Marktstudie zur VoIP-Nutzung: Kein Potenzial für neue Player

8. Dezember 2005, 0:00 Uhr |

Marktstudie zur VoIP-Nutzung: Kein Potenzial für neue Player. Das Marktforschungsinstitut Forrester Research ist in einer europaweiten Studie der Frage nachgegangen, ob die momentane Aufregung um Voice over IP berechtigt ist. Das Fazit ist für neue Anbieter im Consumer-Segment ziemlich ernüchternd.

Marktstudie zur VoIP-Nutzung: Kein Potenzial für neue Player

Dass die VoIP-Technik den Markt für Telekommunikationsdienstleistungen ebenso wie für TK-Hardware spürbar verändert, steht außer Frage. Bei einer im zweiten Quartal dieses Jahres durchgeführten Befragung von mehr als 25.000 Konsumenten in Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien, Schweden und Großbritannien kommt das Marktforschungsinstitut Forrester allerdings zu einem vernichtenden Urteil für die neuen Konkurrenten der großen Sprach-Carrier.

So können sich gegenwärtig noch 70 Prozent der befragten Konsumenten absolut nichts unter dem Begriff »Voice over IP« vorstellen. Selbst von den Besitzern eines Breitband-Internetanschlusses ahnt nur knapp die Hälfte (48 Prozent), was VoIP ist. Nur ein Prozent nutzt derzeit VoIP für nahezu alle Gespräche von zu Hause aus. Dabei wäre die Ersparnis bei der VoIP-Nutzung enorm: Für Deutschland ermittelte Forrester mögliche Gesprächskosteneinsparungen von 70 Prozent bei innerdeutschen Telefonaten und von 87 Prozent bei Auslandsgesprächen.

Das Potenzial von VoIP entdecken viele Verbraucher wohl erst in den nächsten Jahren: Im Jahr 2010 werde VoIP etwa 30 Prozent des Festnetzmarktes einnehmen, so die Vorhersage von Forrester. Doch selbst bis 2020 werde die Technologie keine hundert Prozent Marktanteil erreichen.

Beim Blick auf die Anbieter von VoIP-Diensten kommt Forrester abschließend zu dem Ergebnis, dass die heutigen VoIP-Herausforderer tendenziell verlieren, während sich die etablierten Telefongesellschaften auf dem Markt behaupten können.

Starke Carrier

Ungewöhnlich kritisch bezeichnen die Marktforscher den VoIP-Hype im Consumer-Bereich als wilden Auswuchs, der an die Tage der Dotcom- und Telecom-Blase erinnere. Irgendjemand werde immer die Kosten für Telefongespräche tragen, es werde niemals absolut kostenfreie Telefonate geben. VoIP werde jedoch trotzdem dafür sorgen, dass sich die Preismodelle für Sprachtelefonie zunehmend verändern.

Der Wandel bedeute allerdings nicht, dass die großen Telcos keine Zukunft mehr haben. Die Unternehmen müssten zügig und energisch auf die Konkurrenz reagieren, was fast überall in Europa bereits geschehen ist. Die Antwort auf den VoIP-Großangriff durch Skype, Sipgate & Co.: Die Einführung von Flatrate-Angeboten für konventionelle Telefonie und eigene IP-Telefonieangebote wie etwa T-Online mit dem Produkt »DSL-Telefonie«. Aufgrund solcher, neuer Angebote und der vorhandenen, großen Kundenbasis, der finanziellen Stärke, dem hohen Bekanntheitsgrad und Vorteilen bei der Rechnungsstellung sowie im Technikbereich würden die etablierten Carrier die junge Konkurrenz vollkommen in den Schatten stellen.

Anbieter wie Sipgate, Telio, Gossiptel und Vonage werden deshalb nach Ansicht von Forrester nicht lange in der Lage sein, als profitable, unabhängige Unternehmen zu überleben. Die beste Hoffnung für reine VoIP-Anbieter sei es, übernommen zu werden oder Lizenzen für ihre Technologie und ihr Servicekonzept zu verkaufen. Die Investoren von Skype hätten das Glück gehabt, von Ebay übernommen zu werden, bevor die Konsolidierungsphase eintritt.

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INFO

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