Über eine eigene Tochterfirma in Potsdam will AWS eine „souveräne Cloud“ in Europa etablieren. Die „AWS European Sovereign Cloud“ soll unter europäischer Führung stehen und keine kritischen Abhängigkeiten von nicht-EU-Infrastruktur haben. Alles für den Betrieb erforderliche befinde sich in der EU.
„In Europa entwickelt, in Europa betrieben, in Europa kontrolliert, in Europa gesichert“ – das alles soll Amazons souveräne Cloud für Europa bieten. Damit reagiert der US-Konzern wohl nicht nur auf den wachsenden Bedarf an Rechenzentrums-Kapazitäten und Cloud-Diensten in Europa, sondern auch auf die zunehmend kritische Einstellung gegenüber Hyperscalern, die US-Recht unterstehen. In der EU gibt es daher verstärkt Anstrengungen, unabhängige Datacenter aufzubauen, in denen die Daten zugriffssicher gespeichert werden können. So meldete vor kurzem die Digitaltochter der Schwarz-Gruppe, Schwarz Digits, ihre souveräne Cloud „StackIT“ zum deutschen Hyperscaler auszubauen (connect professional berichtete).
Vollumfängliche, unabhängig betriebene souveräne Cloud
Die neue „AWS European Sovereign Cloud” soll in Rechenzentren in Brandenburg gehostet werden und soll vollständig unabhängig von dem US-Konzern sein. Sie wird eine europäische Führung, unabhängige Governance und ein eigenes Security Operations Center haben.
Amazon gründet dafür sogar eine eigene Muttergesellschaft. Diese soll von Staatsbürgern aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) geleitet werden und lokalen rechtlichen Anforderungen unterliegen. Kathrin Renz, derzeit Vice President AWS Industries, soll die erste Geschäftsführerin der Gesellschaft werden.
Die AWS European Sovereign Cloud soll ab Ende 2025 verfügbar sein und laut AWS „operative Autonomie mit umfassenden AWS Diensten kombinieren, um die strengen Souveränitätsanforderungen europäischer Regierungn und Unternehmen zu erfüllen“.
Europäische Kontrolle, Governance und Betrieb
AWS wird eine neue europäische Organisation und ein neues Betriebsmodell für die AWS European Sovereign Cloud etablieren, mit einer neuen Muttergesellschaft und drei Tochtergesellschaften, die in Deutschland eingetragen sind. Das Managementteam, das werdel aus einem Geschäftsführer und einem Beauftragten für Sicherheit und Datenschutz bestehen, die alle Staatsbürger in EU-Mitgliedsstaaten mit Wohnsitz in der EU seien, verspricht AWS.
AWS werde außerdem einen unabhängigen Beirat aus vier Mitgliedern für die AWS European Sovereign Cloud einrichten, der rechtlich dazu verpflichtet sei, „im besten Interesse der AWS European Sovereign Cloud zu handeln“. Alle Mitglieder werden EU-Staatsbürger mit Wohnsitz in der EU sein. Darunter werde mindestens ein von Amazon unabhängiges Beiratsmitglied sein. Der Beirat soll als Expertengremium fungieren und Rechenschaft über den Betrieb der AWS European Sovereign Cloud ablegen, einschließlich starker Sicherheits- und Zugangskontrollen sowie der Fähigkeit der AWS European Sovereign Cloud, auch bei Störungen unabhängig zu operieren.
Kathrin Renz wird die erste Geschäftsführerin der AWS European Sovereign Cloud. Sie ist deutsche Staatsangehörige und bringt laut AWS umfassende globale und europäische Expertise mit. Renz wird für die Überwachung von Entscheidungen in Bezug auf Unternehmensführung, Compliance und Sicherheit verantwortlich sein, und sicherstellen, dass die AWS European Sovereign Cloud allen geltenden Gesetzen und Rechtsvorschriften in Deutschland und der EU entspricht.