Juniper übernimmt Netscreen: Die Farbe stimmt schon. Juniper Networks und der Security-Hersteller Netscreen haben bereits beide silbern-blaue Produkte. Viel mehr hatten sie bisher nicht gemeinsam. Mit der geplanten Übernahme, die schon im zweiten Quartal 2004 abgeschlossen sein soll, wollen die beiden Firmen das nun ändern.
Nicht immer wächst zusammen, was auch zusammen gehört: Juniper arbeitete bisher ohne Distributoren und mit sehr wenig Partnern, Netscreen ist fest in der Distribution und dem Channel verankert. Juniper bedient überwiegend Service Provider, Großkunden und Behörden, Netscreen hat zwar unter diesen auch Kunden, ist aber in erster Linie im Mittelstand gut positioniert. Gerade diese nahezu völlige Überschneidungsfreiheit kann aber natürlich auch als Vorteil ausgelegt werden: Keiner der Mitarbeiter der beiden Firmen muss fürchten, zugunsten derselben Position aus dem anderen Unternehmen wegrationalisiert zu werden. Die Stimmung unter den Netscreen-Partnern ist aus demselben Grund recht zuversichtlich. Robert Jung, Geschäftsführer von Entrada, glaubt die Botschaft der Fusionswilligen und bestätigt: »Die beiden Firmen ergänzen sich sehr gut.« Auch Martin Twickler, Geschäftsführer des Netscreen-Distributors TLK, sieht vor allem die Synergien der Fusion: »Ich persönlich denke, das ist eine gute Entwicklung. Da Juniper weder einen eigenen indirekten Channel noch Firewall/VPN- Produkte hat, wird es keine Konflikte mit anderen Distributoren oder Produktlinien geben.«
Die Zuversicht rührt sicher auch von einem gemeinsamen Brief der beiden Netscreen-Manager Robert Thomas, Präsident und CEO, sowie Mark Smith, Vice President Worldwide Sales, her. Sie versprechen, dass durch die geplante Übernahme weder die Beziehungen zu den bisherigen Channel-Partnern beeinträchtigt werden, noch dass die angekündigten oder bereits vorgestellten Produkte darunter zu leiden hätten: »Wir konzentrieren uns völlig darauf, die angekündigten und geplanten Produkte auszuliefern. Das hat sogar Vorrang vor allen Synergien, die möglicherweise aus der Fusion erwachsen können.«
Zu diesen Synergien könnte etwa die Integration der Netscreen-Technologie in Juniper-Produkte gehören. Oder umgekehrt, wie TLK-Chef Twickler betont: »Die beiden Firmen können viele Synergien nutzen und es ist sogar denkbar, dass die Netscreen-Produkte von Junipers Routing-Know-how profitieren.«
Ein Juniper-Sprecher sah im Gespräch mit CRN ähnliche Möglichkeiten: »Networking und Security gehen in Zukunft Hand in Hand. Wir sehen Cross-Selling-Möglichkeiten für Netscreen-Produkte an Juniper-Kunden und glauben auch, dass die von uns nach und nach auf den Markt gebrachten Produkte zur Abrundung unseres Portfolios nach unten, also die »M5«- und »M10«-Router oder auch »M7i« und »M10i«, mittelfristig über eine zweistufige Distribution vertrieben werden können.«
Die Frage, ob spezialisierte Sicherheitsdistributoren denn auch der geeignete Absatzkanal für diese Juniper-Produkte seien, wollte der Juniper-Sprecher dagegen noch nicht beantworten: Die Zeit, solche Details zu diskutieren, sei erst nach dem offiziellen Abschluss der Übernahme gekommen.
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