M-Business: SBS realisiert für die Stadt Wien elektronische Parkscheine. Die IT-Tochter des Siemens-Konzerns SBS hat in Österreich eine elektronische Parkticket-Lösung realisiert, mit der Kommunen und Städte Kosten sparen können. Während in Deutschland gesetzliche Hürden solche Innovationen bremsen, haben andere europäische Länder bereits moderne Lösungen für ihre Verwaltungsaufgaben im Einsatz.
Als M-Commerce vor Jahren in den Schlagzeilen auftauchte, wurden noch Anwendungen wie Einkaufen oder Bankgeschäfte per Handy angepriesen. Durchgesetzt haben sich solche mobilen Anwendungen allerdings nie, da sie zum Teil noch auf der benutzerunfreundlichen Wap-Technologie beruhten und Konsumenten kein Vertrauen hatten, teure Güter über ihr Handy zu kaufen. Das Bezahlen per Mobilfunkgerät boomt dennoch. Gekauft werden über das Funknetz aber keine Aktien, sondern Klingeltöne oder seit einem Jahr Parkscheine in ausgewählten Städten Österreichs.
Es sind vor allem Anwendungen des täglichen Bedarfs wie Parkscheine oder Tickets für den öffentlichen Nahverkehr, die sich ideal für den elektronischen Einsatz im Massenmarkt eignen. Sie bieten dem Nutzer einen großen Komfort und entsprechende Einsparpotenziale bei Kommunen oder Verkehrsbetrieben. Seit Oktober vergangenen Jahres setzt die Stadt Wien für ihre rund 120.000 Stellplätze auf ein M-Parking-System, das es Autofahrern ermöglicht, elektronische Parktickets per SMS zu beziehen und zu bezahlen. Bereits 50.000 Nutzer haben sich per Internet registriert und nehmen an Österreichs größtem M-Business-Projekt teil.
Rund 7.000 Parkscheine werden täglich per SMS geordert. Wer kein herkömmliches Ticket sichtbar im Auto hinterlegt, sondern ein elektronisches Parkticket per SMS zieht, ist für die gebuchte Parkzeit mit seinem KFZ-Kennzeichen in einem zentralen System erfasst. Die 230 städtischen Verkehrshüter können per PDA auf das Buchungssystem zugreifen. Die Überprüfung wird in Echtzeit abgewickelt, bei fehlender Legitimation erstellen die Ordnungskräfte an Ort und Stelle Strafmandate, die automatisch in einem Buchungssystem zur weiteren Verfolgung gespeichert werden.
Auf über 40 Millionen Euro belaufen sich Wiens jährliche Einnahmen aus der Parkplatzbewirtschaftung. Mehr als eine komplette Jahreseinnahme hätte die Bundeshauptstadt in die Aufstellung von Parkautomaten investieren müssen, um den traditionellen Verkauf der Tickets in Kiosken zu ergänzen. Die Stadt entschied sich gegen die teuren Automaten und favorisierte eine M-Parking-Lösung. Den Zuschlag erhielt schließlich Siemens Business Services (SBS) als Generalunternehmer. Mit der IT-Tochter des Siemens-Konzerns schloss die Stadt einen Zehn-Jahres-Vertrag ab. Kosten: 15 Millionen Euro. Auch Städte wie St. Pölten oder Bregenz nutzen das M-Parking-System von SBS. Die Münchner achten bei ihrer E-Government-Strategie zwar darauf, dass die entwickelten Lösungen hohe Millionen-Aufträge einspielen ? am besten im dreistelligen Millionen-Bereich. Aber die Möglichkeit, solche standardisierte Anwendungen im ASP-Verfahren als Mietmodell anzubieten, macht M-Parking auch für kleinere Kommunen ab 100 Parkplätzen interessant.
In Deutschland dagegen sind schnelle Vertriebserfolge oder gar Vorzeigeprojekte mit Kunden aus dem öffentlichen Sektor nicht zu erwarten. Die Einführung von M-Parking hierzulande scheitert bislang daran, dass die deutsche Straßenverkehrsordnung zwingend vorschreibt, ein Ticket im Fahrzeuginneren sichtbar zu hinterlegen. Kein Wunder also, dass international beachtete E-Government-Lösungen aus dem Hause SBS wie beispielsweise die Gesundheitskarte für Tschechen, die neue Führerschein-Card für Slowaken oder die landesweite Vernetzung der türkischen Finanzämter in den neuen EU-Ländern Osteuropas, beziehungsweise in Schwellenländern wie der Türkei, realisiert werden.
»Von sich aus erzeugen die deutschen Verwaltungen nur wenig Druck, Innovationen anzustoßen«, bedauert der für E-Government zuständige SBS-Manager Peter Blaschke. Das schlägt sich in der Bilanz des IT-Dienstleisters nieder: Von den 1,1 Milliarden Euro, die das Unternehmen im vergangenen Jahr mit Kunden der öffentlichen Hand umsetzte, stammen lediglich 200 Millionen Euro aus Deutschland.
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