmachen müssen.


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