In den Aufsichtsräten und Vorständen deutscher Unternehmen haben Frauen Seltenheitswert. Mehr als 90 Prozent der 100 größten Unternehmen haben nicht eine einzige Frau im Vorstand.
Nach einer neuen Untersuchung des DIW Berlin lag der Frauenanteil 2010 in den Vorständen der Top-200-Unternehmen bei 3,2 Prozent, in den größten 100 sowie den DAX30-Unternehmen sogar bei mageren 2,2 Prozent. »Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass freiwillige Selbstverpflichtungen wie bisher nicht reichen«, sagt DIW-Expertin Elke Holst bei der Vorstellung des DIW-Managerinnen-Barometers.
Die neuen Zahlen des DIW Berlin zeigen, dass der Männeranteil in den Vorständen der 200 größten Unternehmen in Deutschland (außerhalb der Finanzbranche) überwältigend ist. Inwieweit ein Rückgang um zwei Prozentpunkte auf 96,8 Prozent in den vergangenen fünf Jahren Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation geben kann, bleibt abzuwarten. »Die Unternehmen haben sich schon 2001 für mehr Frauen in Führungspositionen ausgesprochen«, erinnert Elke Holst. »Angesichts dieser Versprechen ist ein Plus von 18 Sitzen gegenüber 2006 schlicht zu wenig.« 877 von 906 Vorstandsposten in den großen 200 Unternehmen werden von Männern besetzt.
In den Aufsichtsräten gibt es auf den ersten Blick mehr Frauen als in den Vorständen: Immerhin 10,6 Prozent der Aufsichtsratsposten in den Top-200-Unternehmen sind in Frauenhand. Der Grund dafür sind die Mitbestimmungsregelungen: Über 70 Prozent der Frauen in Aufsichtsräten sind Arbeitnehmervertreterinnen. Nur zwei der 200 größten Unternehmen haben eine Aufsichtsratsvorsitzende: Henkel und die Würth-Gruppe – in beiden Fällen stammen die Vorsitzenden aus der Eigentümerfamilie der Unternehmen.