Al Byrd aus dem Städtchen Sandy Springs im US-Bundesstaat Georgia steht buchstäblich vor den Trümmern seiner Existenz: Das Wohnhaus des 64-jährigen Afroamerikaners wurde von einer Abrissfirma dem Erdboden gleichgemacht, obwohl es definitiv nicht für den Abriss vorgesehen war.
Nicht nur, dass Byrd sein Lebtag in dem Haus gewohnt hat, das von seinem Vater errichtet wurde und in dem er gemeinsam mit neun Geschwistern aufwuchs; auch Familienerbstücke wie das Geschirrservice seiner Mutter und die Familienbibel gingen durch den Irrtum unwiederbringlich verloren. Schuld an dem Desaster sind fehlerhafte GPS-Daten. Sie führten die Arbeiter des Abbruch-Unternehmens zu Byrds Adresse. Das Haus, das sie eigentlich hätten demontieren sollen, befindet sich gut 130 Meter weiter auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Doch Byrd steht mit seinem Kummer nicht allein da: Allein in Großbritannien werden jedes Jahr rund 2000 Brücken beschädigt, weil Lastwagenfahrer den falschen Angaben ihrer GPS-Navigationsgeräte vertrauen. Sie werden mit ihren Brummis über Brücken geleitet, die für das Gewicht gar nicht ausgelegt sind, oder bleiben schlicht unter zu niedrigen Durchfahrten stecken. Der öffentlichen Hand entstehen dadurch jährlich vermeidbare Reparaturkosten von umgerechnet 13,5 Millionen Euro. Am Ende sind das nur einzelne Beispiele für die zahllosen Schäden, die durch unzureichende GPS-Daten verursacht werden: Umzugsunternehmen räumen falsche Wohnungen leer, Abschleppunternehmen ziehen ordnungsgemäß geparkte Autos aus dem Verkehr oder Pannendienste verfehlen das liegengebliebene Fahrzeug. Selbst in der Unterwelt soll es zu Klagen darüber kommen, dass Einbrecher, deren wichtigste Hilfsmittel heute »Google Maps« und »Street View« heißen, in die falsche Wohnung eindringen und mit spärlicher Beute abziehen müssen.
All das bringt uns natürlich wieder zur guten alten Diskussion über den Nutzen der IT für die Menschheit zurück. »Vernichtet die Technik nicht am Ende mehr Werte als sie schafft?«, fragt die bislang noch im Verborgenen agierende Bewegung »Stop IT«. Sie soll der schottischen Unabhängigkeitsbewegung nahestehen und fordert nicht nur, alle GPS-Satelliten zu deaktivieren, sondern auch Mobilfunk und Internet abzuschalten. Ob uns am Ende der Einsatz von Buschtrommeln weiterbringt?