Leichter Aufwind für IT-Anbieter im Handelssektor. Der deutsche Einzelhandel leidet nun schon das dritte Jahr in Folge unter der Konsumzurückhaltung hierzulande. Entsprechend schwach entwickelte sich in den letzten Jahren der Markt für Software und IT Services im deutschen Handel.
Deutsche Händler setzen zunehmend mehr auf Informationstechnologien. Während der Markt für Software und IT Services (SITS) in dieser Branche 2004 noch rückläufig war, kehrte er 2005 auf einen ? wenn auch moderaten ? Wachstumskurs zurück. Zu diesen Ergebnissen kommt die europäische Beratungs- und Marktanalysegesellschaft für Software und IT-Services-Industrie Pierre Audoin Consultants (PAC). Vanessa Solem, PAC-Analystin und Verfasserin des Branchenreports »Retail and Distribution Germany«, gibt einen Überblick über die Entwicklung des IT-Marktes im Handelssektor und geht dabei besonders auf den Großhandel ein.
Raus aus der Talsohle
Insgesamt geht PAC von einem leichten Wachstum von 1,5 Prozent im Jahr 2006 aus. Selbst im Projektgeschäft, das 2004 einen weiteren Rückgang von -5,2 Prozent hinnehmen musste, rechnet PAC für 2006 mit einer Erholung, genauer gesagt, mit einem zweiprozentigen Anstieg.
Auch wenn kein überdurchschnittliches Wachstum auf dem SITS-Markt im Handelssektor zu erwarten ist, werden die kommenden zwei Jahre dynamischer verlaufen. Der Aufschub von Projekten in den letzten zwei bis drei Jahren sowie die Notwendigkeit, die IT zu modernisieren und an die neuen Marktanforderungen anzupassen, werden die Haupttreiber für neue Investitionen sein.
Schon in den letzten paar Jahren nahm der Großhandel eine Sonderstellung ein. Denn dieses Marktsegment sieht sich mit einem immer schärferen Wettbewerb konfrontiert und hat gleichzeitig mit seiner allgemein schwierigen Marktlage zu kämpfen. So wird zum einen die Wirtschaftlichkeit der Großhandelsfunktionen durch Lieferanten zunehmend in Frage gestellt. Zum anderen leidet der Großhandel unter dem schwachen Konsumklima und der Verunsicherung der Endabnehmer. Aus diesem Grund hat er keine andere Wahl, als den genannten Entwicklungen Rechnung zu tragen, das heißt: seine Vertriebsprozesse zu verändern und zu optimieren und seine Kosten zu reduzieren.
Großhändler erweitern ihre Dienstleistungen immer mehr, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Generell bieten sie Lager-Services, Beratungsleistungen (etwa Sortimentsplanung) und Finanzdienstleistungen an, aber auch einen nahtlosen Informationsfluss zwischen Produzenten und Händlern.
Was Software und IT Services betrifft, setzen Großhändler derzeit einen Schwerpunkt auf die Modernisierung ihrer bestehenden, extrem heterogenen IT-Landschaften. Dies schließt Investitionen in Anwendungssoftware und deren Integration zur Optimierung der Supply Chain, eine zunehmende Zusammenarbeit mit Handelspartnern, und immer mehr auch die Kontrolle ihrer Vertriebs-Performance mit ein.
Auf dem IT-Anbieter-Markt tut sich ebenfalls sehr viel. Der Handelssektor gerät zunehmend in den Fokus von großen ERP-Anbietern wie SAP, Oracle und Microsoft. Auch zahlreiche Branchenspezialisten wie SoftM ? darunter auch kleine Nischenanbieter wie Beck et al. und SALT Solutions ? stellen trotz niedriger Umsätze eine echte Konkurrenz dar.