Linux drängt ins Rathaus. Die Tauglichkeit von Linux für den Einsatz in Kommunen ist umstritten. Das Argument des günstigeren Kostenmodells trat vor dem K.O.-Kriterium der fehlenden Fachanwendungen, die meist unter Windows realisiert waren, in den Hintergrund. Nun hat der Pinguin einige Hausaufgaben gemacht, und ein gutes Dutzend Fachanwendungen sind für die Linux-Plattform umgesetzt ? ISVs sind aufgerufen, weitere Lösungen zu entwickeln.
Autor: Hartmut Goebel
Kommunen in Deutschland haben ein zentrales Problem: Sie haben kein Geld. Als dankbare Lösung, Kosten zu senken, haben die Experten die Infrastruktur der Behörden ausgemacht. Die EDV- und dabei insbesondere die Lizenzkosten, bieten umfangreiches Sparpotenzial. So wurde Linux bald hochgejubelt als Low- bis No-Cost-Alternative, doch schnell wurden auch kritische Stimmen laut: Städte wie Schwäbisch Hall und München zeigen zwar, dass ein Umstieg auf Linux Kosten sparen kann. Doch sie zeigen auch, dass diese Umstellung ein Kraftakt ist ? und wo die Grenzen des Möglichen liegen. Server, Desktop und Office-Anwendungen sind weniger das Problem als die so genannten »Fachanwendungen« ? von der Friedhofsverwaltung bis zur Abrechnung von Hundesteuer ? die bislang nur unter Windows verfügbar waren. Die bisher gängige Lösung hierzu lautete: Die Anwendungen werden auf Terminalservern installiert oder unter VMware bereitgestellt. Eine unschöne Lösung, denn zum einen müssen damit weiterhin mehrere Plattformen administriert werden, zum anderen fallen weiterhin Lizenzkosten für Windows an.
Bei diesem Schwachpunkt setzt nun die Initiative »Linux Kommunale« an. Gemeinsam wollen Novell/Suse, HP und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und der Deutsche Städte- und Gemeindebund das Open-Source-Betriebssystem in kleinen und mittleren Kommunen etablieren: Fachanwendungen sollten unter Linux lauffähig werden und in der Tat sind bislang bereits 16 Verwaltungsbereiche abgedeckt. »Damit hat die Idee wirklich Potenzial. Schließlich benötigen viele Kommunen nur zwei, drei Anwendungen und können so schon richtig von der Initiative profitieren«, bestätigt Johann Krahfuss, Mitglied der Geschäftsleitung des Storage-Spezialisten SEP AG, der als ISV im Segment Storage Teil der Initiative ist.
Ziel der Initiative ist es, bald alle Tätigkeitsbereiche der Kommunen abdecken zu können. Gesucht sind daher weitere ISVs, deren Produkte die fehlenden Bereiche abdecken und die willens sind, diese unter Linux lauffähig zu machen. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Anwendungen nach Linux portiert werden müssen ? plattformunabhängige Implementierung etwa in Java oder webbasiert, sind ebenso gerne gesehen. Dabei kommt es mehr auf Breite als auf Vielfalt an: »Für uns ist es nicht interessant, fünf Anbieter für Friedhofsverwaltung zu haben, wenn andere Anwendungen noch komplett fehlen«, erklärt Alfred Steinecke-Nehls, Business Manager NTL bei HP. Er will die Palette der Fachlösungen so schnell wie möglich komplett sehen.
Die Entwickler erfahren dabei Unterstützung in verschiedener Ausprägung: So können sie sowohl das Know-how der Träger der Initiativen Novell und HP abrufen, Experten »ausleihen« und die Testlabore nutzen. Auch finanzielle Unterstützung für die Software-Partner ist Steinecke-Nehls zufolge möglich. Sie finden auf dem Webportal www.linux-kommunale.de weitere Informationen und Ansprechpartner und auch eine Liste der bereits verfügbaren Fachanwendungen.
Umsetzen sollen diese kommenden kommunalen Projekte eine Auswahl an derzeit sieben Systemhaus-Partnern, die strategisch über das Bundegebiet verteilt sind: GNS, Computer Zentrum, Linux Information Systems, Pro-Business Group, COS Concat, Conet und Maxpert. Wichtig bei deren Auswahl war HP zu Folge, dass sie bereits über Erfahrung mit Linux und Kommunen verfügen. »Wir wollen, dass die Partner Know-how-Träger für Linux in Kommunen sind«, fordert Steinecke-Nehls. »Sie garantieren, dass die Projekte auch erfolgreich umgesetzt werden.« Vorerst wollen sich die Initiatoren der Linux Kommunale mit diesen sieben Vertriebs- und Implementierungspartnern auch zufrieden geben.
Ein formuliertes Ziel der »Linux Kommunale« ist es auch, eine »Community« der Kommunen zusammenzubringen. In Webforen können Interessierte relevante Themenbereiche diskutieren und Erfahrungen austauschen. Die Initiatoren des Portals und die Systempartner versprechen, »dabei aktiv mitzumischen«. Und als zusätzlichen Benefit bieten Novel und HP noch ein »Null-Prozent-Leasing« an, wobei sich das Leasing nicht wie sonst üblich auf die Hard- und Software erstreckt, sondern auf das gesamte Projekt. »Damit entlasten wir den Haushalt der Kommunen und erhalten deren Handlungsfähigkeit«, verspricht Steinecke-Nehls.
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www.linux-kommunale.de
www.hp.com/de
www.novell.de